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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0679
Boehm: Geheimnisse von Natur und Seele im Falle Konnersreuth. 659

reren Monaten nach längerem schweren Kranksein an Gehirnentzündung gestorben
/'

2. Herr Nervenarzt Dr. Zahn gibt dem Frl. H. S. ein zusammengefaltetes
Schreiben in die Hand.

Frl. H. S. geht, nachdem sie das Schreiben an ihre Stirne gebracht hat, ein
paarmal mit kurzen nervösen Schritten auf und ab, bleibt dann vor einer Ecke
des Zimmers plötzlich stehen und spricht „es ist alles so leer hier mit einemmal
— wie wenn im Kopf nichts mehr drinnen wäre — und dann so traurig, es weht
mich so viel Traurigkeit an — dasjenige muß arg gelitten haben — es ist ein
Herr — es kommt mir gar kein Gedanke mehr, nur Traurigkeit — es wird mir
immer schwerer". Darauf wird sie von einem heftigen Weinkrampf befallen
und braucht einige Zeit, um sich von ihrer Erregung zu erholen.

Herr Dr. Zahn gibt folgende Aufklärung: „Das übergebene Schreiben
stammte von einem Herren, der zur Zeit der Niederschrift an einem schweren
Depressionszustand erkrankt war. Er stand meist auf einem Fleck, stierte in eine
Ecke und jammerte leise vor sich hin. Er war in seinen Klagen sehr unproduktiv
; er äußerte immer wieder, daß er nichts mehr denken könne. Oft wurden
diese Klagen dann von heftigen Weinkrämpfen unterbrochen. Die Haltung
des Mediums war genau dieselbe, die der Kranke seinerzeit angenommen hatte,
wenn er monoton jammernd in eine Ecke des Zimmers stierte.

3. Fräulein H. S. nimmt ein von mir ihr überreichtes kleines Paketchen
in die Hand. Ueber den Inhalt erhält sie keinerlei Mitteilung, ebenso wenig ist
der Inhalt durch Betasten zu erkennen.

Aeußerung des Frl. H. S., während der sie dauernd einen teils schmerzlichen,
teils angstvollen Gesichtsausdruck erkennen läßt.

„Das macht sich schwer — habe in den Beinen sehr schweres Gefühl — dies
hat was mit Steinen zu schaffen — furchtbar beengend — ängstlich — stark
zerbröckelt — rissig, man würde sich weh tun, wenn man hinlangt — spitzig,
rauh — verbrannt — Klumpen — furchtbare Schwere — den Atem hemmt es —
ich sehe Umfallen — Staub, es ist kein Ausweg aus dem Staub — es brennt mich
in den Augen — dort müssen Tote sein — es lähmt sämtliche Organe — kein
Weitergehen — Angstgefühl — Regen — man kommt nicht hinaus — ich sehe
Gestalten, die sind tot, aber sie sehen aus, als wenn sie lebend wären — ich
sehe nämlich eine Frau sitzen mit offenem Mund wie zum Schreien — gekrallte
Finger ins eigene Fleisch — Finger auch in den Boden gekrallt — ich habe
jetzt Schmerzen im Hals—es sticht mich im Hals (hustet) — ich höre Lachen,
aber kein schönes, sondern wie irr — das ist beängstigend —

Ein Hasten, ein Schreien, ein Rennen,
Als würde es hinter einem brennen.
Verwüstet wird das herrliche, blühende Land
In Asche und Sand."

In einem zugeschraubten Gläschen befand sich Staub (Asche), der von zerfallener
Lava des Vesuvausbruches im Jahre 1906 stammte. Der Versuch fand
am 18. Mai 1918 statt, also zwölf Jahre nach der Katastrophe.

Weitere Versuche sind beschrieben in meinem Buche „Seelisches Erfühlen",
welches 1921 im Baumverlag erschienen ist.

Ueber seine Beobachtungen bei eigenen Versuchen mit Frl. H. S. äußert
sich mein Lehrer, Herr Geheimrat A. Fleischmann, Universitäts-

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