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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0700
680 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1927.)

von Papierbändern u. a.), die selbst, wenn man sie kennt, nicht recht begriffen
werden; ganz einfach, weil es den meisten von uns unmöglich ist, sich diese
i Dinge räumlich-analytisch vorzustellen. >

Wer würde beispielsweise imstande sein, vorauszusagen, was aus einem Papier*
streifen (ca. 4x50 cm) wird, dessen eines Ende man vor dem Zusammenkleben
mit dem anderen entweder ein halbes, ein ganzes, oder einundeinhalbmal um
sich herumgedreht hat, und nachher der ganzen Länge nach in der Mitte entzwei
schneidet? Die Ergebnisse sind überraschend. Bei halber Drehung entstehen nämlich
nicht etwa zwei Papierringe, sondern ein einziger, doppelt so großer Ring;
bei ganzer Drehung zwei ineinanderliegende Ringe und bei einundeinhalber Drehung
zwei verknotete Ringe.

Oder wer würde glauben, daß zwei Personen, von denen jede mit den beiden
Enden einer starken Schnur an den Handgelenken gefesselt ist, so daß beide Hände
je einen halben Meter voneinander durch die Schnur verbunden und außerdem mit
derselben der anderen Person verhängt sind, dennoch sich in kürzester Zeit lösen
können? Die eine Person braucht hierzu nur den mittleren Teil, der, ihre beiden
Hände verbindenden Schnur doppelt zusammenzufassen und sie unfer der einen Fesselung
der anderen Person, in der Richtung vom Ellbogen her durchzuziehen, worauf
diese aus der gebildeten Schleife schlüpft und beide Personen frei werden *).

Man bilde sich also nur nicht ein, daß man mittels dem gesunden Menschen-
\ verstand und dem genauen Aufpassen, wie es zugeht, hinter das Geheimnis gewisser
Tricks gelange. Diese sind oft sehr kompliziert, auch wird ein einzelnes
Kunststück manchmal mittels verschiedener Tricks durchgeführt, die in ihrem
Zusammenhang nicht leicht durchschaut werden.

Die nachfolgenden Ausführungen sollen instand setzen, zu beurteilen, auf
was es bei den Taschenspielerkunststücken ankommt. Zugleich lernt man dabei
die Grenzen kennen, die der magischen Kunst gezogen sind und über die hinaus
sie nicht wirken kann. Sind die Grenzen der Täuschungsmöglichkeiten aber erkannt
, so ergeben sich hieraus wiederum die Forderungen, die man zur sachgemäßen
Durchführung von mediumistischen Experimenten zu stellen hat. Als
Resultante ergibt sich dann eine kritische Einstellung überhaupt und damit eine
innere Sicherheit in der Bewertung von einwandfreien Kontrollmethoden zur
Feststellung echter parapsychischer Phänomene. Dazu genügt es aber nicht, ganz
allgemein zu wissen, daß es dem Salonmagier unter gewissen Bedingungen unmöglich
sei, etwas zu produzieren; man muß auch wissen warum.

Daß man die parapsychischen Phänomene nicht vorwiegend von der magischen
4 her betrachten darf, ist klar und wird ohne weiteres auch von Prof. A. Kollmann
zugegeben, der sich ganz besonders um die taschenspielerische Kontrolle okkulter
Phänomene bemüht. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß das Wundtsche
Institut für experimentelle Psychologie das Studium der Salonmagie in sein
Arbeitsprogramm aufgenommen hat. Denn es ist zweifellos, daß die magischen
Täuschungen einen wichtigen Untersuchungsstoff für die normale Psychologie
abgeben. Wenn er indessen glaubt, es werde möglich sein, die mediumistischen
Experimente auf taschenspielerische Weise nachzuahmen, ja womöglich noch zu
übertreffen, so befindet er sich in einem starken Irrtum, denn nachgeahmte

i) Dieser Trick ist ein typisches Beispiel einer Bindung und Lösung, die, trotzdem
sie einfach ist, der räumlichen Auffassung große Schwierigkeiten bereitet.
Man begreift namentlich nicht, warum der Kunstgriff so leicht mißlingt. Es kommt
nämlich darauf an, ob die Schnur, mit der man verhängt ist, von oben oder von
unten um diejenige der anderen Person herumgeführt wurde. Ferner ist es wichtig,
ob die Schleife links oder rechts vom Knoten der Handgelenkfesselung durchgebogen
wird. Beschreiben läßt sich dies nicht, man muß es praktisch ausproben.


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