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Hierauf stellte sich Rudi selbst zur Untersuchung. Er trug seinen S*raßen-
anzug, den ich pro forma prüfte. Denn tatsächlich macht der Umstand, daß
während d'^s ganzen Sitzungsverlaufes Hände und Füße des Mediums gehalten
werden, eine körperliche Untersuchung überflüssig; immerhin, ich tat so, als
ob. Es fand sich nichts Verdächtiges. Ich wies ihm seinen Platz an der äußersten
Rechten des Halbkreises an, etwas über i m vom Yorhangspalt, 60 cm von der
Tischmitte entfernt. Hierauf nahmen auch die übrigen Teilnehmer ihre Plätze ein.
Es nahmen an unserer ersten Sitzung nachstehende Personen in folgender
Sitzordnung teil: Rudi, Harry Price, Karl Schneider, Major Kalificius, Frau
Rosa Schneider (Karls Frau), J. E. Gonie, Vernon Conie, Mutter Schneider,
Kapitän Kogelnik, E. Clephan Palmer, Frau Ramspacher. Vater Schneider
blieb außerhalb des Zirkels und setzte sich auf einen Stuhl, der dicht hinter
dem seiner Frau stand, auf deren Schultern er seine Hände legte. Seine Aufgabe
war es, das Licht zu regulieren mittels des an der Wand befestigten
Rheostaten usw. Keinesfalls hätte er über die Anwesenden hinweg in das Versuchsfeld
gelangen können, ohne sofort entdeckt zu werden. Ich möchte feststellen
, daß er am weitesten vom Kabinett — und dementsprechend von den
Phänomenen — entfernt saß. Karls rechter Arm war in meinen eingehakt,
Frau Ramspacher wurde durch Herrn Palmer kontrolliert. Kapitän Kogelnik
notierte alle meine Angaben, die wesentlich erschienen, während der Sitzung,
und schob seine beiden Arme in die seiner Nachbarn, um die Hände zum
Schreiben benützen zu können.
Luftdruck 29,85,* das Wetter warm und sonnig. Zimmertemperatur 08,5
Grad F zu Beginn der Sitzung. Alle Anwesenden befanden sich wohl, das
Medium etwas abgespannt durch die angestrengte Tagesarbeit und die Schule.
Die meisten Teilnehmer kannten sich bereits, nur meine Freunde waren fremd.
Nachdem ich Rudi zu meiner Rechten placiert halte (siehe Skizze), übernahm
ich die Kontrolle auf folgende Weise: Ich hatte Rudis Stuhl zu dem
meinen in einen Winkel von 25 Grad gebracht, drückte Füße und Schenkel des
Mediums hart gegen seinen Stuhl uncl preßte meine Glieder gegen die seinen.
Meine Füße stellte ich auf seine Schuhe. Dann legte ich seine Hände fest auf
meine Knie und umspannte seine Gelenke mit meinen Händen. Auf diese Weise
mußte selbst die leiseste Bewegung Rudis sofort auf mich übergehen. Karl
hakte seinen rechten Arm in meinen linken. Dann überzeugte ich mich durch
einen Blick, ob die übrigen Teilnehmer alle richtig in gegenseitiger Kontrolle
saßen und nun gab ich Vater Schneider das Zeichen, das Weißlicht zu löschen
und die Rotlichthängelampe aufzudrehen. Er konnte das von seinem Platze aus,
ohne aufzustehen.
Es war 8 Uhr 35 Minuten.* Ich lasse nun mein Diktat folgen; Einschaltungen
und Bemerkungen gebe ich in Klammern.
8 Uhr 35 Minuten: Weißlicht gelöscht. Alle Teilnehmer bejahen meine
Frage, ob sie sich gegenseitig kontrollieren. (Das Rotlicht war schätzungsweise
3o kerzig; ich konnte die Umrisse der Teilnehmer einigermaßen erkennen und
sah die Gestalt Rudis vollkommen klar.) Puls des Mediums 75.
8 Uhr 37 Minuten: Rudi atmet tief und regelmäßig; sein Kopf sinkt allmählich
auf meine linke Hand.
8 Uhr 4i Minuten: Starker Ruck bei Rudi, der anzeigt, daß der Trancezustand
beginnt. „Olga" (Rudis Kontrollgeist oder Trancepersönlichkeit) begrüßte
uns, erklärte, sich zu freuen, daß wir gekommen sind und versprach
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