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Sichler: Ueber magische Tricks u. die Nachahmung okkulter Phänomene. 731
sollte dazu dienen, die Skeptiker von der Leistungsfähigkeit der ^materialisierten
vierdimensionalen Wesen" zu überzeugen.
Die beiden Enden einer starken Schnur werden dem Medium je um ein Handgelenk
festgebunden, so daß beide Hände einen halben Meter voneinander entfernt
durch die Schnur verbunden sind. Die Knoten werden hierauf vernäht und versiegelt
. Kaum, daß das Medium eine Minute in der Dunkelkammer sitzt, wird eine
Prüfung verlangt und es ergibt sich, daß die „Geister" die Weste des Mediums
gänzlich umgekehrt haben, ohne ihm den Rock auszuziehen, oder die Siegel zu
verletzen.
Erklärung: Unter dem Schutze der Dunkelheit öffnet das Medium schnell die
Weste, bringt die Arme über den Kopt nach hinten, was die 50 Zentimeter lange
Schnur gestattet, entledigt sich erst des Rockes, und dann der Weste, so daß nun
beides an der Schnur hängt. Hierauf bringt es die Arme samt den Kleidungsstücken
wieder nach vorn, legt dieselben auf einen Tisch und zwängt nun nach und nach
den Rock durch das Hinke Armloch der vor ihm liegenden Weste. Letztere dreht
es auf der Schnur dadurch um, daß es den einen Teil der Weste durch ihr entgegengesetztes
Armloch zieht, wodurch sie nach und nach völlig umgekehrt wird.
Hierauf wird der Rock wieder ganz durch ein Armloch der Weste gezogen, so
daß die Weste umgekehrt gegen die Innenseite des Rockes zu liegen kommt. Ist
dies geschehen, so steckt das Medium beide Hände durch die Armlöcher der Weste
bis in die Aermel des Rockes, hält alsdann das Ganze über den Kopf und zieht beide
Kleidungsstücke wieder an. Die Weste gleitet von selbst herab und legt sich dem
Körper an; der Rock folgt nach, wenn man die Arme kräftig schüttelt. Das
Medium schließt einige Knöpfe der nun umgewendeten Weste und ist nun bereit,
sich überprüfen zu lassen.
Gewisse Kunststücke werden als das Wandern von Gegenständen
bezeichnet, was dem okkulten Vpport an die Seite zu setzen wäre. Das
Wandern im Sinne der Zauberkunst ist selbstredend nur ein scheinbares Wandern
, insofern damit die Idee . uggeriert werden soll, ein Gegenstand sei zuerst
an dem einen Ort verborgen und werde infolge zauberischer Kraft unsichtbar
an einen anderen Ort transferiert. Entweder wird er am ersten Ort nur scheinbar
verborgen und wird mittels eines Tricks sofort an seinen Bestimmungsort
gebracht, oder aber er wechselt den Ort überhaupt nicht und die Wanderung
wird dadurch vorgetäuscht, daß am Bestimmungsort ein zweiter, gleicher Gegenstand
schon irgendwie verborgen bereit liegt. Ja er kann sogar hier nur scheinbar
vorhanden sein. Den Miniaturen Tlüglis entnehme ich folgenden Trick:
Das Wandern einer Karte^aus einem Spiel in ein verschlossenes Kuvert. (Eine
ermöglichte Unmöglichkeit.) Der Vortragende läßt aus einem unpräparierten Kartenspiel
eine Karte ziehen, mit einem Zeichen versehen und in das Spiel zurückgeben,
das er sofort einem zweiten Zuschauer zum Mischen überreicht. Sodann holt er
vom Zaubertisch ein verschlossenes Kuvert, Licht und Siegellack herbei und läßt
das Kuvert von jemandem zusiegeln. — Er läßt nun denjenigen, der die Karte gezogen
hat, an diese denken, holt sie aus dem Spiele heraus und zeigt sie als die/
gedachte vor, was bestätigt wird. Dann gibt er die Karte wieder ins Spiel zurück,
läßt es nochmals mischen, berührt Spiel und Kuvert mit dem Zauberstab und — die
Karte ist unsichtbar ins geschlossene Kuvert hinübergewandert. Beim Oeffnen desselben
kommen zwei ineinander gesteckte Briefumschläge zum Vorschein, im dritten
befindet sich tatsächlich die gedachte und gezeichnete Karte vor, was ganz unerklärlich
erscheint, um so mehr, als sie im Spiele fehlt.
Erklärung: Oben auf das Kartenspiel werden die Karten Herz 7, Ecken« 7,
Schaufel 7 und Kreuz 7 gelegt. Man läßt eine beliebige dieser vier Karten ziehen
und mit einem Bleistift markieren. Vom Zuschauer wird die Karte in die Mitte des
Spieles zurückgegeben. Der Vortragende bringt sie aber mittels Volte oben auf das
Spiel, eskamotiert sie mit der rechten Hand und überreicht das Spiel einem zweiten
Zuschauer zum Mischen. — Währenddem geht der Künstler zum Vortragstisch zurück
, schiebt unter Rückendeckung die eskamotierte Karte rasch in das innerste
der drei ineinander gesteckten Kuverts, befeuchtet die gummierten Ränder und
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