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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0663
Bericht über den 3. internal Kongreß für parapsychische Forschung in Paris. 643

scheidet sie sich noch von diesen durch das Außergewöhnliche. Aber auch das
Außergewöhnliche hat sehr wohl eine Existenzberechtigung, wie Professor
Richet an einer Reihe von Experimenten nachwies. Die Parapsychologie hat
gegen zwei Feinde zu kämpfen: den Betrug und die Unzuständigkeit der
Masse. Ueber ein chemisches Experiment urteilen nur Chemiker, über ein paraphysisches
Phänomen dagegen glaubt jedermann urteilen zu dürfen. Wir wollen
keine Laien", rief Richet unter dem Beifall der Anwesenden.

Die gleichen Grundgedanken führte R iche t in einem Originalaufsatz weiter
aus, der in „Le Journal" vom 26. September erschien: „Alle übrigen Wissenschaften
: die Chemie, die Paläontologie, die Physiologie, und überhaupt die
Medizin, befanden sich einstmals in dem Embryonalstadium der Entwicklung, in
dem sich heute noch die Parapsychologie befindet. Auch hinsichtlich der eben
genannten Wissenschaften hatte früher kein Mensch geahnt, daß sie eines Tages
festen Boden gewinnen, herrschen und die Welt beherrschen würden.

Die Parapsychologie befindet sich heute noch im ersten Kindheitsstadium.
Weil sie aber den Anspruch erhebt, die Wahrheit zu sein, und dies manchmal
anmaßender betont als notwendig, zieht sie sich heftige Anwürfe zu. Yon allen
Seiten Injurien, Spott, und dann verächtliches Totschweigen. Aber man hat
unrecht, und wird es bald begreifen. Das Jahr 1927 ist das Geburtsjahr einer
neuen Wissenschaft: 45 Gelehrte, von denen 2 5 offizielle Hochschullehrer sind,
machen zu dieser Stunde in der Sorbonne sensationelle Mitteilungen.

Im Jahre 1910 war Schrenck-Notzing der einzige Deutsche, der sich mit
Parapsychologie in wissenschaftlicher Weise befaßte. Heute, 1927, stellen die
Deutschen eine starke Anhängerschaft. Auch unsere neue Wissenschaft fußt
auf dem Experiment, deshalb muß die experimentelle Methode die herr-
sehende sein."

In diesem Sinne begrüßt Richet die neue Wissenschaft, von der er glaubt,
daß sie unsere Denkgewohnheiten umbilden werde.

Nach dem ersten Vortrag von Driesch nahm ebenfalls Richet das Wort und
formulierte den sehr wichtigen Satz: Das oberste Gesetz in der Parapsychologie
ist das Resultat der Experimentalmethode. Nur durch das Experiment und die
Erfahrung ist die Parapsychologie möglich. Er wandte sich besonders scharf
gegen verfrühte Theorien und gegen jede Voreingenommenheit, von welcher
Seite sie kommen möge.

Hiermit zeichnete er eine Linie der Gemeinsamkeit, die von allen als selbstverständliche
Grundlage akzeptiert wurde.

Trotz seines hohen Alters war Richet wirklich der herrschende Geist des
Kongresses: Allein die Tatsache, daß er allen Sitzungen beiwohnte und oft abschließend
und richtunggebend in die Diskussion eingriff, ließ ihn als den
ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht erkennen. Schrenck-Notzings
bedeutender Vortrag wird weiter unten gewürdigt. Sehr interessant war auch
Oesterreichs Formulierung der „Materialisation": Ein vom Spalt-Ich aufgebauter
Organismus, in der Art wie wir uns vorstellen können, daß das eigentliche
Ich unsern wirklichen Organismus aufbaut. Die Trancepersönlichkeit ist im
Medium enthalten, reicht aber dureb die Pseudopodien über das Medium hinaus.
Ein Thema, das nur von Lebiedzinsky angeschnitten wurde. Ueber die
Behandlung der Medien zur Erzielung der besten Experimentalresultate scheint
mir etwas zu kurz gekommen zu sein. Denn wenn wir zugeben, daß das Experiment
die Grundlage der ganzen Parapsychologie ist, ist damit das Experimentier-

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