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v. Schrenck-Notüng: Vintons Entlarvung der Braunauer Medien. 721

niemandem bekannt, sondern wurde erst durch Herrn E, J. Dingwall in Braunau
eingeführt und freundlichst von der Familie Schneider, die ihm in harmloser
Weise ihr Herz ausschüttete und ihn bald als Freund behandelte, aufgenommen.

In echt vornehmerGesinnung benutzte er das durch ein erschlichenes
Vertrauen erlangte Material über das Privatleben der Familie, um von jenseits
des Kanals aus diese einfachen wehrlosen Leute in den Fluch der
Lächerlichkeit zu bringen, indem er die privatesten Dinge aus ihrem
Leben der Oeffentlichkeit preisgab.

Unter anderem scheut er nicht davor zurück, den staunenden Lesern mitzuteilen
, wieviel Glas Bier er dem Vater Schneider bezahlt
hat, um ihn zu schmieren, ferner, daß er Frau Schneider mit Schokolade
traktierte und die ganze Familie mehrfach zum Essen einlud. Schließlich erhält
man noch eine Abrechnung von ihm über seine, an sich für die außerordentlichen
ihm dargebotenen Leistungen verhältnismäßig geringfügigen
Selbstkosten.

Als ganz ungewöhnlich für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung muß
der sonst bei gebildeten Engländern kaum zulässige Ton bezeichnet
werden den sich dieser junge Ausländer gegenüber älteren, angesehenen
Personen des Schneiderschen Kreises, die sich doch durch ihre Teilnahme
an den für ihn veranstalteten Sitzungen lediglich in seinem Interesse bemühten,
denen sich also ein loyal denkender Mensch zu Dank verpflichtet fühlen würde,
herausgenommen hat.

Herr K a 1 i f i u s , Major der österreichischen Reichswehr im aktiven
Truppendienst, der meistens die Kontrolle ausübte, wird von ihm als ein riesiger
, polternder Offizier bezeichnet, der mit lautem Kommandoton
und grobschlächtiger Autorität die Sitzungen fast
nach Gutdünken lenken könne.

Zw ei weibliche Verwandte von Schneider nennt er gutmütige,plumpe
Frauen. Der Kontrolleur der Sitzung vom 12. August, an welcher Herr
Major Kalifius nicht teilnahm, ist für Herrn Vinton ein merkwürdig einfacher,
verwildertaussehender Sprachlehrer aus Braunau. Daß ein schmächtiger
zitherspielender Junge immer bei den Sitzungen anwesend sei,
wie Vinton behauptet, entspricht nicht den Tatsachen. Es handelt
sich um einen 26 jährigen Mann, der einigen Sitzungen beiwohnte, also keineswegs
regelmäßig kam.

Nach solchen kritischen Auslassungen über Braunauer Persönlichkeiten,
Auslassungen, die doch keinen anderen Zweck haben können, als das Ansehen
der Leute inden Äugender Leser herunterzusetzen, darf man
wohl fragen: Wer ist Herr Vinton?

Dieser Freund Dingwalls stellte sich dem Vater Schneider als Baumeister
aus Neuyork vor und behauptete, er habe die Fordwerke gebaut,
ja, um sich mit dem Buchdrucker anzubiedern, zeigte er ihm eines Tages eine
Bilanz in englischer Sprache, obwohl er wußte, daß Schneider kein Wort Englisch
versteht.

In Wirklichkeil ist der Wohnsitz Vintons London. Dort beteiligt er sich an
der Herausgabe der Zeitschrift „Psyche".

Zwei Tage nach seiner Ankunft traf seine in den Berichten immer wieder
angeführte Mitarbeiterin, Miß Helen Augur aus London, ein und wurde
von Herrn Vinton im Hotel „Mittendorfer", als Gattin angegeben, in seinem

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