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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0729
v. Schrenck-Notzing: Vintons angebliche Entlarvumg d. Braunauer Medien. 709

schirm ein Helfershelfer in das Kabinett eindringen könne, und er besitze allen
Grund, anzunehmen, daß von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde. Das
Gefühl der Befriedigung charakterisiert wiederum die mangelnde.Objektivität
des Untersuchers, der sich darüber freut, eine vermeintliche
Fehlerquelle gefunden zu haben. Außerdem steht der englische Kritiker auf
dem Standpunkt, ein Helfershelfer könne unbemerkt mitten durch die Zirkel-
reihe hindurch in das Kabinett eindringen. Nun versichern aber sämtliche son-
stigen Zeugen der Braunauer Sitzungen auf Grund eingehender Erfahrungen,
die sich über fast neun Jahre hinziehen, das Gegenteil. Verfasser schließt sich
diesem Urteil an, denn während der von ihm besuchten Sitzungen war die Beleuchtung
trotz ihrer Mangelhaftigkeit hinreichend, um eine Person wahrzunehmen
, wenn sie versucht hätte, auf diese Weise ins Kabinett zu gelangen.

Ein Hauptbetrugsvorwurf gegen Willy besteht in der mehrmaligen Beobachtung
der Miß Augur, daß er unter den strengsten Kontrollbedingungen den
Vorhang aufgeblasen habe; einmal will sie das „Blasen aus der Seite
des Mundes" (!) festgestellt haben, außerdem hätte Willy nach der Aussage
dieser Dame (trotz der vorhandenen Dunkelheit) mit dem Kopf den Vorhang
gestreift und dabei kräftig geblasen.

Diese ganzen Verdachtsmomente beruhen auf dem alleinigen Zeugnis der
Miß Augur, eines jungen, unerfahrenen Mädchens, das immer
wieder, ebenso wie Vinton selbst, über Gefühle des Unbehagens, des Gruseins
und der Aufregung klagte, — sich also jedenfalls nicht in jenem beobachtungspsychologischen
Zustand befand, der von den Gegnern als notwendig für die
Zuverlässigkeit solcher Feststellungen verlangt wird. Ja, Vinton selbst erklärt
sogar einmal, während der Phänomene eine Gänsehaut bekommen zu haben!
Die englischen Gäste beherrschte also eine Art instinktiver Angst vor
der Wahrheit, vor der Echtheit der Phänomene, wodurch ihr nüchternes
Urteil getrübt worden ist.

Wenn Vinton Willy so nahe an den Vorhang setzte, daß er denselben mit
dem Kopf erreichen konnte, so bedeutet das einen Fehler in der Versuchsanordnung
, für welchen aliein der Sitzungsleiter, also in diesem
Falle Herr Vinton, verantwortlich zu machen ist. Es geht nicht an, die Schuld
für Fehler aus Unkenntnis des Gebietes dem Medium in die Schuhe zu schieben.

Der Ausschluß solcher Täuschungsmöglichkeiten, wie Blasen, Vorhangberühren
, Verschieben eines um die Stirne befestigten Leuchtbandes usw., gehört
zum Abc dieser Experimentalforschung. Denn die Versuche sind so anzuordnen,
daß das Medium der Verantwortlichkeit für jede etwa betrügerisch zu deutende
Eigenhandlung während der Sitzung enthoben ist, so daß keine Substitutionsakte
während der Experimente ausgeübt werden können1). Bekanntlich ist das Produzieren
bei den beiden Söhnen des Buchdruckers Schneider von starken
motorischen Erscheinungen begleitet, von Stöhnen, Keuchen, Röcheln und lauter
, beschleunigter Respiration. Wie leicht kann ein Unkundiger diese körperlichen
Reaktionssymptome falsch deuten (besonders in der Dunkelheit), z.B. als
Blasen mit dem Mundwinkel auffassen! Gerade die als Beweisargument Vintons
angeführten Bemerkungen des furchtsamen jungen Mädchens verraten seine
volle Laienhaftigkeit sowie den Mangel jeglichen Verständnisses für

x) Vgl. v. Schrenck-Notzing, „Methodologische Probleme des Okkultismus"
1. Teil. Die Beweisführung in der Paraphysik. Septemberheft der „Zeitschrift für
Parapsychologie" 1927.


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