Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0665
Bericht über den 3. internat. Kongreß für parapsychische Forschung in Paris. 645

Ansprachen der Vertreter fast aller Kulturländer folgten, erklärte Dr. Tanagra
als letzter, daß es für ihn zeitlebens ein Eindruck von unverwischbarer Erinnerung
bleiben würde, es erlebt zu haben, wie die eben genannten hochbedeutenden
Wortführer der französischen und der deutschen Wissenschaft einander
umarmt hätten. Ein Bekenntnis, das wohl jedem, der es erlebte, als tief empfunden
aus der Seele gesprochen war. Mit dem Versprechen: „Auf Wiedersehen
in Athen im Frühjahr 1980", verließ man gegen Mitternacht das großartig
verlaufene Fest.

■MO

II. Von Hans Driesch1).

Die neue Wissenschaft der Parapsychologie, d.h. der Psychologie,
welche „neben" der offiziellen Seelenlehre einherläuft, hat immer noch Im
ihre Daseinsberechtigung zu kämpfen. Da war es denn ein bedeutungsvolles
Ereignis für sie, daß der „Dritte internationale Kongreß für psychische
Wissenschaften", der vom 26. September bis ,. Oktober in Paris tagte, ihr gleich-
sam das akademische Bürgerrecht verlieh. Dieser Kongreß fand nämlich in der
Sorbonne, der berühmten alten Pariser Universität, und unter der Präsidentschaft
des Nobelpreisträgers Professor Gh. Rieh et statt. Gleichsam wissenschaftlich
abgestempelt wurde damit die neue Disziplin. Sie selbst hatte das
nicht nötig; nicht nötig hatten diese Abstempelung auch die Mitglieder des
Kongresses selbst: sie wußten durch eigene Erfahrungen oder aus der reichen
Literatur, wie die Sachen stehen. Aber wichtig war die offizielle Anerkennung
für alle Fernerstehenden. Und sie war, das sage ich offen, ein Glück für diese.
Denn nichts ist so bedeutsamer für die Bildung einer echten Weltanschauung1,
wie diese neue vertiefte und erweiterte Seelenkunde, nichts auch kann ihre hohe
sittliche Bedeutung, ihren Wert für eine wahrhaft moralische Lebensführung
ersetzen.

Etwa 4oo Besucher hatten sich eingefunden; unter den Nichtfranzosen.
überwogen die Deutschen; Französisch, Deutsch und Englisch waren als Kongreßsprachen
zugelassen.

Nach einem Begrüßungsabend am 25. September, in einem großen Pariser
Hotel, begannen am 26. morgens die Vorträge. Die Vormittagssitzung dieses
Tages war aber nur als allgemeine Einführung in das Ganze gedacht; Begrüßungsworte
wurden gesprochen, Mitteilungen über Geschichte und Technik der
Parapsychologischen Kongresse gemacht, und der einzige eigentliche Vortrag war
der des Verfassers dieser "Zeilen über „Die Bedeutung der Parapsychologie für
die Weltanschauung", in welchem die unermeßliche Wichtigkeit des neuen
Wissens nicht nur für die Theorie der Welt im allgemeinen, sondern auch für
die sittliche Lebensführung dargelegt wurde.

Es fanden dann täglich zwei etwa drei- bis vierstündige Sitzungen statt, und
rühmend muß von Anfang an anerkannt werden das hohewissenschaft-
liche Niveau alles Gebotenen. Es gab da wirklich gar keine Anek-
dölchen, gar keinen schwärmerischen Kitsch. Und die Gefahr für beides ist
groß auf unserem Gebiete; man hatte sich gegen sie dadurch gesichert, daß
kein Vortrag zugelassen war, der nicht sozusagen das „imprimatur" der
nationalen Kongreßkomitees der verschiedenen Länder erhalten hatte, eine auch
voriges Jahr auf dem amerikanischen Philosophenkongreß geübte Praxis.

0 Zuerst erschienen in der Nummer 281 der Leipziger Neuesten Nachrichten,
für deren freundliche Zustimmung zum Nachdruck wir unseren Dank aussprechen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0665