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Sichler; lieber magische Tricks u. die Nachahmung okkulter Phänomene. 727
das Erlebnis der Perzipienlin sei, so sagt er, „traumhafter Art" gewesen, und
der Beweis dafür liegje darin, daß die Vision sich verstärkte, wenn sich die
Perzipientin .,ihrem inneren Sehen überließ", d.h. wenn sie sich passiv machte
und ihre Träume spielen ließ, dagegen verschwand, wenn sie sich ermunterte
und scharf nach dem Ort der Erscheinung hinsah. Dies i«t nun natürlich genau
das, was ich gesagt hätte, wenn ich die als möglich zugestandene Deutung durch
Hellsehen mit einigen allgemein anerkannten psychologischen Formeln näher
auszuführen für nötig gehalten hätte. Es ist an sich richtig, aber keineswegs
eindeutig, — und darum auch kein Beweis der von Herrn Iiiig bevorzugten
Deutung. Herr Iiiig wird nicht in Vbrede stellen, daß die Wahrnehmung
einer seitens jenes „unbeteiligten Dritten" von außen (meinetwegen
telepathisch) angeregten „Erscheinung" eben jenes „Dritten* durch einen
traumhaften Zustand begünstigt oder gar allein ermöglicht werden, bei vollem
Wachwerden dagegen zurücktreten oder schwinden könne, ja unter Umständen
sich so verhallen müsse. Wissen wir so genaues über das Wesen aller Arten von
Phantomen, daß wir dies verneinen können? Gehört, nach Herrn Illigs Ansicht
, nicht auch zur Wahrnehmung gewisser Phantome ein bestimmter Grad
von Hellsichtigkeit, und muß dieser Grad nicht gesteigert werden durch Versinken
in einen der Außenwelt abgewandten Zustand, sei er nun Traum, Ekstase
oder was immer? Diese Frage dürfte bejaht werden. Ist aber somit auch jene
Einzelheit meines Berichts, auf welche Herr lllig seine Bevorzugungen der
Deutung durch Hellsehen gründet, durchaus zweideutig, so hat die Problemlage
der Deutungswahl wieder völlig jene Gestalt, welche mein Aufsatz darlegte,
und wir sind durch die Bemerkungen des Herrn lllig keinen Schritt von der
Stelle gerückt, — solange eben n'cht auf d i e Gründe eingegangen wird, die ich
für meine persönliche Bevorzugung der spiritistischen \uslegung anführte.
Emil Mattiesen.
Weltanschauliches und Theoretisches*
lieber magische Tricks und die Nachahmung okkulter
Phänomene,
\on V 1 b e r t Sichler, Bern.
(Schluß.)
Direkte Beziehung zu den okkulten Phänomenen haben die trickmäßigen
Nachahmungen von Geistererscheinungen, also das Erscheinen und Verschwinden
von einzelnen leuchtenden menschlichen Gliedmaßen oder auch ganzer
Gestalten und Skelette in verdunkelten Räumen. Je nachdem sie auf der
Schaubühne oder im Privatsalon stattfinden, werden sie verschieden erzeugt.
Die Aufdeckung gewissenlosen Schwindels hat überdies zur Folge gehabt, daß
spiritistische Betrüger ihre Vorführungen und Hilfsmittel stels von neuem
variierten.
Auf Schaubühnen werden die früher sehr beliebten Geistererscheinungen
nur noch selten vorgeführt. Man he nützte zu denselben eine große durchsichtige
Glastafel, die gegen die abzuspiegelnde Person, innerhalb einer für die Zuschauer
unsichtbaren Versenkung, vor der Bühne, in einem bestimmten Winkel
geneigt ist. Da Zuschauerraum und Bühne bei der Aufführung im Halbdunkel
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