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652 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1927.)

personifizieren. Eine Schilderung ihres Verhaltens während der Schauungen hier
zu geben, würde zu weit führen, man möge die Beschreibung auf Seile 44, 45
und 46 des Werkes „Die Tyroler ekstatischen Jungfrauen" (i843) von Carus
nachlesen, wo die entsprechenden inneren Erlebnisse der Maria von Mörll angeführt
werden. Diese gleichen vollständig denen bei der Theresia Neumann.

Es machte auf mich den Eindruck, als ob Theresia Neumann während
der Ekstase nach Gestaltung und Bewegung die Passion körperlich erlebt. Während
des Zwischenzustandes erzählt sie ohne jede Affektbetonung das Erlebte.
Nach Beendigung der Hauptekslase aber scheint sie die an den Wundstellen auftretenden
Schmerzen ebenso zu verspüren, wie wir eine schmerzende Verletzung
empfinden, sie windet sich am Freitagnachmittag förmlich in ihrem Bett; erst
gegen Abend wird sie ruhiger und schläft dann tief und ruhig bis zum Samstagfrüh
. Am Vormittag desselben steht sie bereits wieder auf und versieht bis zum
kommenden Donnerstag nachts leichte Arbeiten, sie füttert ihre lieben Vogerl,
begießt die Blumenstöcke in ihrem Zimmer und bringt das Aquarium, das sie
besitzt, in Ordnung. Beim Gehen kann sie nur auf den Fersen auftreten, da die
auf der Sohle vorhandene Wundmalstelle sie bei Ehruck ebenso schmerzt, wie
innen an der Handfläche.

Durch menschenfreundliches Verhalten gegenüber der Besl, durch richtige
Einstellung gegenüber den Eltern und dem Ortspfarrer konnte der Widerstand
gegen eine kinematographische Aufnahme während der Ekstasen in der Hauptsache
gebrochen werden. Es bedurfte aber noch wiederholten kräftigen Ein-
redens auf den am wenigsten für natürliche Erklärungen zugänglichen Vater,
um einige Wochen später die Aufnahme wirklich ermöglichen zu können.
Dieselbe ist gut gelungen, kann aber für öffentliche Vorführungen nicht zur
Verfügung gestellt werden. Diesbezügliche Anfragen sind zwecklos.

Wir gewannen den Eindruck, daß die von vielen Seiten ungerechterweise
geschmähte Resl im Wachsein ein wahrheitsliebendes, gewissenhaftes, zu keiner
Uebertreibung oder Sensation oder zu Betrügereien geneigtes, sehr folgsames,
unerschütterlich an Gottes Allmacht und Güte glaubendes Menschenkind ist.
Nach der persönlichen Mitteilung des Ortspfarrers, der sie von Jugend auf kennt,
war sie in und außerhalb der Schule nach Auffassungsvermögen, Intelligenz und
in ihrem sittlichen Verhalten durchaus nicht verschieden von den anderen Durch-
^schnittskindern gleichen Alters. Sie wurde, wie es in dieser Gegend Brauch ist,
religiös erzogen und lernte natürlich auch die Geschichte vom Leiden und Sterben
des Heilandes kennen. Wie bei Katholiken auf dem Lande üblich, wird
häufig vor den einzelnen Kreuzwegstationen und in der Kirche die Kreuzweg -
andacht und der Rosenkranz gebetet. Wie in keiner anderen Konfession ist daher
Gelegenheit gegeben, durch die bildlichen und plastischen Darstellungen der
Passion sich darein zu vertiefen und dürfte diese Tatsache der Grund dafür sein,
daß Protestanten und Andersgläubige fast nie mit den Wundmalen Christi stigmatisiert
werden.

Um den Standpunkt der höheren katholischen Theologen
kurz zu kennzeichnen, möchte ich folgende Bemerkungen hier einschieben
: Im Kirchenlexikon von Wetzer und Welte, Band xi, unter „Stigmatisation"
heißt es: „Die Stigmatisation darf kein Beweis für die Heiligkeit der stigmatisierten
Person ein, sondern das Vorhandensein der christlichen Tugenden in
heroischen Grade ist nachzuweisen!" Geheimrat Zahn, Professor der katholischen
Theologie der Universität Würzburg sagt: „Wer das Leben der Heiligen


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