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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0735
\. Schrenck-Notzing: Vintons angebliche Entlarvung d. Braunauer Medien. 715

uuf die mangelhafte Beleuchtung, auf den Lärm in den Sitzungen sowie auf die
mitunter ungenügenden Versuchsbedingungen, deren Verbesserung Verfasser
dem Vater Schneider oft genug in seinen Briefen dringend ans Herz legte, zum
Teil berechtigt. Aber der Weg, den er zur Aufklärung seiner Zweifel einschlug,
war falsch. Obwohl er der Familie Schneider gegenüber den lüberzeugten
spielte, existierte bei ihm von vornherein nur die Möglichkeil eines schwindet-
haften Hervorbringens der Phänomene. Und doch konnte er für seine Annahme
einen zwingenden Beweis nicht erbringen.

Sein Betrugs verdacht richtet sich nicht nur gegen die Familie
Schneider, sondern auch gegen deren Freunde. Schon die Aufstellung
der Helfershelfertheorie beweist, daß er gar nicht in der Lage ist,
die Phänomene aus dem Medium selbst zu erklären. Ihm geht
es wie Professor Gatterer der aucli anfangs die in meinem Laboratorium
beobachteten Phänomene nur mit Hilfe eines Helfershelfers erklären zu können
glaubte, obwohl der Zirkel fast ausschließlich aus anerkannten Gelehrten bestand
. Gerade die Nachprüfung der Frscheinungen in Braunau führten diesen
äußerst kritischen Gelehrten dazu, die TT e 1 f c rs h e 1 f e r t h e o r i e a 1 *
völlig haltlos auf zugehen.

Der Glaube Vintons an Helfershelfer steht auf äußerst schwachen Füßen
und beschränkt sich auf die Berührung eines festen, sich bewegenden Gegenstandes
, als er hinter dem Vorhang die Situation untersuchte, mit dem Tamburin
. Der Gegenstand verschwand bei der Berührung, das Medium zuckte
schmerzhaft zusammen. Vinton *tand hinter dem Vorhang im Dunkeln und
glaubte diese äußerst mageie \Vahr n ehmu ng dahin deuten zu müssen
, daß eine Person weggekrochen sei. Es kann sich hierbei sehr wohl um
eine teleplastische Bildung mit ausgesprochener Form gehandelt haben, die sich
bei der Berührung in das Medium zurückzog, und dieser unerwartete Ruck mag
den Rudi zu einem Schmerzenslaut veranlaßt haben. Wenn Vinton dann von
der Entdeckung einer kriechenden Figur spricht, so ist das eine
A nnahme, ein willkürliches Werturteil, aber keine Feststellung
, denn er hatte nur mit dem Tamburin einen festen, sich bewegenden
Gegenstand berührt. Die „kriechende Figur" ist al*o nichts als ein Phan tasieprodukt
, eine vage Vermutung zum Zw ecke der Erklärung.
Von der Aufdeckung eines Betruges durch diese Wahrnehmung kann also gar
keine Rede sein, wobei ich mich jedes Urteils darüber enthalte, oh bei den
Braunauer Sitzungen gelegentlich geschwindelt wurde oder nicht. Jedenfalls
hat Vinton keinen Betrugs beweis geliefert.

Die deutsche Presse macht aus dieser Mücke einen Elefanten. Der Beweis
für die Helfershelfer existiert für sie bereits als geführt, wrie folgender Passu>
von Richard Bärwald: „Leitgedanken und Leitgefühle des Okkultismus",
Südd. Monatshefte vom Oktober 19^7, Seile 10, zeigt: Nach seinen Ausführungen
schlich sich ein Helfershelfer in das Kabinett. .,Er mußte, ohne anzustoßen oder
Geräusch zu machen, im Stockfinstern über Sofalehnen und
Büfeltsimse hinwegturnen oder zwischen den zusammensitzenden
Teilnehmern (welche durch gehaltene Hände Kette bildeten)
durchschleichen. War das schwierig, so forderte das Medium zum Verengern
des Kreises auf. Kam der Komplice an des Mediums Stuhl, so kippte

i) Dr. A. Gatterer, Der Okkultismus und sein Verhältnis zur Philosophie.
(Innsbruck 1927.)


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