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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0750
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Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1927.)

Raffinierter ist der Entfesserungstrick mittels der Sehiebeknoten. Man
gibt sich beim Fessein den Anschein, als wolle man einen Knoten recht fest
knüpfen helfen und zieht zu diesem Zweck nur an einem Ende des Knotens,
wodurch sich ein sog. Schiebknoten bildet, der sich ziemlich leicht löst. — Auf
dem gleichen Prinzip beruhen die Kunststücke mit farbigen Seidentücbern, die
scheinbar sehr fest miteinander verknüpft sind, dann etwa in eine Tüte gelegt
und im nächsten Moment völlig lose und unverknüpft wieder hervorgeholt
werden können.

Ueber einen interessanten Fall von nachgeahmten Spukerscheinungen und
Materialisation einer Hand berichtete mir der bernische Privatdozent Dr. I von Ries
folgendes Erlebnis in einem ungarischen Städtchen. Er wurde eingeladen in einem
guten Hause eine spiritistische Sitzung mitzumachen; das Medium wurde nicht
honoriert. In der vollständigen Dunkelheit ereignete sich der gewöhnliche Spuk,
als da sind Blumenapporte, Berührungen, Glockengeklingel, Raps usw. Es gab
hierauf eine Pause, während welcher das Medium sagte, es erscheine ihr, der Kreis
sei derart harmonisch zusammengesetzt, daß sie es versuchen wolle, eine Hand zu
materialisieren und als Beweis der Echtheit einen Abguß zu erhalten. Der Hergang
spielte sich wie gewöhnlich ab: der angebliche Qeist tauchte die Hand bald in
geschmolzenes Paraffin, bald in kaltes Wasser, und die so erhaltene Form wurde
dann mit Gipsbrei ausgegossen, die eine wunderbar modellierte Damenhand mit
gespreizten Fingern zeigte.

Die Hausfrau, von der Echtheit der Phänomene überzeugt, wünschte am
Schluß der Sitzung ,daß der anwesende Arzt, ebenso wie ein Physiker, der an der
Sitzung teilgenommen hatte, das Protokoll derselben unterschreiben möchten, um
der Sache mehr Gewicht zu verleihen. Die beiden Gelehrten waren hierzu bereit,
insofern ihnen die genaue Untersuchung des Mediums gestattet würde, denn während
des Ablaufs des Spukes wollten sie nicht eingreifen, das war so abgemacht. Als
nun bei der Visitierung durch Dr. v. Ries das Medium die Bluse öffnete, bemerkte
er eine Blattlaus auf dessen Hemd, was ihm höchst verdächtig vorkam. Denn es
war für ihn klar, daß die Blattlaus von den verborgen gehaltenen Blumen herrühren
mußte, die so wenig Apporte waren, wie jene. Eine anschließende gynäkologische
Untersuchung förderte dann außerdem einen schön modellierten Kautschükhand-
schuh zutage, der in der Scheide verborgen war, mitteis dem die Materialisation
der Hand vorgetäuscht wurde. Der Handschuh brauchte bloß aufgeblasen zu
werden, um als Form für den Paraffinguß zu dienen.

Bellini verstand es durch Ineinander/legen des Daumens und kleinen Fingers
die Hand sehr schmal zu machen und sich aus den Fesselungen herauszuziehen.
Waren die Schlingen zu fest angezogen, so operierte er ebenfalls mit der Schere.
Ein Meister in der Knotentechnik und Entfesselung war der Prestidigitalieur
fJacoby. Füße und Knie ließ er sich in jeder beliebigen Weise so fest als möglich
binden. Die Hände ließ er sich am Handgelenk fesseln und die Schnurenden
so straff auf dem Rücken zusammenziehen, als es nur ging. Außerdem
konnte man ihn noch, kreuzweise über die Schultern, Brust und Arme verschnüren
, eine Schnur um den Halb legen und sämtliche Enden an der Rück-
iehne des Stuhles, auf dem er saß, verknoten und versiegeln. Trotzdem er anscheinend
außerstande war, sich nach vorn zu neigen, noch weniger die Hände
zusammenzubringen oder sich irgendwie aus den Bindungen zu befreien, vermochte
er eine entliehene Uhr, die beim Schnüren der Knoten zwischen diesen
verknüpft war, herauszunehmen und wieder hineinzubringen, ohne Schnüre,
Knoten oder Siegel zu verletzen, ebenso vermochte er jeden anderen Schabernack
auszuführen. — Man ersieht hieraus deutlich, wie wenig Sicherheit eine
Fesselung mittels Schnüren oder Leinenstreifen bietet.

. Ein verblüffender Trick wurde seiner Zeit von englischen Pseudomedien
ausgeführt, der übrigens von jedermann leicht nachgeahmt werden kann. Er


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