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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0718
698 Zeitschrift für Parapsychologie. 11. Heft. (November 1927.)

Die Stellung der exakten Naturwissenschaft, im besonderen der Medizin,
zum Okkultismus.

Unter diesem etwas langatmigen und hochtrabenden Titel sprach am 1. April
d. Js. der Dozent Dr. F. Standenath vor dem Verein der Aerzte in Steiermark
über die Grundprobleme des Okkultismus. Dieser Vortrag ist einige Monate später
sogar im Druck gelegt worden, und es kann nun von jedermann nachgelesen werden
, was sich hierzulande noch anno Domini 1927 als „wissenschaftliche" Aufklärung
über das so brennende Zeitproblem des Okkultismus geberden darf.

Aerger ist der Stand der Dinge in unserer Forschung noch nicht verkannt
worden und es ist geradezu ergötzlich, den mannigfaltigen Mißverständnissen des
Vortragenden nachzugehen.

Ein boshafter Zufall hat ihm nämlich ein Buch des bekannten Hamburger
Arztes Dr. M a a c k in die Hände gespielt, in dem dieser die volle Schale seines
Hohns über den phantastischen, volkstümlichen Okkultismus und dessen zur Schau
getragene Scheiinwissenschaftlichkeit ausleert. Dieses Buch schlachtet er nun aus
— andere Literatur scheint er überhaupt nicht zu kennen — und glaubt damit das
ganze Problem erledigt zu haben. Da ihm verborgen geblieben ist, daß es auf
dem Gebiete des Okkultismus auch eine ernste Forschung gibt, die in dem sogenannten
Zweifrontenkrieg den schärfsten Kampf gegen Phantastik und Aberglauben
auf ihre Fahne geschrieben hat, passiert ihm das Mißgeschick, gerade Worte,
und zwar Verdammungsurteile eines Erzokkultisten nachzusprechen, die dieser
im Namen der Wissenschaft über den ungleichen okkultistischen Bruder fällt.
Er bekämpft uns also in seiner Ahnungslosigkeit in diesen Dingen, mit den Waffen
, die wir selbst uns geschmiedet haben. Da er von Dr. Maack als dem Nestor
des Okkultismus spricht, muß er rein angenommen haben, daß dieser zum Abtrünn-
ling geworden ist. Daß es so etwas wie eine Parapsychologie oder einen kritischen
Okkultismus gibt, erfuhren die Zuhörer überhaupt nicht; wie denn auch, wenn es
dem exakten Forscher selbst „okkult" geblieben ist!

Aber es kommt in dieser Komödie der Irrungen noch besser! Dem Vortragenden
war ein Heft der „Weißen Fahne" als Probeblatt ins Haus geflattert. Der
Schreiber dieser Zeilen, der seit Jahren die durchaus rationalistische, seelendiätetische
Neugedankenlehre propagiert, hatte dem Verlage aus Gefälligkeit diese
Probeadresse genannt, weil die Zeitschrift der einigermaßen verwandten Neugeistlehre
dient, die den Materialismus aus unserem Geistesleben ausrotten möchte
und in ihrer Vielseitigkeit neben einem ethischen, religiösen Okkultismus, der
nebenbei gesagt, nicht meine Sache ist, recht verständige Lebenskunstlehren vertritt
. Der Vortragende zerpflückte nun den Inseratenteil dieser Zeitschrift
und klammerte sich vor allem an den Aetherstrahlapparat eines Ing. Korscheit, der
übrigens mit Okkultismus gar nichts zu tun hat, und erwies an diesen Studienobjekten
mit unwürdigen Späßen und Mätzchen unter dem dröhnendem Gelächter
seiner Zuhörerschaft den Nonsens des Okkultismus. Es ist ihm nicht zum Bewußtsein
gekommen, wie meilenfern er seinem eigentlichen Gegenstand geblieben
ist. Die Grundprobleme des Okkultismus sind wahrhaftig anderwärts zu studieren!

Schließlich noch etwas, was den Ton kennzeichnet, auf den dieser Vortrag
gestimmt war, und zugleich die Schärfe dieser Abwehr rechtfertigen mag.

Der Vortragende fällte über die Okkultisten das Urteil, daß sie samt und sonders
mit intellektuellen und moralischen Defekten behaftet seien,
ein starkes Wort, das der gute Geschmack des Schriftleiters der Aerztezeitung unterdrückte
. Da aber nicht gut angenommen werden kann, daß der Redner seine Zuhörer
beschimpfen wollte, von denen ihm bekannt war, daß sich darunter erklärte
Okkultisten, die zugleich seine Berufsgenossen sind, befinden, so muß angenommen
werden, daß seinem Wortgebrauch abermals irgendein Mißverständnis zugrunde
liegen dürfte. Es ist auch nicht gut möglich, daß er die vielen hervorragenden
Vertreter der Wissenschaft, die sich zum Okkultismus bekennen, mit
solchem Makel behaften wollte. D. Walter, Graz.

Zum Streit um die Hellseherin Dagma.
Erwiderung auf die Ausführungen des Herrn Prof. Walter.
Von Dr. OttoSeeling, Berlin.
Wenn Herr Professor Walter auch den Verfasser der vorliegenden Zeilen in
seinem Aufsatze im Oktoberheft der Zeitschrift für Parapsychologie nicht erwähnt


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