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658 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1927.)
Lösung des Rapportes zwischen Hypnotiseur und Medium die hysterischen Symptome
sich vorzudrängen begannen, nämlich Ohnmacht, Zuckungen, krampfhafte
Bewegungen an Armen und Beinen und beinahe auch vollständiger
Krampf. Meiner Ansicht nach ist diese Kenntnis der Variation außerordentlich
wichtig bei Beurteilung der körperlichen Erscheinungen eines für Telekines©
geeigneten Mediums und für die Deutung dieser „okkulten" Phänomene selbst.
Beachtenswert ist hierzu, daß bei verschiedenen Stigmatisierten
, wie bei der Theresia Neumann nur die „hysterische" Seite sich offenbarte,
bei anderen aber neben dieser auchdie spukartige Au swirkung sich
zeigte. Ich erwähne nur die stigmatisierte Maria von Mörll. Garus sagt:
„Dämonische Anfechtungen aller Art hatte sie zu bestehen. Zum Teil trieben
diese Wesen einen durchaus koboldartigen Geisterspuk, ganz wie er in den Spukgeschichten
gemeldet wird. Pater Gapristan erzählte u. a. dem Herrn von Görres:
Einmal habe sich sogar ein ganz gewöhnliches Stück Holz aus dem Nebenzimmer
von selbst hereinbewegt, immer auf Mariens Bett anstrebend, bis eine ihrer
Schwestern das Herz hatte, das Holz zu ergreifen. Die stigmatisierte Maria
DomenicaLazzari wird von unsichtbaren Gewalten angehalten und niedergeworfen
, auf dem Rückwege von dem Felde werden ihr Garben Weizen aus
den Händen gerissen und seitwärts umhergeschleudert." Jn letzterem Falle erscheint
es mir zweifelhaft, ob nicht nur eine falsche Deutung eigenen ..hysterischen
" Handelns vorlag.
Ferner besaß ein großer Teil der Stigmatisierten die Fälligkeit
des „Seelischen Erfühlens'', worunter ich alle außersinnlichen
Wahrnehmungen verstehe, wie Anwesenheits- und Abwesenheitstelepathie, das
„Gedankenlesen" (nicht zu verwechseln mit Gedankenübertragung, bei welcher
der bewußte Wille des Agenten eine Rolle spielt), das „Zweite Gesicht", das örtliche
lind zeitliche, in die Vergangenheit und Zukunft eindringende Hellsehen
und die Psychometrie. Die Einführung des Begriffes „Seelisches Erfühlen
" in die parapsychologische Nomenklatur dürfte von Vorteil sein; der
leider zu früh verstorbene Professor Karl Grubor hat dies in persönlicher Aussprache
mir gegenüber wiederholt betonl.
Hier möchte ich einige Versuchsergebnisse mitteilen, die wir in
Nürnberg in Sitzungen mit Fräulein Helene Schnelle gewonnen haben.
i. Herr Zä., dem Frl. H. S. weder vom Sehen, noch dem Namen nach bekannt
, gab ihr am 12. Juni 1919 einen Brief in die Hand. Auch ich sah
Herrn Zä. heute zum erstenmal.
Nachfolgend die Aeußerung des Frl. H. S. (Das in Klammer Stehende bezieht
sich auf die wahrnehmbaren pantomimischen Gesten.) „Eigenartiges Gefühl
im Kopf, — es ist wie pelzig — als wenn sich etwas darin bewegen tät —
als wenn es darin krabbelt, — das Gefühl ist einseitig, auf der anderen Seile
ist ein Schmerz — man möchte den Menschen leiten — ich möchte jetzt schreien
(verzieht den Mund) — an der linken Halsseite herauf tut es auch weh — er ist
mager, im Gesicht blaß, er ist tot (schließt die Augen, öffnet weit den Mund) —
ich habe das Gefühl, als ob der Unterkiefer herabfällt — eine schreckliche
Angst, als wenn mir alles zu eng wäre (atmet schwer) — es ist ein Zusammenklappen
(spielt mit dien Fingern, faßt sich an den Kopf, dreht und reibt ihn) —
ist nervös, aufgeregt, Hin- und Herlaufen."
Erklärung seitens des Herrn Zä.: „Der Schreiber der Postkarte ist vor meh-
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