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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0715
Boehmer: Buschmannzauber.

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Berichte über Spontanphänomene.

Nachtrag zu dem Aufsatz „Buschmannzauber".

Wir haben im vorigen Heft zunächst den interessanten Bericht von Walter
Boehmer in seiner ursprünglichen Fassung wiedergegeben, wobei wir uns bewußt
waren, daß das für das Verständnis magischer Einwirkung notwendige Moment
hauptsächlich darin zu sehen sei, ob die Frage einwandfrei geklärt wurde, woran
der Elandbulle verendigt und ob in seinem Körper der abgeschossene Pfeil gefunden
worden sei. Wir erinnern noch einmal daran, daß Aucuib seinen Pfeil
hoch in die Luft, weit über Busch und Baum hinaus, gegen Norden absandte, daß
darauf die Patrouille der Deutsch-Afrikaner zusammen mit den Buschmannleuten
länger als zwei Stunden — nach Ansicht aller mindestens 12 Kilometer — durch
das Mondlicht ritt, und dann auf ein Signal Aucuibs den schweren alten Eland-
bullen, einen Einzelgänger, fa^nd, der, wie die fachmännisch festgestellte Wärme
des Tieres bewies, auf keinen Fall länger als zwei Stunden gelegen hatte.

Walter Boehmer schildert anschaulich das Grauen, das alle Teilnehmer jener
nächtlichen Szene überfiel, und er läßt keinen Zweifel darüber aufkommen, daß
sie vor einem magischen Erlebnis standen: daß das Verenden des Tieres ungefähr
gleichzeitig mit dem Absenden des Pfeils durch Aucuib geschah, und daß — was
vor allem wichtig — genau festgestellt wurde, daß der Bulle nicht an Vergiftungserscheinungen
, d. h. nicht durch den vergifteten Pfeil Aucuibs
eingegangen sein konnte.

Man wird einem alten und erfahrenen deutschafrikanischen Farmer und Kolonisten
ohne weiteres diese Angaben über die stattgefundenen sachgemäßen Untersuchungen
glauben müssen, zumal ihm selbst und seiner Begleitung ja nichts
nähergelegen hätte, als den Vorgang auf durchaus natürliche Weise erklären zu
können. Boehmer läßt aber deutlich erkennen, daß sie vor einem grauenerregenden
Rätsel standen.

Wir haben uns zur Klärung der hier aufgeworfenen Frage nochmals an den
Verfasser gewandt und lassen seine Ausführungen nachstehend folgen:

Dr. S ü n n e r.

Buschmannzauben

Der Buschmann verwendet auf seiner Jagd keinen Speer, sondern einen
Bogen, mittels dessen er völlig verschieden konstruierte Pfeile auf sein Wild
schießt. Bogen und Pfeile sind außerordentlich verschieden in ihrer Größe.
Es gibt Bogen, die eine Größe von i m haben, aber auch solche, welche nur eine
normale Handspanne lang sind, Pfeile für große Bogen sind zirka 55—6ocm
lang, für die kleinen Bogen etwa von der Größe einer Stopfnadel. Fast in allen
Fällen sind die Spitzen, welche nur sehr lose auf oder in den Pfeil eingesteckt
sind, vergiftet mit Pflanzengift von völlig verschiedenartigen Wirkungen. Es
gibt Gifte, die sofort tödlich wirken und solche, die erst nach Stunden sich bemerkbar
machen. In allen Fällen wohl fällt beim Einschlag des Pfeiles in das
Ziel der Pfeilschaft ab und nur die kleine Spitze bleibt stecken, die auch bei
dem stärksten Pfeil nie die Größe eines Federmessers übersteigt.

Nachdem nun die Spur des von Aucuib erlegten Elandbullen am nächsten
Tage durch einwandfreie Mitglieder der Patrouille festgestellt worden ist, denen
alles daran lag, den Zauber als Bluff aufzuklären, so ist es ausgeschlossen, daß
das Tier bereits am Tage vorher mit langsamwirkendem Giftpfeil angeschossen
wurde. Auch hätten sich irgendwo unter der sorgfältig untersuchten Decke
(Fell) des Wildes irgendeine Spur der sehr bösartig auftretenden Entzündungen
oder Anschwellungen infolge eines Giftpfeiles finden lassen müssen. Alle Anzeichen
— rein medizinisch gesprochen — sprachen für einen Herzschlag als
Todesursache des Antilopenbullen. Aus welchem Grunde der Medizinmann und


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