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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0714
694 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1927.)

Grabes der Vermißten berichtete, war darüber keinem lebenden Menschen auch
das Geringste bekannt. In keines lebenden Menschen Gehirn befand sich damals
auch ein einziges Vorstellungsbild, das sich auf diesen Vorfall beziehen konnte.
Bei dem Hellgesicht des Londoner Mediums konnte es sich füglich nicht um eine
Gedankenübertragung zwischen dein Medium und einem lebenden Menschen handeln
, das Medium hat vielmehr seine Kenntnisse aus einer anderen Gedankenwell
geschöpft, aus den nach dem Tode weiterbestehenden Gedanken der Verstorbenen
selbst.

Mitchell berichtete über einen zweiten ähnlichen Fall, der seinerzeit von dem
Pariser Forscher 0 sty eingehend untersucht worden ist. Hier war das Schicksal
eines Touristen aufzuklären, der, ohne jemanden Mitteilung zu machen, wohin
er sich begeben wolle, Paris verlassen hatte und seither spurlos verschwundea
war. Der Vater des Vermißten, ein in Paris sehr angesehener Bankier, wandte
sich an Dr. Osty, der damals in der Person einer jungen Architektensgattin <ein
neues Medium entdeckte. Dieses hellseherisch begabte Medimr vermochte genau
anzugeben, daß der Tourist, entgegen der früheren Annahme, keinen Selbstmord
begangen habe, sondern abgestürzt sei. Seine Leiche sei über eine steile Felswand
in eine Schlucht hinabgekollert, und liege dort unter einem Gebüsch. Von der
Höhe der Felswand könne daher nichts wahrgenommen werden. Auf Geheiß
Doktor Ostys ließ nun das Medium im Tranoezustand die Erinnerungsbilder |des
Weges zur Felswand, den der Tourist zurückgelegt hatte, an sich vorüberziehen
und gab dann an, daß drei Kilometer von der Unglückssteile eine kleine Kirche
stehe. Das Medium beschrieb eingehend die Kirche, ja, es vermochte sogar die
lateinische Inschrift über dem Toreingang der Kirche zu lesen. Die Kenntnis
dieser Inschrift gestattete nun, die Kirche und 3ann auch die Felswand, wo das
Unglück gesehen sein soll, aufzufinden. Die Angaben erwiesen sich richtig, die
Leiche befand sich am angegebenen Ort in einer Schlucht, und zwar, wie das
Medium es gesagt hatte, hinter einem Gebüsch.

Da der Tourist keinen Begleiter hatte und sein Todessturz ohne Augenzeugen
jählings erfolgt war, konnte kein Lebender von den näheren Begleitumständen
seines Schicksals Kenntnis haben. Aus welcher Quelle hat nun die Pariser Hellseherin
ihr mysteriöses Wissen um das Schicksal des Touristen geschöpft? Sicherlich
nicht aus den Gedanken lebender Menschen, sondern nur aus der Vorsteil-
lungswelt eines Toten. Es wäre daher verfehlt, schloß nun Dr. Mitchell seine Ausführungen
, über die immer wieder auftauchenden Behauptungen, daß Verstorbene
unter bestimmten Umständen sich mit der Welt der Lebenden in Verbindung
setzen könnten, mit einer verächtlichen Gebärde hinwegzugehen.

Der große englische Physiker Sir Oliver L o d g e ergriff nun das Wort und
bezeichnete den Vortrag Mitchellls als ein epochenmachendes Ereignis in der Geschichte
der British Association. „In alllen Zeiten", erklärte er, „haben sich die
Menschen gefragt, ob der Tod ein Ende oder ein neuer Anfang sei. Die Wissenschaft
von heute vermag auf diese Frage noch keine Antwort zu erteilen. fSie
ist jedoch zur Ueberzeugung gelangt, daß gewisse Erscheinungen des übernormalen
Seelenlebens, so auch das Hellsehen, mit der jenseitigen Welt in einem engeren
Zusammenhang stehen, als man dies vor kurzem noch gea'hnt hatte."

(Neues Wiener Journal v. 19. 9. 1927.)


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