Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0618
600

Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1927.)

sächlich möglich und sogar bis zu einem gewissen Grade wahrscheinlich machen,
wobei wir diese Hypothese zunächst in einen sehr allgemeinen Sinne nehmen.

Ii. Ich beginne mit der Aufzählung dieser Tatsachen:

An erster Stelle ist da der auswählende und zugleich personifizierende
Charakter des Gedankenlesens, den die Phänomene der
Frau Piper und der Frau Leonhard so oft gezeigt haben. Das Medium ,,liest"
hier das eine in dieser Seele und das andere in jener, und setzt doch alle Resultate
seines Lesens so zusammen, daß es scheint, als stammten sie von einer
Person her, welche zur Zeit der Sitzung nicht mehr lebt. Das alles kann durch
die Annahme erklärt werden, daß das Medium bei seiner Auswahl durch eben
diese Person als eine noch existierende geleitet wird. Man k a n n es freilich
auch erklären, wenn man annimmt, daß das Medium sich zunächst den allgemeinen
Typus der in Frage stehenden Person durch ein Gedankenlesen in
einem der Anwesenden erwirbt, und daß das auswählende Gedankenlesen, welches
nun folgt, von der unterbewußten Vorstellung, die sich das Medium auf
die geschilderte Weise erworben hat, geleitet wird. In diesem Falle würde die
leitende Persönlichkeit nur im Geiste des Mediums „existieren".

Die Phänomene, welche von den britischen Autoren The Classics genannt
werden, gehören hierher und bedürfen keiner besonderen Erwähnung.
Denn es gehört zu den Kennzeichen einer Persönlichkeit, daß sie lateinisch oder
griechisch gesprochen hat.

An zweiter Stelle nennen wir die Kreuzkorrespondenzen, obwohl
auch sie natürlich durch ein Gedankenlesen zwischen verschiedenen Medien
auf weite Entfernung hin erklärt werden können.

Soviel über diejenigen Tatsachen zugunsten des Spiritismus, welche ich bereits
in meiner Londoner Rede erwähnt habe. Mir scheint aber heute, daß es
noch mehr solcher Tatsachen gibt.

An dritter Stelle nenne ich also die „b o ok andnewspaper tests"
welche durch die britische S. P. R. so wohl erforscht worden sind. Vom ani-
mistischen Standpunkte aus würde es sich hier um Hellsehen und nicht um
Gedankenlesen oder Telepathie handeln. Aber es ist schwer auszudenken, wie
das Medium imstande sein sollte, in einem ihm unbekannten Buche eine Stelle
aufzufinden, welche sich auf ein bestimmtes Erlebnis eines Beisitzenden bezieht.
^Ein „Geist", welcher das Buch zu Lebzeiten gekannt hat, vermöchte das wohl.
Wir wissen ja freilich nicht, was er „vermöchte" und was nicht; aber, wenn wir
»eine Existenz überhaupt annehmen, wäre es wohl nicht zuviel, ihm diese Fähigkeit
zuzuschreiben.

An vierter Stelle nenne ich zugunsten des Spiritismus einen Sachverhalt,
dessen Erwähnung vielleicht Ueberraschung hervorrufen wird, und zwar: die
Beschränkung der Fähigkeiten der Medien. Gewiß, sie wissen
eine ganze Menge auf abnorme Weise, sind aber keineswegs allwissend. Steht
das aber nicht dem Spiritismus direkt entgegen? Keineswegs, meine ich: denn
es scheint mir schwer auszudenken zu sein, warum die Fähigkeit eines Menschen,
welcher einmal im Besitze übernormaler Kräfte ist, so beschränkt sein sollte,
wie sie tatsächlich ist. Wenn wir dagegen annehmen, daß eine früher lebende
Person der eigentliche Agent ist, könnten wir diese Beschränkung sehr wohl begreifen
; insbesondere wenn wir die zweite besondere Form des Spiritismus
heranziehen, welche die geistige Persönlichkeit als Persönlichkeit jenseits des
Grabes noch existieren läßt. Denn in diesem Falle möchte der „Geist" an seine


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0618