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Fachliteratur des Auslandes
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weiten Wanderungen doch Abstand zu nehmen. In den letzten Tagen des Juni
kehrte er gekräftigt aus Ems heim und meinte lachend zu seiner Frau: „Deine
Sorgen waren unnütz, und der ominöse Monat ist ja nun bald herum, ohne daß
mir ein Unglück zugestoßen wäre." — Es war am letzten Tage des Monats Juni.
Die Großeltern erwarteten den Besuch ihrer Enkelkinder, die während der Ferienreise
der Eltern unter der Obhut der Großeltern bleiben sollten. Um den Kindern
eine Freude zu machen, hatte der Großvater einem Bauern den Auftrag gegeben,
am Nachmittage eine Fuhre Sand zum Spielen für die Kinder auf den Hof zu
fahren. Der Pfarrer hatte eine Beerdigung in einem Filialdorfe, hoffte aber wieder
daheim zu sein, wenn der Sand gebracht würde, weil die Auffahrt auf den Hof
etwas schwierig war. Auf dem Heimwege überholten ihn Bekannte in ihrem Auto,
und der Pfarrer nahm ihre Einladung zum Mitfahren dankbar an. So traf er
gerade zu Hause ein, als der Bauer den Sand eben abgeladen hatte und im Begriffe
war, den Wagen wieder den abschüssigen Weg vom Hofe auf die Straße
hinabzufahren. Da der Bauer wußte, daß der Pfarrer mit Pferden umgehen konnte,
bat er ihn, die Pferde an den Kopf zu nehmen. Hierbei muß der Pfarrer gestolpert
sein und einen Stoß bekommen haben, so daß er zu Fall kam und nach wenigen
Minuten verschied. Nach der Meinung des Arztes hatte ein Schlagfluß seinem Leben
ein Ende gemacht.
Fachliteratur des Auslandes.
The British Journal, of Psychical Research. Juli-August 1927.
In dem „National-Laboratorium" hielt H. Ernest Hunt einen interessanten
Vortrag über „Schlaf-Phänomene und eine Arbeitstheori e".
Letztere besteht in der Ansicht von der Dualität des Ichs. Wie der heil. Paulus
sagt, hat der Mensch einen natürlichen und einen geistigen Körper. Der erstere
kann angesehen werden als aus vibrierenden Atomen zusammengesetzt, der andere
Körper als von feinerer Beschaffenheit mit Schwingungen höheren Grades.
Was die Schlaf-Phänomene betrifft, so erwähnt der Redner vor allem
die Zustände des Halbschlafes, welche uns überfallen in der Dämmerstunde, wenn
alles ruht und das Zimmer dunkei ist,. Die Außenwelt tritt zurück und die
innere Welt tut sich auf In solchem Halbschlaf wird der Kontrast augenscheinlich
zwischen dem Wirken des sichtbaren Körpers mit seinen Sinnen und dem Wirken
dessen, was wir den unsichtbaren Körper nenirten wollen. Dieselben Phänomene
erleben wir am Morgen vor dem völligen Erwachten. In diesen Zuständen zeigen
sich schattenhaft Kräfte, welche sicher nicht die gewöhnlichen des Alltags sind.
Der tiefe Schlaf aber ist das Tor zu einem anderen Reich, in welchem Maß und
Gewicht nicht mehr sind und die Zeit ihren Wert verloren hat. Die Ereignisse
von Monaten sind in dem Bruchteil eines Momentes zusammengefaßt. Der Redner
führt das bekannte Beispiel jenes Mannes an, der die vielen Monate der französischen
Revolution im Traume qualvoll durchlebte und schließlich auf der
Guillotine endete. Schon fühlte er das Messer, da erwachte er und fand, daß ihm
eine Bettleiste auf den Nacken gefallen war. Der ganze Traum muß in den Moment
des Fallens der Leiste und des Erwachens zusammengefaßt worden sein.
Wie die Zeit, so spielt auch der Raum im Traume eine andere Rolle als im
gewöhnlichen Leben. Der Redner erzählt ein Beispiel, in dem ein Kollege träumte,
daß er seine kranke Mutter in Isleworth besuchte und dieselbe in einer sonderbar
gemusterten Jacke, umgeben von seltenen Blumen, im Bette liegend fand. Er
wollte die Kranke ansprechen, aber es fiel ihm ein, daß diese erschrecken würde.
Sofort erwachte der Träumer. Er lag in seinem Bette in Oxford, 50 Meilen von
Isleworth entfernt. Lebhaft beeindruckt, reiste er sogleich zur Mutter und sah
seinen Traum in allen Einzelheiten bestätigt.
Solche Tatsachen vernichten die Theorie des Materialismus, denn der Körper
des Träumers lag in Oxford und doch sah er die 50 Meilen entfernte Wirklichkeit.
Er sah sie nicht mit dem physischen Auge, er sah offenbar ohne seinen Körpety
Der Redner wies auch auf analoge Erscheinungen in der Hypnose hin.
Der Hypnotiseur gibt dem Subjekt die Suggestion, in ein fremdes Haus und in einen
bestimmten Raum dortselbst zu gehen und zu berichten, was er sieht und — das
Subjekt hat richtig gesehen!
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