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Kleine Mitteilungen
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Preise zu haben sein, um der Flut der sich über Konnersreuth von allen Seiten
-ergießenden Publikationen in wirklich wissenschaftlicher Weise entgegenzuwirken.
Eine mit journalistischer Gewandtheit verfaßte Broschüre eines Berliner Arztes hat
soeben im „Bayerischen Kurier" heftige und vom katholischen Standpunkt aus
sehr begreifliche Kritik erfahren, worauf wir gelegentlich noch zurückkommen
werden.
Zeichen der Zeit. Der Verlag der „Süddeutschen Monatshefte"
hat nach dem Sonderheft „Astrologie" vom Juli d. J. nun auch im Oktober ein
solches über „Okkultismus und Spiritismus" erscheinen lassen. Das Oktober-Heft
beginnt a,ls Nr. 1 des 25. (Jubiläums-) Jahrgangs also mit einer Propaganda für die
Parapsychologie. Daß eine so angesehene Zeitschrift sich dazu entschloß, ist nicht
von geringer Bedeutung und in einem Einführungsaufsatz legt die Schriftleituing
ihre Gründe da^zu auseinander. Die veröffentlichten Aufsätze geben dem Leser
«inen Ueberblick über den heutigen Stand der Ansichten von Anhängern und
Gegnern, wir nennen als Autoren Driesch, Baerwald, Lambert, Klinckowstroem.
Richtigstellungen. Das im vorigen Heft veröffentlichte Bildnis von Professor
Driesch war nicht, wie zunächst beabsichtigt, dem Buche von Dr. Heinichen:
„Drieschs Philosophie" entnommen, sondern wurde uns von Frau Prof. Driesch
zu diesem Zweck eigens zur Verfügung gestellt.
Herr Professor Dr. Richard Herbertz ist nicht, wie ein Druckfehler im letzten
Heft sagte, Ordinarius für Philosophie in Berlin, sondern in Bern. Unser neuer
Mitarbeiter ist jedoch nicht Schweizer, sondern ein Sohn des Rheinlandes, und
stammt aus Köln. Wir begrüßen in ihm abermals einen neuen Vertreter der offiziellen
Wissenschaft, der noch oft zu unseren Lesern sprechen wird.
Herr Dr. Rosenbusch hat auf Seite 68f. des 1. Heftes des 3. Bandes
der Zeitschrift für kritischen Okkultismus meinen im Juli-Heft 1927 der Z. f. P.
gegen ihn gerichteten Artikel zu widerlegen versucht. Wer sich dafür interessiert,
braucht nur unsere zwei Arbeiten nebeneinander zu halten, um zu sehen, daß
Rosenbusch nicht einen einzigen meiner Vorwürfe zu entkräften vermochte. Ich
verzichte daher auf eine Kritik seiner, für einen sonst so gewandten Herrn höchst
kümmerlichen und erneut mit zahlreichen Unrichtigkeiten verzierten Darlegungen.
R. Lambert.
Ein eigenartiger Vorgang spielte sich während der Zeit des jüngsten Wiener Erd
bebens in der Wohnung des Professors* Adalbert Derny ab. Dort fand eine Sitzung
statt, an der das bekannte Medium Rudi Schneider mitwirkte. Einige Minuten vor
dem Eintreten der Erdbebenstöße geriet Rudi Schneider im Trancezustand in eine
rätselhafte Unruhe, die ihn zu dem Ausrufe veranlaßte: „Ich habe so eine Angst."
Die gleiche merkwürdige Erscheinung zeigte sich auch bei dem Kontrollorgan,
Frau Carmen Cartilieri, die gleichfalls von rätselhafter Angstpsychose befallen
wurde. Die Teilnehmer der Sitzung glaubten zunächst nun die bekannten Vorgänge
erleben zu können, waren aber nicht wenig erstaunt, als das Schwanken
des Hauses ihnen klar machte, daß ein Erdbeben im Anzüge war. W.
Am 19. bis 26. Juni d. J. tagte der II. Psychosoziologische Kongreß zu Paris
im Amphitheater der Sorbonne unter dem Ehrenvorsitz von Prof. Richet,
Dr. d'Arsonval und Moritz Maeterlinck, während die Geschäftsleitung in der Hand
des belgischen Vizesenatspräsidenten La Fontaine und des Reichstagsmitgiieds Frau
Dr. Stegmann lag.
Das Generalthema lautete: „Das Bewußtsein", und wurden in einzelnen Sektionen
die nachstehenden Unterthemen behandelt.
I. (wissenschaftliche) Sektion: Das wissenschaftliche Bewußtsein und das Problem
der ersten hypothetischen Ursache der Weltenergie. II. (philosophische) Sektion
: Das Ueberbewußtsein als Quelle des Bewußtseins. III. (soziologische) Sektion:
Kapital und Arbeit im Licht des sozialen Gewissens. IV. (metapolitische) Sektion:
Das Weitgewissen und das Problem der Reinigung der Presse als erste Anwendung
des sozialen Entwicklungsplanes. V. Sektion (Mystik und Kunst): Das Problem
der Objektivität des mystischen Bewußtseins. — Moderne Kunst und Bewußtsein
des Wahren. VI. Sektion (Ueberleben): Das Problem der Kontinuität desBewutß-
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