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Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1927.)
Wir haben noch eine andere Frage:
a) Der Wissenschaftler sagt, daß er nicht eher an der Parapsychologie interessiert
ist, bis er jede Bedingung kontrollieren und das Experiment nach
seinem Willen wiederholen kann;
b) Die A erbindung mit einem körperlosen menschlichem Geist ist eine de*
Hypothesen, die der Wissenschaftler erwägen muß;
c) Die spiritistische Hypothese angenommen, kann der Wissenschaftler natür-
lieh den Bogen des Kreises, welcher von dem Geiste ausgefüllt wird, nicht
kontrollieren;
d) Daher: ist es nicht eine Tatsache, daß der Wissenschaftler, durch seine
eigenen Regeln, sich M>n dem Stvdmm dieser Phänomene vollkommen
ausschließt?
Erwiderung an Herrn Johannes Iiiig.
Infolge unentschuldbaren Uebersehens werden mir erst jelzt die kritischen
Bemerkungen bekannt, welche Herr Joh. Iiiig, der allgemein hochgeschätzte Vorkämpfer
des Spiritismus, in der Aprilmimmer dieses Jahrgangs gegen meine
Deutung eines in der Januarnummer veröffentlichten übernormalen Erlebnisses
gerichtet hat: es bestand in der Wahrnehmung einer „Gestalt", welche die
Perzipientin durch Winken nach der Richtung wies, in welcher sich ein kleines
Kind in objektiver Gefahr des Ertrinkens befand, wobei der Perzipientin gleichzeitig
ein übernormales Wissen bezüglich dieser Situation des Kindes aufblitzte,
aber ohne ein Gefühl seiner Gefährdung. Ich hatte es als unmöglich bezeichnet
, ..eine eindeutige Auslegung von zwingender Ueberzeugungskrafl [für
dieses Erlebnis] zu gewinnen", und dann vier „Möglichkeiten" seiner Deutung
aufgestellt: Telepathie seitens des Kindes: Hellsehen seitens der Perzipientin
oder der Mutter des Kindes: Telepathie seitens der Mutter nach normaler Entdeckung
der Gefahr; warnender Eingriff eines Geistwesens. Von diesen vier
möglichen Deutungen gab ich aus bestimmten, genauer dargelegten Gründen der
vierten, als der „natürlichsten \ den Vorzug, unter ausdrücklicher Zugestehung
eines „Mangels an schließlicher Bündigkeit'5 meiner Erörterung und ebenso
ausdrücklicher „Voraussetzung" der Bewiesenheit der spiritistischen These als
solcher, — eine Voraussetzung, gegen die gerade Herr Iiiig natürlich keinen
Einspruch erheben wird. Dagegen führt er in seinen Bemerkungen zu dem Falle
Hus, daß eine Deutung durch Hellsehen („Hellfühlen" nach seiner Nomenklatur)
durchaus möglich sei. Da auch ich dies festgestellt hatte, erscheinen seine Aus
lassungen, soweit sie meine Erörterung des Falles zu kritisieren bestimmt sind»
als ein Schlag ins Wasser. Es hätte Herrn Iiiig vielmehr obgelegen, den besonderen
Grund zu widerlegen, welchen ich für eine spiritistische Auf-
Fassung deb Erlebnisses als die näherliegende angeführt hatte: nämlich die
\öllig passive und unemotionale Reaktion der Perzipienfin, ein Verhalten, das
mir — auf Grund von Ueberlegungen, die ich hier nicht wiederholen will —
für die Einschaltung eines relativ unbeteiligten Dritten zu sprechen
schien. Auf diese Gedanken aber geht Herr Iiiig mit keinem Worte ein, also
auf die Gründe, die mir jene Deutung weniger befriedigend erscheinein
lassen, welche sowohl er wie auch ich für möglich halten: nämlich die Deutung
durch Hellsehen. — Herr Iiiig mag nun geltend machen, daß er für die
Bevorzugung dieser letzteren Deutung einen besonderen Grund angeführt habe:
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