http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0699
Sichler: Ueber magische Tricks u. die Nachahmung okkulter Phänomene. 679
eigentlich nur sie. Ihre Deduktion vermag nur aus einer Metaphysik des
Irrationalen zu erfolgen, die zugleich eine solche der Individualität und der
Totalität sein müßte — beides Aufgaben, für die wir die geistigen Organe noch
nicht in uns ausgebildet haben.
lieber magische Tricks und die Nachahmung okkulter
Phänomene.
Von Albert Sichler, Bern.
Einleitung. — Die Hilfsmittel: Zaubertricks (Palmieren, Eskamotieren,
Zerreiben eines Gegenstandes, Spielkartenkunstgriffe), die Deckung, die Ablenkung,
die Finte, die Ideenassoziation, die Verheimlichung des ausschlaggebendenMoments.—
Nachahmung okkult-physikalischer Vorgänge: Erscheinen und
Verschwinden von Gegenständen (Materialisation und Dematerialisation); Schwebekunststücke
, Fernbewegungen, Levitationen (Telekinese); Durchdringung der Materie
, Geistererscheinungen, Geisterschränke, Spuk, Entfesselungskünste; Wandern
von Gegenständen (Apporte); Stigmatisation; Puls aussetzen. — Nachahmung
okkult-intellektuellerVorgänge:Gedankenübertragung (Telepathie);
Hellsehen, Prädestinationskunststücke; Sphärenmusik. — Schlußfolgerungen
. Quellen.
Einleitung.
Daß zur Beurteilung der Echtheit okkulter Phänomene eine eingehende
Kenntnis der magischen Tricks unerläßlich ist, dürfte selbstverständlich sein.
Denn bei mediumis tischen Experimenten muß man zunächst immer an irgendwelche
Täuschungen, bewußten oder unbewußten Betrug denken. Und erst dann,
wenn einem Medium jede Möglichkeit zu täuschen absolut entzogen worden ist,
darf man Schlüsse auf die Echtheit okkulter Phänomene ziehen.
Woher sollen nun die Kriterien zur Bewertung von mediumis tischen Kon-
irollmetboden genommen werden, wenn nicht durch die Kenntnis trickmäßiger
Nachahmungen durch Pres tidigitateure und die Kenntnis des Ausmaßes möglicher
Täuschungen überhaupt. Es ist deshalb sehr wichtig für einen jeden, der
parapsychisch-kritisch tätig sein will, daß er sich in diesen Dingen auskenne. Die
Beschäftigung mit parapsychischen Fragen erfordert schlechthin, daß man mit
der Technik und der Psychologie der Zauberkunst einigermaßen vertraut sei.
Und wäre es auch nur darum, daß einer nicht gar so unwissend und verlegen
ist, wenn er sich den gelegentlichen Darbietungen eines Taschenspielers gegenüber
sieht, die er sich in keiner Weise zu erklären vermag.
Eben deshalb sei hier versucht, das Wesen der magischen Kunst kurz darzustellen
, besonders ihre Beziehungen zur Parapsychologie, auf die es hier besonders
ankommt. An Hand einiger eingehender beschriebener Beispiele wird
man in die Psychologie der Täuschung besser eindringen. Selbstverständlich darf
man nicht glauben, nach Kenntnisnahme der nachfolgenden Trickbeschreibungen
imstande zu sein, jeden neuen Trick ohne weiteres zu durchschauen. Dies ist
selbst dem berufsmäßigen Taschenspieler oft nicht möglich, und man muß sich
begnügen, in die geläufigsten Täuschungsmöglichkeiten eingeweiht zu sein. Es
zeigt sich dabei, daß diese viel zahlreicher und raffinierter sind, als man gemeinhin
anzunehmen glaubt. Ferner, daß es Tricks gibt (wie gewisse Knotenbildungen
und -lösungen, Verknüpfungen von Taschentüchern, Schleifenbildungen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0699