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v. Schrenck-Notzing. Vintons angebliche Entlarvung d. Braunauer Medien. 711
beide Medien aus jahrelanger Erfahrung. In seinen mir zugestellten schriftlichen
Aufzeichnungen behauptet er, ebenso wie Vater Schneider, Herr Vinton
und Fräulein Helen Augur hätten wider besseres Wissen gehandelt, da
sie von der Echtheit der Phänomene überzeugt seien. Aber nicht nur Major
Kalifius, sondern auch fast alle urteilsfähigen Teilnehmer an den Braunauer
Versuchen, zu denen ich auch besonders die Hochschullehrer Professor Gatterer
, Professor v. Liszt, Professor Veil, Professor II eck er, Professor
Gruber, Professor Swoboda, Professor Hoffmann usw. usw. rechne,
die sämtlich in Braunau experimentiert haben und in viel höheren Grade als
Sachverständige zu betrachten sind, als der junge, dem Gelehrtenstand
überhaupt nicht angehörende Engländer, lehnen sämtlich die
Theorie des Zustandekommens der Phänomene mit Hilfe eines Helfershelfers
ab. Der keineswegs durch theoretische und praktische Kenntnisse beschwerte)
junge Ausländer mußte nach Braunau kommen, um den deutschen und österreichischen
Gelehrten die Augen zu öffnen über ihre beobachtungspsychologischen
Mängel und den Irrtum, in welchem sie sich seit acht Jahren befanden. Herr
Vinton steht also mit seiner Auffassung bis heute allein.
Der österreichische Major stellt nun eine Reihe von Punkten in dem Vin-
tonschen Artikel richtig, von denen die hauptsächlichsten nachfolgend angegeben
sind. So bezeichnet er z. B. die Vintonschen Auslassungen über das Stuhlrücken
des Mediums als vollkommen unzutreffend. Dasselbe erkläre sich
-vielmehr daraus, daß bei Telakinesen ein kleinerer und bei Materialisationen ein
größerer Kreis verlangt werde (durch Zusammen- oder Abrücken der Stühle).
Für die Ungenauigkeit des Berichterstatters spricht auch der
Umstand, daß er Karl zur linken Seite des Kontrolleurs placiert, während er in
Wirklichkeit zur Rechten sitzt.
Der englische Gast macht ein großes Wesen von den Einladungen
zum Essen, die er wiederholt an die Familie Schneider ergehen ließ. Nun
hat sich aber die Familie vielfach Kalifius gegenüber dahin ausgesprochen, wie
peinlich und unangenehm ihr derartige Einladungen seien.
"Ein Zeichen für die Objektivität Vintons zu einer Zeil, wo er den angeblichen
Betrug noch nicht festgelegt hatte, ist folgende Aeußeruug: „Ich hatte
immer das Gefühl, daß der ganze Zauber eitel Humbug sei!"
Herr Major Kalifius stellt es entschieden in Abrede, daß er mit der Hand
herumgefuchtelt habe, er nennt es eine Lüge — er habe höchstens einmal mit
der Hand seinen Kopf berührt. Ebenso wird geleugnet, daß immer eine Person
sich außerhalb des Zirkels befand.
Die Echtheit der Schneiderschen Phänomene hängt nach Vinton davon ab,
ob ein Helfershelfer ins Kabinett gelangen konnte. Herr Kalifius, der sehr
oft die Kontrolle hatte, sagt, es sei unwahr, daß zwischen Kontrolleur und
Nebenmann oder zwischen Kontrolleur uud Vertikow ein Helfershelfer hatte
unbemerkt durchdringen können. Vielfach war sogar der Ellbogen des Kontrolleurs
an das Vertikow angelehnt. Auch an der Seite des Diwans konnte keiner
durchkommen, denn dort befand sich meist°ns einer der hartnäckig wachsamen
Gäste. Es bleibt also nur noch der Weg über das Vertikow oder durch
terte, so daß seine Enden bis zur Höhe von 1,40 m vom Boden aus erhoben wurden
; sie berührten die Gesichter der hinter dem Schirm sitzenden Teilnehmer, die
1,60 m von der hängenden Portiere aus entfernt waren. Es ist geradezu kindisch,
Phänomene solcher Stärke durch Blasen mit dem Mund erklären zu wollen.
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