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v. Schrenck-Not/ing: Vintons angebliche Entlarvung d. Braunauer Medien. 707
Vorurteil mit offenen Augen die Beobachtungen in Braunau vornimmt, muß
Irotzdem die Tatsächlichkeit eines paraphvsischen Geschehens zugeben, die aus
der Qualität der Phänomene zu erkennen ist.
Daß die teleplastische Substanz keine Berührung verträgt, i s t u n w a h r ,
ich selbst habe mich mit der Substanz in der Hand photographieren lassen.
Das Bild befindet sich in meinem Werk „Materialisations-Phänomene \
Tafel 2Ö. Außerdem habe ich Dutzende von Malen die materialisierten Hände
in meiner Hand gehabt und am eigenen Körper die dajmit ausgeübte Kraft
bemerken können.
Berechtigt erscheint seine Kritik über die Selbsttäuschung durch weiße
Fenstervorhänge, die man als Phantom ansprach. Das war aber sicherlich
nicht von Vater Schneider beabsichtigt, sondern beruht auf einer gewiß nicht zu
billigenden Nachlässigkeit.
Das kräftige Schleudern des Vorhanges bis zum Plafond, \on dem immer
wieder die Rede ist, ließe sich nur durch eine dritte Person ausführen, niemals
durch Anblasen des Stoffes. In einer seiner Sitzungen betrat Vinton das Kabinelt
und fand nichts darin. Als er durch den Vorhangspalt zurückging, geriet
der Flügel in starkes Schleudern, während das Medium WilJy sich in zuverlässiger
Kontrolle befand. Dieses Phänomen scheint in jene Klasse zu gehören,
die von Herrn Vinton auf seine Betrugshypothese nicht zurückgeführt werden
kann. Auch für die starken Klopf töne am Fenster, das sich i** Meter hinler
dem Rücken des Mediums befindet, wird keine Erklärung gegeben. Es müßte
hier also auch der Helfershelfer am Werke sein.
Wie ist das Ausziehen der Schuhe Vintons durch die materialisierte Hand
>or sich gegangen? In diesem Falle müßte doch der Helfershelfer auf dem
Bauch liegend unter dem Vorhang hervorgekrochen sein und wäre bestimm!
im Lichte der roten Lampe entdeckt worden.
Ueberhaupt sind die nach seiner Theorie nicht auflösbaren Phänomene
mit Stillschweigen übergangen worden. Vinton schreibI der Familie
Schneider und ihren Freunden, also einfachen Bürgersleuten, ein taschen-
^pielerisches Können zu, um welches sie ein Meister dieser Kunst beneiden
könnte.
Wenn in der siebenten Sitzung ein zwischen Medium und Versuehsraum
aufgestellter Gazeschirm verschoben wurde und eine größere Oeffnung her
vorrief, so läßt sich auch diesnr Vorgang aus dem triebhaften Handeln
d e s Somnambulen erklären, der sich zur telekinetischen Wirkung die
Bahn frei macht. Der Fehler liegt auch hier wieder beim Versuchsleiter
, dem die Psychologie des Traneezusiandes fremd zu sein scheint. Nun
war die Verschiebung des Schirmes selbst ein telekinetisches Phänomen, weil
sie nach Feststellung der Aufsichtsperson ohne Zuhilfenahme von Willys Gliedern
zustande kam. Wollte aber der Versuchsleiter eine solche Einwirkung
\erni<iden. <o wäre es seine Pflicht geA\esen, Aon \ornherein den Schirm an der
W and oder am Boden zu befestigen, was die beanstandete > orschiehung verbinden
hätte.
\inton, der den Somnambulen für sein Handeln verantwortlich macht
wie eine wache Person, somit auch den Trancezustand selbst für simuliert
halten muß, sieht in seiner geistigen Blindheit auch in dieser Fernbcwe^ung
nur den „frechen Schwindel*. Eine andere Möglichkeit wird überhaupt
niehl in Rechnung gezogen
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