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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0684
664 Zeitschrift für Parapsycbologie. 11. Heft. (November 1927.)

Grade begabten Menschen, wie Ludwig Aub, Helene Schnelle und Raphael
Schermann sehr menschenliebend, mitleidig und hilfsbereit sich zeigen.

Zum Verständnis der parapsychischen Phänomene wiederhole ich msam-
menfassend das Wesentliche derselben:

I. Seelische Zerrissenheit, innere Disharmonie, Persönlichkeitsspaltung
, Absonderung von Umgebung

führen entweder zu a) „Hysterischen körperlichen Erscheinungen" (Ohnmacht
, Krämpfe),
oder zu b) „Mediumität" mit psychophysischen Erscheinuneeo

(Trance, Telekinese, Spuk). *

IL Seelische Einheit, innere Harmonie, Verbindung mit der Umgebung
und dem All

führen entweder zu a) „Genialität" (Intuition, Inspiration).

oder zu b) „Mediumität mit psychischer Erscheinung" (Bewußtseinseinengung
, Seelisches Erfühlen, Natur-
sichtigkeit).

Der normale Vorgang des Sicherinnems beruht auf dem gleichen psychi-
chen Prozeß, wie das außersinnliche Erfühlen. In beiden Fällen tritt das Bewußtsein
in Verbindung mit der „Welt der materiellen und geistigen
Beziehungen und Zusammenhänge" innerhalb der Menschheit,
auf der Erde und im Kosmos. Beim Erinnern jedoch tauchen nur solche
Dinge in unserem Bewußtsein auf, die schon früher einmal daselbst eine Rolle
gespielt haben, während anormalerweise beim Erfühlen auch Erlebnisse aus
fremden Bewußtseinstiefen (Telepathie) und, allerdings selten, auch Geschehnisse
bewußt werden können, die überhaupt noch keinem lebenden Menschen
bekannt waren („Heilsehen"). Es bestehen nur Unterschiede in der Reichweite
des Erfassens. Die Sinnesorgane scheinen normale körperliche
Hemmungseinrichtungen zu sein, um in der Regel nur soviel
bewußt werden zu lassen, als uns für das irdische Leben zuträglich ist.

Aus meinen Ausführungen dürfte deutlich hervorgehen, daß bei dem endgültigen
wissenschaftlichen Urteil über den Fall Konnersreuth der Parapsycho-
loge mindestens ebenso viel mitzusprechen hat als der Mediziner und der Alt-
Psychologe. Richtig verstanden und verwertet dürfte Jungfrau Theresia Neumann
# ungewollt für die junge Wissenschaft „Parapsychologie" von großem Nutzen
sein. Nicht zu bestreiten ist, daß ohne gründliche Kenntnisse
in parapsychologischen Fragen die Aufsehen erregenden
Vorkommnisse in dem kleinen bayerischen Dörfchen
gar nicht verstanden werden können. Die Ignoranz der
meisten Aerzte auf dem neuen Forschungsgebiet rächt sich jetzt; sie werfen
alles in den Sack „Hysterie" und glauben dadurch ihre Mitmenschen aufklären
und befriedigen zu können. Mediziner und auch Theologen können sich den
neuen Forschungsergebnissen nicht mehr verschließen.

Für die Allgemeinheit von Wert ist die nicht abzuleugnende Tatsache, daß
die Idee leitend, gestaltend und organisierend den Stoff beherrscht, wie Professor
Hans Driesch in seiner Lehre von der „Entelechie" immer wieder betont,
und daß Schiller schon vor o5 Jahren die Wahrheit erkannt hat, wenn er
Wallenstein die Worte in den Mund legt:

„Es ist der Geist, der sich den Körper baut/'


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