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Price: Die Phänomene des Mediums Rudi Schneider. 621
bier tranken. Aber alles Lagerbier von Oesterreich wäre nicht imstande gewesen
, meine Stimmbänder wieder zur normalen Funktion zu bringen. Mein
Gesang — weniger treffsicher als kräftig — hatte mich stockheiser gemacht.
Nichtsdestoweniger hatten wir alle das Gefühl, einen interessanten x\bend mit
ausgezeichneten Phänomenen erlebt zu haben.
Sitzung vom Donnerstag, den 29. April 1926.
1. Teil.
Gemäß unserer Vereinbarung, um 8 Uhr 10 Minuten abends bei Schneiders
zu sein, stellten sich pünktlich zur Minute meine Freunde und ich dort
ein. Wir hörten mit Bedauern, daß Rudi den ganzen Tag schwer gearbeitet
und am Abend Fußball gespielt hatte, demnach ermüdet war, besonders, da
er in der vergangenen Nacht ja nur fünf Stunden schlafen konnte. Nun —
wir hofften das beste.
Der Zirkel war kleiner als am vorhergehenden Abend; wir saßen in nachstehender
Reihe: Rudi, Harry Price, Karl Schneider, Major Kalifizius, Frau
Rosa Schneider, Mr. I. E. Gonie, Mr. Vernon Conie, Herr Ramspacher, Frau
Kogelnik, Mr. Glephan Palmer, Kapitän Kogelnik. Das Wetter war weniger
schön als gestern, der Luftdruck auf 29,66 gefallen. Temperatur im Versuchsraum
65 Grad F. Kapitän Kogelnik machte die Notizen. Das Zimmer
wurde unter meiner Aufsicht für die Sitzung hergerichtet. Herr Schneider saß.
wie gestern, hinter seiner Frau, um den Rheostaten zu bedienen. Wir benutzten
die Stehlampe mit einer Rotbirne von etwa 3o Watt und stellten sie auf das
Tischchen. Ich untersuchte alles und unterwarf Rudi der gleichen Kontrolle,
wie sie gestern beschrieben wurde.
Genau um 8 Uhr 3o Minuten gab ich das Zeichen, Weißlicht zu löschen.
8 Uhr 3o Minuten: Beginn der Sitzung. Rudis Puls 84.
8 Uhr 35 Minuten: Rudi fällt mit dem bekannten starken Druck in Trance.
8 Uhr 37 Minuten: Rudis Kopf sinkt auf meine linke Hand. „Olga"
flüstert, daß Rudi erwachen werde; wir möchten dann nach 12 Minuten von
neuem beginnen.
8 Uhr 4o Minuten: Rudi hebt den Kopf von meiner Hand, löst seine Linke
aus meiner Rechten und setzt sich in seinem Stuhl auf *— er ist wach und
normal. Wir bleiben auf unseren Plätzen, nur Vater Schneider dreht das
Weißlicht auf. Karl, der auch in Trance gefallen war, ist gleichfalls aufgewacht
. Wir saßen und schwatzten bis 8 Uhr 52 Minuten. Vater Schneider löschte
das Weißlicht. Ich übernahm neuerdings Rudis Kontrolle.
8 Uhr 52 Minuten: Wiederbeginn der Sitzung. Rudis Puls 80.
8 Uhr 54 Minuten: Starker Ruck bei Rudi — Eintritt des Trancezustandes.
8 Uhr 58 Minuten: Kar] fällt in Trance. Ich fühle, wie er in seinem
Stuhl schlapp in sich zusammensinkt.
9 Uhr 4 Minuten: „Olga" sagt: Fester, was beißen soll, daß die Teilnehmer
sich fester an den Händen nehmen müssen. Karl zittert heftig.
9 Uhr 6' Minuten: „Olga" befiehlt: Sprechen! Und wir reden alle auf
einmal. Nun sagt sie „Katharina!", und ich krächze irgend etwas, der Zirkel
nimmt die Melodie auf und jeder singt, so gut er kann. Puls 85.
9 Uhr 12 Min.: „Olga" bittet, das mit Leuchtmasse bestrichene Tamburin
unter die Lampe auf das Tischchen zu legen. Kapitän Kogelnik besorgt dies.
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