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Kleine Mitteilungen.
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In der Nacht vom 26. zum 27. September schlief Foltanski in der Wohnung
in Bromberg ganz allein. Auf einmal weckte ihn ein schrilles Läuten der Telephonglocke
, er lief zum Apparat und hörte die Stimme seiner Frau: „Heinrich,
komm sofort und nimm die Kinder weg, damit sie bei meiner
Leiche nicht weinen."
Ueberrascht schaute er instinktiv auf die Uhr: es war 1,50 Uhr. Er wußte,
daß im Jagdhaus kein Telephon sich befand. In dem Telephongespräch vermutete
er eine Mystifikation, die Stimme jedoch war der seiner Frau täuschend
ähnlich. Als er die Ueberraschung überstand, rief er die Telephonzentrale in
Bromberg an und fragte mit wem er verbunden war? Die Telephonbeamtin,
welche bei dieser Nachtzeit fast keine Beschäftigung hat, teilte ihm mit voller
Entschiedenheit mit, daß sie überhaupt seine Telephonnummer mit niemandem
verbunden hat und von jeder Verbindung bestimmt wissen müßte.
Herr Foltanski wartete bis Morgen. Als er um 8 Uhr vom Frühstück nach
Hause zurückkehrte, sah er vor dem Haustor ein Auto stehen. Dieses wurde vom
Jagdhause zu Herrn Foltanski geschickt, um ihn zu benachrichtigen, daß ein
Unglück sich ereignet hat. Seine Frau starb nämlich in dieser Nacht Vollkommen
gesund, bekam sie um 12 Uhr nachts einen Herzanfall und verschied eine
halbe Stunde nachher. Als sie den herannahenden Tod verspürte, sah sie die
weinenden Kinder an und wiederholte mehrmals: Könnte ich nur meinen Mann
antelephonieren!
Im Jagdhaus war kein Telephon angebracht, es war daher keine Möglichkeit
vorhanden, um sich verständigen zu können. Der Tod erfolgte um 12y2 Uhr,
und wie es sich gezeigt hat, eine Stunde nachher ertönte die Telephonglocke
in der Wohnung in ßromberg.
Wie nun die bisherige Untersuchung festgestellt hat, hat keiner \on den Hausgenossen
Herrn Foltanski antelephoniert, da der nächste Apparat in einer Entfernung
von einer Stunde Weges sich befand außerdem war die Telephonnummer
niemandem bekannt.
Ein*; Ehrenrettung für Dr. R. Friese. Im Septemberheft des diesjährigen Jahrgangs
der „Zeitschrift für Parapsychologie" befindet sich ein Aufsatz von Professor
D. Walter in Graz, von dem einiges nicht unwidersprochen bleiben kann.
Es betrifft den als Spiritisten bekannten Gymnasialprofessor Dr. R. Friese, dessen
Buch: „Stimmen aus dem Reiche der Geister" seinerzeit viel Aufsehen erregte
und mehrere Auflagen erlebt hat. Wenn ich dem Urteil Walters über ihn entgegentrete
(köhlergläubisch und phantastisch auch dort, wo es sich scheinwissenschaftlich
gebärdet), so geschieht das aus mehreren Gründen: Erstens, weil ich
dem Buche selbst viele Anregungen verdanke, und zwe;tens, weil dieses Urteil
über ihn keiieswegs den Tatsachen entspricht, sondern einer Denkrichtung, die
dem dogmatisch gebundenen Standpunkt der katholischen Kirche nahesteht;
Friese hztte sich nämlich erlaubt, an der Hand seiner Forschungen ein Bild von
den Zuständen des Lebens nach dem Tode zu geben, das mit den Glaubensan-
schauungen der katholischen Kirche wenig übereinstimmt.
Damit soll natürlich keineswegs gesagt sein, daß ich mit allem übereinstimme
, was in dem Frieseschen Buche zu lesen ist, vieles ist im Gegenteil darin
nicht genügend gestützt und man kann natürlich über die Art, wie Friese sich von
seinen Geistern über die Zustände im Jenseits belehren läßt und die Richtgkeit
dieser Methode sehr im Zweifel sein. Dagegen läßt sich nicht abstreiten, daß
der erwähnte Forscher mit zahlreichen bedeutenden Medien gearbeitet hat und
darüber manches Interessante beriahtet, was wir vielleicht sonst nicht erfahren
hätten, daß er mitunter alle (damals bekannten) Vorkehrungen gegen Betrug getroffen
hat und z. B. ein Beispiel von Levitation anführt, das heute auch nicht
anders zu behandeln wäre. Es kommt hinzu, daß selbst in seinen Geisterbotschaften
manches vorhanden ist, was erst später eine gewisse Bestätigung gefunden
hat, wie z. B. die Maskentheorie bei den Materialisationen, an die man vor
allem bei den Teleplasmen Schrenck Notzings u. a. lebhaft erinnert wird. Der
schwächste Punkt seiner Darlegungen ist, wie schon gesagt, das Kapitel über die
Geisterbotschaften, in dem er tatsächlich als Urheber dieser diejenigen annimmt,
die sich dafür ausgeben; immerhin muß hervorgehoben werden, daß die Schilderungen
, wie sie in diesem Buche vom Leben im Jenseits gegeben werden, nicht
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