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Neugarten: Zum Problem der Stigmatisationen.

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lieh1): „In der Aufregung mutete ich mir doch zuviel zu. Wieder wollte ich
eben einen vollen Kübel hinaufreichen, da fiel mir auf einmal der Kübel aus
der Hand. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte im Rücken einen Schmerz empfunden
, wie wenn ich mich etwas gezwickt hätte. So mußte ich von meinem
Stuhl herunterste igen und den Brandplatz verlassen." Sie begegnet dann ihrer
Mutter und antwortet auf deren Frage, warum sie krumm gehe: „Ich weiß es
auch nicht, mir tut das Kreuz weh, und ich kann nicht mehr. Mir ist es gerade),
wie wenn man mir einen Strick um den Leib geschnürt hätte/* Zunächst ruht
sie sich zu Hause eine Weile aus und vermag dann abends die Stiege im Hause
ihres Dienstherrn hinaufzusteigen, was ihr vorher nicht möglich war. „Das
Kreuz und alle Glieder taten mir weh." Sie hält einige Tage Bettruhe, kann
aber dann nur kleine Arbeiten ausführen. Dabei erleidet sie einmal einen Unfall.
Als sie eine kleine Menge Saatkartoffeln aus dem Keller holen will, fällt sie
von drei oder vier Stufen rücklings wieder in den Keller. Nun geht es noch
schlechter mit der Arbeit. Offenbar Mitte April verbringt sie zunächst acht
Tage zu Hause im Bett, fährt zum Arzt und wird ins Krankenhaus überwiesem.
Bezüglich ihrer jetzigen Beschwerden zitiere ich 2): „Auf die Frage des Arztes 8).
was mir fehle, griff ich zunächst nach der schmerzenden Stelle am Rücken und
fuhr dann mit den beiden Händen nach vorne, so wie man einen Gürtel anlegt.
Dabei äußerte ich, daß ich ein Empfinden hätte, wie wenn mir der ganze Leib
mit einem Stricke zusammengeschnürt wäre. Zugleich klagte ich auch über
Schmerzen im Magen." Sieben Wochen ist sie im Krankenhause; nach ihrer Angabe
wird sie auf Magensenkung behandelt, mit Bettruhe und Milchdiät. Dort
hat sie auch schon manchmal Krampfanfälle, die sich später noch oft wiederholen
, sogar mehrmals täglich. Während des Sommers 1918 ist sie außer Bett.
Es ffeht ihr aber dann wieder schlechter, und im Oktober iqi8 beginnt ihr
langes, ständiges Krankenlager. Durch die Krämpfe verliert sie die vorderen
Zähne, „welche oft für meine Geschwister ein Gegenstand des Neides gewesen
waren". Bald treten Beschwerden an den Augen auf, und von Mitte März 1919
ab kann sie nichts mehr sehen. Hinzu kommen weiter Lähmungserscheinungen;
die linke Seite war einmal ein viertel Jahr lang gefühllos und unbeweglich.
Gleichzeitig konnte sie auf dem linken Ohre nichts hören, vorübergehend i4 Tage
einmal auch auf dem rechten Ohre nicht. Seit Dezember 1922 hat sie ein Halsleiden
und kann fast nichts mehr genießen. Vom Arzt wird Lähmung der
Schluckmuskel festgestellt. In den Jahren 1923 und 24 treten mehrmals offenbar
Mandelabszesse auf. (Therese spricht von Halsgeschwüren, die Erstickungsanfälle
erzeugten, bis sie sich nach innen entleerten.) Einmal ist auch von
Medizin, die zur Heilung eines Magengeschwürs dienen sollte, die Rede. Die
Krampfanfälle verlaufen so, daß bei Bewußtlosigkeit sie entweder im Bett hochgeworfen
oder daß ihr Körper steif wie ein Brett wird. — Durch ihr langes
Krankenlager bekommt sie Aufliegewunden, sechs bis acht Flecke auf dem
Rücken und insbesondere eine größere Wunde am linken Fuß. Alle Wunden zeigen
Absonderungen. — Am 24. April 1923 beginnen die Heilungen, sie kann an
diesem Tage plötzlich wieder sehen, es ist der Tag der Seligsprechung der kl. hl.
Therese. Zwei Jahre später, am 3. Mai 1925, heilt über Nacht die Eiterwunde

*) Diese Stelle scheint mir als Beginn des Leidens besonders wichtig.

2) S. 40 des genannten Buches.

3) Es handelt sich um den. Arzt, der sie ins Krankenhaus schickte.


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