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v. Schrenck-Notzing: Vintotis angebliche Entlarvung d. Braunauer Medien. 717
hei Viliton, aber noch in stärkerer Auswirkung. Karl hat großePratzen ,
während die von Price, mir und meinen Freunden beobachteten materiali-
sierten Hände vielfach kleinen Formats waren, wie sie etwa ein
sechs- bis achtjähriges Kind zeigen kann. Es ist demnach ausgeschlossen
, daß diese Hände irgendeinem Mitglied der Familie Schneider angehören
konnten. Wenn Karl in Vintons Sitzungen sich großer Freiheit erfreute
, so lag die Schuld an Yinton selbst, er hätte ihn ja genauer kontrollieren
können. Dazu kommt noch der Umstand, daß Karl, der im Militärdienst
steht, sich nur an einzelnen Sitzungen beteiligte und während des letzten
Jahres den Versuchen überhaupt nicht mehr beigewohnt hat.
Vintons Betrugsargumentation lautet u. a. Seite 21: Die befreundeten Zirkelteilnehmer
können in den ersten acht Sitzungen beigeholfen haben, mit
•anderen Worten, sie haben nicht beigeholfen, sondern sie könnten bei-
geholfen haben. Mit solchen leichtfertigen vagen Sätzen konstruiert
die gegnerische Presse aus Möglichkeiten einen Betrugsbeweis.
Wer den Buchdrucker Schneider in Braunau besucht, muß wissen, daß er
die Pri va t wohnu ng eines Kleinbürgers betritt, und nicht ein wissenschaftliches
Laboratorium. In dem großen Hauptzimmer wickelt sich der
Familienverkehr ab, man ißt und schläft dor*. Der einzige Ausgang von diesem
Zimmer führt direkt auf den Hausflur.
Wie bereits erwähnt, lassen sich in einem solchen Milieu ideale Versuchsbedingungen
nicht herstellen und es mag vielleicht ein Fehler des
Familienoberhauptes gewesen sein, auf den ich oft genug hinwies, daß
»er der Verschärfung der Kontrolle nicht die genügende Aufmerksamkeit
schenkte. Jede harmlose Lebtnsäußerung eines Familiengliedes wird als Betrugsmoment
umgedeutet. Wenn z.B. Vater Schneider, der den ganzen
Tag stehend an der Setzmaschine zubringt, abends mit schmerzenden Füßen
sein Heim betritt, so ist es doch begreiflich, daß er sich zunächst seiner unbequemen
Schuhe entledigt, um in Strümpfen zu gehen oder Filzpantoffel
anzuziehen. Aber da haben ihn die Gegner schon auf einem
Kapitalverbrechen ertappt, denn nach ihrer Auffassung bedeutet das
Ausziehen der Stiefel nichts anderes ah Vorbereitung zur Ilelfershelferarbeil.
Es ist nicht ohne Interesse, dan Ursprung der Helfershelfer-
t h e o r i e für die Braunauer Sitzungen aufzudecken. Dieselbe wurde zum
erstenmal von Mr. E. J. D i n g w a 11 in einem Vortrag vor der S. P. 11. am
9. November 1925 ernsthaft erörtert. Er hatte nämlich am 19. Oktober, also nur
einen Monat früher, mit der Familie Schneider in Braunau eine Sitzung abgehalten
, an der auch u. a. Mrs. Walker und Herr Kogelnik teilnahmen. Der
Vortrag hinterließ bei vialen der Hörer den Eindruck, daß die Resultate der
Sitzungen zweifellos durch die Gegenwart eines Helfershelfers erklärt werden
könnten.
Mrs. Walker hat völlig recht, wenn sie meint, daß Dingwall seine Bedenken
an Ort und Stelle hätte äußern sollen, anstatt damit bis zur Rückkehr
nach London zu warten.
Der bekannte Londoner Frauenarzt Professor Abraham Wallaco
äußerte sich hierzu brieflich wie folgt:
„Als vorurteilsloser Forscher und Vertreter der S. P. R. hätte Mr. Dingwall
der Familie Schneider m. E. sagen müssen, daß er nach England mit der vollen
Ueberzeugung von der Echtheit der Phänomene zurückzukehren wünschte und
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