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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0620
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Zeitschrift für Parapsychologie. 10. Heft. (Oktober 1927.)

populären Glauben an persönliche Unsterblichkeit deckend. William James
neigte der ersten Form des Spiritismus in gewissem Sinne zu: Eine fremde
Persönlichkeit schien ihm am Werke zu sein bei den Phänomenen der Frau
Piper, aber er war nicht ganz überzeugt davon, daß es gerade diejenige seines
Freundes Hodgson sei. Der italienische Parapsychologe Mackenzie hat einen
ähnlichen Standpunkt vertreten, indem er annahm, daß es einen allgemeinen
Uebergeist gebe, in welchen die individuellen Seelen nach dem Tode hineingehen
und aus welchen neue Kombinationen vom Wesen einer Person unter gewissen
Bedingungen auf beschränkte Zeit neu hervorgehen können. Die Beziehungen
zwischen Uebergeist und persönlichen Seelen würden von ähnlicher Art sein wie
diejenigen zwischen einer Seele und mehreren 'Ichen bei der sogenannten Bewußtseinsspaltung
.

Oesterreich hat mit Recht einmal gesagt, daß wir niemals werden ganz
endgültig zwischen den beiden Formen des Spiritismus entscheiden können,
selbst wenn wir ihn im ganzen annehmen. Es scheint mir aber doch möglich
zu sein, daß die eine der beiden Formen des Spiritismus einst als wahrscheinlicher
erscheinen möchte als die andere; wenn nämlich unsere Kenntnisse reicher
sein werden, als sie es heute sind. \

So viel über die spiritistische Hypothese. Animistische Hypothesen werden
natürlich durch sie nicht beseitigt. Denn niemand wird jedes parapsycliische
Phänomen einem verstorbenen Geiste aufbürden wollen. Aber könnte es nicht
sein, daß lebende und verstorbene Geister letzthin eine Gruppe von Wesen
sind, und daß auf diese Weise alle seelischen Erscheinungen der Parapsychologie
das Lesen in einem „Geiste" letzthin bedeuten? Das scheint die Ansicht von
Frederic Myers gewesen zu sein. Sie mag wahr sein. Wenn sie es wäre,
so hätten wir eine neue Form der Geisterlehre vor uns.

Tatsachen brauchen wir an erster Stelle, Tatsachen und nochmals Tatsachen
. Wir müssen uns hüten voreilig zu sein mit unseren Schlüssen. Macht
Hypothesen, so viel ihr wollt, aber vergeßt nie, daß sie bloße Arbeitshypothe&en
sind, dazu bestimmt, über den Haufen geworfen zu werden, wenn sie einer Tatsache
nicht standhalten.

Die Hauptsache für die Parapsychologie scheint mir heute die zu sein, eine
strengere Kontrolle über die Bedingungen des Experiments zu gewannen
. Das Beste würde natürlich sein, könnten wir jeden beliebigen Menschen
zu einem Medium machen, wann wir es wollen. Das liegt durchaus nicht außer
dem Bereich der Möglichkeiten, denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß die
Medien eine besondere Art von Menschen sind. Jeder Mensch ist wahrscheinlich
potentiell ein Medium, und wir kennen nur noch nicht die Bedingungen, unter
denen das Mögliche wirklich wird. Wir werden, wie ich hoffe, diese Bedingungen
eines Tages kennen, und es scheint z.B. als wenn gewisse chemische
Stoffe die Fähigkeit hätten, mediumale Eigenschaften hervorzurufen.

Was wir aber heute schon wenigstens versuchen sollten, ist die Gewinnung
einer Kontrolle über die äußeren Bedingungen des Experimentes ganz nach
unserem Belieben. Dunkelheit z. B. ist ein großes Hindernis bei allen physischen
Versuchen, denn es öffnet immer dem Skeptizismus die Tür. Das Medium oder
der „Geist", wenn es ihn gibt, sagt uns, daß es dunkel sein muß. Wohlan, man
sage ihm, daß man das nicht glaube, und versuche wenigstens alles bei schwachem
roten Licht. Und wenn dann alles gut geht, suggeriere man dem Medium, auf
die Couesche Art, daß alles auch bei gewöhnlichem Licht sehr gut gehen wird.


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