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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0676
656 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1927.)

Gebiete der technischen Prüfung der paraphysischen Phänomene, Ingenieur
Grunewald, berichbete, bei Medien zeige das Körpergewicht während des Trancezustandes
eine Veränderung bis zu iokg. Bei der sog. Levitation werde der
Körper ganz bedeutend leichter. Im Mittelalter wurden bei der „Hexenprobe"
die verdächtigen Personen ins Wasser geworfen und waren, wenn sie auf der
Oberfläche liegen blieben, durch ein solches „Gottesgericht" dem Tode geweiht.

Was die Stigmatisationen betrifft, so wissen wir ja zur Genüge,
daß die lusl- und unluslbetonten Vorstellungsbilder, die unter die Schwelle des
Bewußtseins herabgesunken und dort eingewurzelt sind, nicht nur in bewußtem
Gedanken oder Gemüteregungen bri günstiger Gelegenheit in ihrer ursprüng-
liehen Form oder, wie im Traum, in Symbole umgewandelt wieder auftauchen,
\ sondern auch durch die gestaltende Kraft der Seele nach dem geistigen Modell

des Vorstellungsbildes am Körper, ja sogar an dem in der Entwicklung befindlichen
Kinde materialisiert werden können.

Theresia Neumann ist in einer Umgebung aufgewachsen, die religiösgläubig
eingestellt ist, sie hat sich in das Leiden und Sterben Jesu in ihrer
Jugend und insbesondere während des jahrelangen Krankenlagers außerordent-
i lieh vertiefen können, nebenbei wurde sicher auch durch geistlichen Zuspruch

die Erträglichkeit ihres Leidens durch Hinweis auf die vielen Schmerzen und
Peinigungen des von ihr geliebten Heilandes zu erhöhen versucht. Sie kam allmählich
aus Mitleid mit Jesus zu der lustbetonten Auffassung, daß es für sie
eine Gnade sei, sein Leid mit ihm teilen zu dürfen. Aus dem „Mitleid" wurde
unterbewußt ein „Mitleiden". Heute fühlt sich Resl glücklich, an den Freitagen
mitleiden zu können, es besteht also eine starke Leidensfreudigkeit. Als
Gegensatz wäre möglicherweise das Hautphänomen der Eleonore
Z u g u n anzusehen. Dieses Mädchen hatte ich an einigen Abenden im Februar
dieses Jahres kennenzulernen Gelegenheit, als sie sich auf meine Veranlassung
hin der Nürnberger „Gesellschaft für Psychische Forschung" zwecks Beobachtung
zur Verfügung stellte. Nach den mündlichen Mitteilungen ihrer
Gönnerin, der Gräfin Wassilko, und aus deren Darlegungen in der soeben erschienenen
Schrift „Der Spuk von Talpa" kam die 13jährige Eleonore anläßlich
eines Streites mit ihrer Kusine im Hause ihrer kranken Großmutter in starke
Erregung. In dieser Verfassung, also bei Abdämpfung ihres klaren Wach-
^ bewußtseins, sagte die Großmutter zu ihr, mit den für das gefundene Geld
gekauften Bonbons habe sie den Teufel milgefressen und er würde sie nie mehr
loslassen. Dies ist zweifellos eine Suggestion, die in diesem Falle nachhaltend
wirkt. Auch ihre dortige Umgebung in Rumänien, nicht zuletzt der Aufenthalt
im Hause des Pfarrers Dr. Iliescu und im Kloster Gorowei, mußte diese Suggestion
„Dracu in mir" noch verstärken. Außerdem besitzt sie im Gegensatz
zur Theresia Neumann nicht einen aufrichtigen, folgsamen, gutmütigen Charakter
, sondern sie ist boshaft, widerspenstig, unaufrichtig und gerissen. Diese
Wesensart erklärt auch ihren zeitweiligen Trieb zum bewußten oder unbewußten
Schwindeln, das ich selbst feststellen konnte. Wenn sich nun ein Kind vorstellt,
der Teufel sei in ihm und quäle es, so wird sich boi geeigneter Einstellung die
seelische Gestaltungskraft am Körper in einer Form auswirken, wie wir sie bei
Eleonore als böswillige Angriffe, wie Bisse und Kratzer, gesehen haben. Mir ist
heute noch nicht ganz sicher, ob nicht beim Nichteintreten der Erscheinungen
auf ihrer für Dermographie sehr geeigneten Haut Eleonore, gleichsam als Anreiz
, zunächst sich selbst kratzt. Unsere seinerzeitige Annahme, es könnte >iel-

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