Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0719
Kleine Mitteilungen

699

hat, so erscheint es doch angebracht, zur weiteren Klärung des Problems noch
einige grundsätzliche Ausführungen zu machen. Vorweg will ich bemerken,
daß der Wissenschaft im engsten Sinne des Wortes nicht gedient ist, wenn
jemand nach nur einmaligem Versuche bzw. nur einmaligem Beobachten -einer
Varietenummer ein endgültiges Werturteil abgeben zu können glaubt. Das-
ist auch, wie jedem sorgfältigen Leser meiner Ausführungen klar geworden sein
dürfte, keineswegs meine Absicht gewesen, als ich gegen die Art Stellung nahm,
mit der im Wintergarten m i t Dagma gearbeitet wurde. Ich lasse es dahingestellt,
ob die Verwendung medialer Fähigkeiten überhaupt mit regulärem Geschäftsbetriebe
vereinbar ist. S o weit sind wir heute doch schon alle, daß wir die Unmöglichkeit
des Kommandierens von Phänomenen anerkennen. Oerade diesen
Umstand habe ich als Sachverständiger vor Gericht gelegentlich des Betrugsprozesses
gegen Orlando di Lasso (Walter Höpfner) mit aller Schärte hervorgehoben
. Und einem Kommandieren kommt es wohl gleich, wenn man vom
einem Medium erwartet, daß es Abend für Abend um dieselbe Zeit
Dutzende von Hellsehaufgaben in einem Saale mit mehr als tausend Anwesenden
'lösen soll.

Es soll keinesfalls auf Grund eines Besuches des Wintergartens über etwaige
mediumistische Fähigkeiten irgendwelcher Art ein endgültiges oder auch nur
annähernd zutreffendes Urteil gesprochen werden.

Dagegen wird jeder an der Förderung unserer doch noch sehr angefeindeten
Parapsychologie Interessierte Einspruch erheben, in welcher Weise der Geschäftsokkultismus
die Reklametrommel bezüglich der Dagma gerührt hat, und
wahrscheinlich noch rührt. Wer behauptet, daß er in der darzubietenden Nummer
rein wissenschaftliche Experimente liefert, m u ß es sich gefallen lassen, daß
im Saale anwesende Wissenschaftler selbst im Rahmen einer Varietevorstellung
ihre beschauliche Ruhe verlieren!

Im einzelnen habe ich folgendes zu sagen:

1. Im Berliner Wintergarten wurde der Fragesteller, nachdem er die nach
meiner Ansicht nicht unbedingt nötigen und umfangreichen schriftlichen Aufzeichnungen
gemacht hatte, von Herrn N. befragt, was für ein Ereignis in Frage
komme. Wurde die Antwort verweigert, wie in meinem Falle, so gab Herr N. die
Frage n i c h t an Dagma weiter. Ich will gern annehmen, daß Dagma im kleinen
Kreise anders arbeitet. Mit welcher Exaktheit gelegentlich eine Versuchsperson
auf dem Gebiete der Anwesenheitstelepathie arbeitet, wolle man nachlesen in dem
amtlichen Protokolle betreffend das ExperimentimDessauerGerichts-
gefängnis („Hellsehen", Berlin 1925, Pyramidenverlag).

2. Herr Prof. Walter spricht von einer hypnotischen Bewußi^einsspaltung
der Dagma. Abgesehen davon, daß in Preußen alle hypnotischen Vorführungen
öffentlicher Art verboten sind und in jedem Falle verhindert werden, ist
seinerzeit im Wintergarten ausdrücklich erklärt worden, daß die Experimente ohne
solche Veränderung der Bewußtseinslage stattfinden, und zu etwa 90 o/o gelingen.

3. In Berlin stimmte die Ortsangabe keineswegs in allen Fällen. Die merkwürdige
Rückfrage vieler Medien, auch der Dagma, ob eine eben gemachte Angabe
stimme, lasse ich bei meinen Experimenten in keinem Falle zu, und zwar
aus leicht begreiflichen Gründen.

Professor Walter gibt s e 1 b s t zu, daß es sich bei der Dagma n i c h t um ein
Hellsehen handle, sondern um Telepathie, wenn Dagma Einzelheiten, die
den Befragern selbst bekannt waren, zutreffend schilderte. Und er sagt sehr richtig
— und das beweist erneut die Seltenheit hellseherischer Leistungen im eigentlichen
Sinne des Wortes —: „Alle andern Angaben aber erwiesen sich gegen den Zweifel
nicht gefeit und entstammten gewissermaßen der Traumphantasie entweder
des Mediums oder, was wahrscheinlicher ist (?), des Befragers.

4. Mir ist es unverständlich, weshalb der von Herrn Prof. Walter betonte Geschäftsokkultismus
der Begleiter der Dagma eine Berechtigung haben soll.
Sind dauernd und an jedem Abend solche Leistungen möglich, wie die Begleiter
sie behaupten, dann soll man das Kind beim richtigen Namen nennen. Es ist
durchaus denkbar, daß ekimal ein Staatsanwalt an der Bezeichnung der Telepathie
als Hellsehen Anstoß nimmt, wie wir es jetzt in dem von mir berichteten
Falle der Frau Günther-Geffers erlebt haben. In Berlin ist jedenfalls


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0719