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688 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1927.)
einen andern, ähnlich geformten Gegenstand auszutauschen, den man leicht wegschaffen
kann. Oft begnügt man sich einfach damit, der Umhüllung eine Form
zu geben, als ob der eskamotierte Gegenstand sich noch unter ihr befände.
Ein kleines Geldstück kann beispielsweise auf folgende Art zum Verschwinden
gebracht werden. Man legt es unter ein Tuch, palmiert es und vertauscht es
gegen einen offenen Ring von gleicher Größe. Das eine Ende des Ringes ist zugespitzt
, so daß der Ring, ohne ein Loch zurückzulassen, durch das Tuch hindurch
entfernt werden kann.
Ein anderes Beispiel: Der Vorführende ergreift einen Papierbogen und
wickelt einen Vogel darin ein. Er nimmt das Paket und zerknüllt es und — der
Vogel ist verschwunden. Erklärung: Der Taschenspieler kehrt seine rechte Seite
den Zuschauern zu. Links von ihm steht ein Stuhl mit Lehne, über der die
Zeitung hängt, in die der Vogel eingewickelt werden soll. In näclisler Nähe des
Stuhles befindet sich ein unten durchsichtiger Paravent, hinter dem ein Gehilfe
mit einem Fangnetz kniet. Zieht der Vorführende den Zeitungsbogen hoch, so
deckt er damit den Vogel. Diesen Moment benützt er, um den Vogel rasch in
das von dem Gehilfen hinter die Stuhllehne vorgeschobenie Netz hineinzugehen.
Der Vorführende täuscht den Vogel dadurch vor, daß ei die Zeitung um
seine Hand wickelt.
Anders geschieht das Verschwinden in folgendem Kunststück. Eine Dame
steigt auf ein vernickeltes, mit einem Tuche bedecktes Tischgestell, worauf von
der Diele her sich ein vorne offenes Tuchzelt über sie senkt. Nun wird auch die
vordere Seite durch einen Vorhang geschlossen; kaum ist dieser herabgelassen
worden, so wird er wieder hochgezogen und die Dame ist verschwunden. Die
Tischdecke wird weggezogen, um zu zeigen, daß die Dame nicht etwa im Tische
steckt. Hierauf wird das Tuchzelt wieder hochgezogen, wobei alle vier Seiten
aufgerollt sind — die Dame bleibt verschwunden. Diese Illusion soll einen außerordentlichen
Eindruck machen, weil das Experiment leicht überblickbar scheint
und doch des Rätsels Lösung nicht gefunden wird. — Erklärung: Als man den
Vorhang wieder hochzog, wurde die Dame durch einen zweiten schwarzen Vorhang
im Zeltinnern unsichtbar gemacht. Zieht man den Tisch unter dem Tuchzelt
weg, um zu zeigen, daß die Dame sich nicht in demselben befindet, so hängt sie
sich an einen Trapezring, der an einem Seil befestigt ist, auf. Das Seil geht durch
die Spitze des Tuchzeltes und wird von einem Oehilfen hinter den Kulissen gehalten
. Beim Wegnehmen der Tischdecke verschafft man der Dame die notwendige
Deckung, damit sie am Seil in eine Versenkung verschwinden kann.
Anschließend hieran seien noch zwei Beispiele gegeben, wobei elastische
Zugschnüre als hauptsächlichstes Hilfsmittel dienen. Man gibt in eine Tüte ein
Tuch hinein, verschließt die Tüte und gibt sie jemandem zum Halten. Oeffnet
der Betreffende die Tüte, so ist das Tuch spurlos daraus verschwunden. Dieser
hübsche Trick läßt sich mittels einer einfachen Drahtklammer und eines daran
befestigten Gummizugs, der in den Aermel oder zwischen Rock und Weste geht,
ausführen. Das Tuch, das man in die Tüte legt, befestigt man im letzten Moment
an der Klammer und läßt es unter Deckung der Tüte in den Rockärmel gleiten;
man verschließt die Tüte, gibt sie zum Halten, und das Tuch ist verschwunden.
(Nach Müde.)
Unnaehahmbar elegant und sicher hat der Zauberkünstler E. Thorn s. Z. einen
Vogelkäfig samt Vogel aus freier Hand verschwinden lassen. Besonders erstaunten
die Zuschauer, wenn er manchmal, inmitten des Publikums, den Käfig von jemandem
oben und unten halten ließ und ihn dennoch unsichtbar zum Verschwinden
brachte. — Es handelt sich hierbei um ein Apparatenkunststück. Der Käfig ist in
der Diagonale völlig zusammenklappbar und nimmt dann einen äußerst kleinen
Raum ein, so daß man ihn bequem in den Rockärmel hineinziehen kann. Um das
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