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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0725
Zwölftes Heft

Dezember 1927

Kritik und Methodik.

Vintons angebliche Entlarvung der Braunauer Medien.

Von Dr. A. Freiherrn v. Schrenck-Notzing, München.

Kritische Bemerkungen des Verfassers.

Mr. Warren Jay Vinton, Mitbesitzer der englischen Zeitschrift „Psyche", in
Braunau eingeführt durch den bekannten Forscher E. J. Dingwall, hatte durch
das Entgegenkommen der Genannten Gelegenheit erhalten, an zehn Sitzungen
mit den Medien Willy und Rudi Schneider in deren Elternhaus teilzunehmen.

Das Resultat dieser Versuche ist veröffentlicht im Aprilheft der „Psyche"
1927, Nr. 28 (Verlag Kegan, Paul, Trench, Trubner & Co. Ltd.) unter dem
Titel: „The famous Schneider Mediumship", eine kritische Studie sogenannter
übernormaler Phänomene.

Die Einleitung zu Vintons Arbeit schildert das Braunauer Milieu und die
Charaktere der Familienmitglieder — zum Teil richtig, zum Teil aber auch
$ a n z falsch, wie z. B. die Willy Schneider, den er als bedrückt und niedergeschlagen
erklärt, untergeschobene Auslage. Willy legt ausdrücklich Wert auf
die Feststellung, daß er niemals die Absicht angedeutet oder geäußert habe, sich
Vinton gegenüber auszusprechen, ihm ein Geständnis zu machen, wie dieser
behauptet. Unrichtig sind die Mitteilungen Vintons über die Aufgabe von
Willys Mediumschaft nach Erlangung eines Broterwerbs. Obwohl dieses Medium
sich heute in gesicherter beruflicher Stellung befindet, setzt es freiwillig
die Versuche in meinem Laboratorium fort. Ebenso unzutreffend ist das
Urteil des Engländers üb3r Frau Schneider und andere Familienmitglieder.

Es folgt dann die Schilderung einer typischen Sitzung mit Beschreibung des
Raumes sowie der Versuchsanordnung.

In Vintons weiteren Mitteilungen finden sich zahlreiche wichtige Einzelheiten
, die der Wahrheit nicht entsprechen, Uebertreibungen,
Suppositionen, willkürliche Annahmen und Phantasieprodukte, welche das
Material abgeben zur Begründung seiner Betrugshypothese. Von den wichtigsten
Punkten mögen im folgenden einige erwähnt werden.

Vinton schreibt Seite 8 seines Berichtes, daß er während der ersten drei
Sitzungen zu sehr in Anspruch genommen war, um ein Protokoll zu führen.
Was er darüber berichtet, sind also nachträgliche Reminiszenzen, die nach seiner
eigenen Auffassung für die kritische Würdigung der Vorgänge wenig Wert
besitzen. Merkwürdigerweise macht er weiterhin seine Aufzeichnungen wahrend
des Verlaufes der Sitzungen selbst, und zwar bei der gerade zufällig vorhandenen
Beleuchtung, die von ihm als durchaus ungenügend bezeichnet wird.
Das kann aber wohl nicht ganz stimmen, sonst wäre er kaum in der
Lage gewesen, in der Dunkelheit mitzuschreiben. Er beschwert sich darüber,
daß ihn das Rotlicht geblendet habe, weil offenbar der offene Teil der nach

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