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Boe'hm: Geheimnisse von Natur und Seele im FaJIe Konnersreuth. 661
Priester, wie dieser nachher selbst bezeugt, wenigstens sechs Minuten lang auf
das allergeläufigste in dessen Landessprache unterhalten. Auch lateinisch sprach
sie mit Priestern. Ein junger Graf aus Paris, der sie besuchte, ward französisch
von ihr angeredet. Mit den meisten ihrer Besucher jedoch spricht sie nichts,
gibt ihnen aber durch Zeichen zu erkennen, was man, in was immer für einer
Sprache, m ihr sagt."
Vielleicht versteht Therese Neumann auch über solchen außersinnlichen Weg
hebräische und aramäische Worte.
Die stigmatisierte Maria Beatrice Schuhmann von Pfarrkirchen
in Niederbayern erkannte in der Ekstase, wobei nach gerichtsärztlichen Gutachten
ihre Sehkraft gänzlich gehemmt war, bei Betasten der Finger eines lebenden
Menschen, ob sie einem Geistlichen angehörten, ob dieser noch nüchtern war
und die Messe schon gelesen hatte. Sie konnte ferner angeben, ob eine von ihr
berührte Reliquie echt sei. Auch beschrieb sie in der Ekstase das Innere einer
Kirche, die sie noch niemals, weder in natura noch auf einem Bilde gesehen
hatte. Einmal erkannte die Schuhmann auch auf außersinnlichem Wege, daß
heute, nicht wie gewöhnlich, der Kooperator die Messe liest, sondern ein fremd-
der Herr mit einer Glatze. Sie beschrieb, ohne körperlich dabei zu sein, genau
die Wegrichtung, das Haus, das Zimmer und die dort liegende Schwerkranke,
bei welcher der Pfarrer zu Besuch weilte und was der Pfarrer sprach. Sie vernahm
auf gleiche anormale Weise, daß ein entfernt wohnender Taglöhner unmittelbar
vor seinem Tode die Worte rief: „Aus ist's, aus ist's", was wirklich
zur gleichen Stunde geschah.
Die stigmatisierte Gemma Galgani, gestorben im Mai 1902, teilte ihrem
Beichtvater schriftlich mit: „Monsignore glaubt wohl, mich ohne mein Wissen
vom Arzte besuchen zu lassen?" Tatsächlich hatte Msjjr. Volpi, ohne es jemand
mitgeteilt zu haben, die Absicht wegen der Wundmale Gemmas einen tüchtigen
Arzt zu Rate zu ziehen.
Der stigmatisierte Pater Pio von San Giovanni in Süditalien, der zur
Zeit noch lebt, sagte zu einem Besucher, der bei ihm beichtete, warum er denn
solche Nichtigkeiten ihm erzähle, während er doch ganz andere schwere Dinge
zu bereuen habe, nämlich dies und jenes, was richtig war.
Auch bei Therese Neu mann zeigen sich beLnders in letzter Zeit der-
artige Fähigkeiten des „Seelischen Erfühlens". So erklärte sie an einem Freitag
nachmittags, der Professor, der heute zwecks einer Untersuchung bei ihr gewesen
sei, werde heute noch einen Schrecken erleben. Eine Stunde später wurde
bekannt, daß der Betreffende mit einem Auto an einen Baum angefahren sei,
wobei das Auto schwer beschädigt wurde, während die Insassen unverletzt blieben.
Mehrere Male schon erklärte sie, daß heute ein von ihr näher bezeichneter Besucher
nicht an Gott glaube. In dem einen Falle handelte es sich um ein Mädchen
, das sich der Prostitution hingibt, bei einem anderen Fall war ich selbst
Zeuge, es handelte sich um einen Freidenker, den ich persönlich kannte. Einmal
fühlte sie mitten in der Nacht das Sterben eines Bauernmädchens, das
mehrere Stunden entfernt wohnte und erlebte deren Krämpfe mit. Auch soll
sie einmal beim Durchschreiten des Friedhofs die Gestalt eines Pfarrers und,
wie sie sagte, dessen Köchin geschaut haben, die sich vergiftet hätten. Niemand
im Orte wußte etwas hierüber, erst beim Nachschlagen im Kirchenbuche fand
man, daß vor hundert Jahren sich dort diese Tragödie abgespielt hat. Letzteres
erinnert an die Fälle psychischen Spukes, der an bestimmten Orten und in altem
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