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Christine, Geistliches Tagebuch", deutsch von Romano Guardini auf katholischer
Seite, auf nichtkatholischer Seite: Karl Welkisch: „Vergeistigung".
Zwar wird vereinzelt von der Stigmatisierten berichtet, daß sie auch die
Auterstehung Christi geschaut habe (wohl auch unter Anlehnung an die lieber-
Heferung), von Begegnungen mit dem auferstandenen Christus ist dagegen noch
nichts berichtet worden. Selbstverständlich sind diese auch nicht unbedingt
nötig zum echten religiösen und heiligmäßigen Leben, 3och läge es immerhin
nahe, sie die Stigmatisationen begleiten zu sehen, falls es sich dabei wirklich um
religiöse Wunder handelt. (Wie dies etwa vom Heiligen Franz von Assisi
berichtet wird.) Auch hier bliebe der religionsphilosophischen Forschung noch
manches Problem zu lösen übrig.
Kleine Mitteilungen.
Wir erhalten mit der Bitte um Veröffentlichung folgende Zuschrift:
Vorausschau eines Todesfalles?
Meine Frau hatte in der Nacht vom 6. auf 7. Januar 1927 folgenden Traum,
der am 7, Januar 1927 sofort schriftlich festgelegt wurde:
Hannover, den 7. Januar 1927.
„Ich träumte in der letzten Nacht gegen Morgen: Ich sah meinen Mann von
einer Straßenecke herkommen in seinem dunklen Paletot und hellem Schlapphut.
Es gingen drei Herren im schwarzen Paletot und Zylinder (Traueranzug) auf ihn
zu, hakten ihn unter und redeten auf ihn ein, doch mitzugehen. Mein Mann
weigert sich erst, ging aber dann auf das Zureden hin mit; sie gingen mit meinem
Manne in das dritte oder vierte Haus recht* von der Ecke. Weil ich weiß, daß
es meinem Manne peinlich ist, in eine Familie zu gehen, wo sich ein Toter
befindet, und weil ich vorher gesehen hatte, wie er sich sträubte, ging ich in das
Haus hinein und rief im Treppenhause den Namen meines Mannes. Mein Mann
antwortete darauf, das könnte ich doch nicht machen, ihn so zu rufen, weil doch
ein Toter im Hause wäre. Kurz darauf traf ich in der Nähe des Hauses meine
Schwester Ella, die mir erklärte, daß mein Vater auch oben bei der Beerdigung
sei und die Leute noch ein Bett aufgeschlagen hätten, sie aber nicht wolle, daß
ihr Vater in dem Hause schlafen solle.
Die drei Männer, die meinem Manne zuredeten, mit zu der Beerdigung zu
gehen, sagten, sie gingen zum gelähmten Klages (es klang so ähnlich wie Klages
oder Loges). Käthe Bartel s."
Ich bemerke hierzu, daß meine Frau 30 Jahre alt ist. Meine Mutter,
79 Jahre alt, die bei mir wohnt, erlebte in derselben Nacht das im folgenden
Protokoll Niedergelegte:
Hannover, den 7. Januar 1927.
„In der Nacht vom 6. zum 7. Januar 1927 wurde ich im Schlaf an den linken
Unterarm gefaßt und wachgerüttelt. Ich wachte davon auf und rief meinen Sohn
Willi und da ich keine Antwort bekam, meine Schwiegertochter Käthe, in der
Annahme, daß sie mich geweckt hatten. Ich bekam keine Antwort und es war
keiner im Zimmer. Kurz darauf schlug es 5 Uhr morgens Ich schlief nicht
wieder ein. In der Zeit von 5,15 bis 5,33 Uhr hörte ich, wie jemand dreimal fest
gegen meine Bettstelle schlug. Ich stand auf und machte Licht, konnte aber
nichts feststellen. gez. Christiane Bartels."
Am 1. Februar 1927 bekam ich nachstehende Traueranzeige:
Kronenstr. 371, den 1. Februar 1927.
' „Ich muß Euch leider die traurige Mitteilung machen, daß unsere liebe Mutter
heute morgen 10 Uhr sanft entschlafen ist. Beerdigung Freitag, den 4. Februar,
•li/2 Uhr von der Kronenstr. 37 ab. gez. Harry Loges."
Zu den Protokollen muß ich folgendes bemerken: Die Verstorbene heißt
Johanne W. und war viermal verheiratet. Aus ihrer dritten Ehe, in der sie mit
einem Herrn Loges verheiratet war, stammt der Sohn Harry, der die Todesanzeige
verfaßte.
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