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ItS Zeitschrift für Paiapsychologie. 12. Heft. (De/ember 1927.)
Hauptinhalt, denen zufolge von einem „Wunder" nicht wohl die Rede sein könne,
vielmehr das Vorliegen einer, bisher in solchem Ausmaß noch in keiner Klinik
und überhaupt wohl noch nicht in Deutschland beobachteten Beeinflussung des
Körpers und seiner physiologischen Funktionen durch die Seele angenommen
werden müsse. Seine Ausführungen gipfelten in einem Appell an die Aerzteschaft,
sich, ihrer Pflicht bewußt, des Falles anzunehmen, und den durch die bisherige
offizielle Zurückhaltung im Volksempfinden hinsichtlich des Ansehens der medizinischen
Wissenschaft bereits entstandenen Schaden möglichst wieder gutzumachen
. Der Psychoanalytiker Dr. Neugarten beschloß die Vortragsreihe, der
eine angeregte Diskussion folgte, durch Präzisierung einiger von seinen aus dem
Novemberheft unseren Lesern bekannten Oedanken. S.
Deutsche Fachzeitschriften.
Zeitschrift für kritischen Okkultismus. Iii. Band, 1. Heft.
Im Oktoberheft des neuen Jahrgangs weist H e i 1 w i g in einem Aufsat/
„Der Hellseher von Rothenstein" nach, wie das Publikum in Thüringen durch
sensationelle Zeitungsberichte zum Glauben an die Wundergaben eines Mannes
geführt wurde, dessen Fall (Aufklärung einer Mordgeschichte) sich bei eingehender
Nachprüfung als nicht im mindesten beweiskräftig erwies. Hellwig
hält diesen Zwickauer Hellseher für einen gutgläubigen Phantasten, und es
scheinen bei diesem in der Ta't keine supranormalen Fähigkeiten vorgelegen zu
haben. - „Zur Geschichte der Pseudotelepathie" bringt Graf Klinkow-
stroem sehr reiches und interessantes historisches Material bei, das die verschiedenen
, seit einigen Jahrhunderten schon üblichen verabredeten Morse/eichen,
die Verständigungssi^nale optischer und akustischer Art, mit zahlreichen Beispielen
ihrer Handhabung zusammenstellt. Der Verfasser memt zum Schluß:
„Man darf wohi als sicher annehmen, daß es sich bei Vorführungen von Variete-
hellsehern stets um Tricks und niemals um echte psychische Phänomene handelt *
Wir möchten bemerken, daß diese Behauptung hinsichtlich der heute gerade
stark umstrittenen „Dagma" noch keineswegs bewiesen ist.
„Neuere Veröffentlichungen zur Frage der Hyperästhesie und des Hellsehens''
bringt der Herausgeber Richard Bärwald, worin er seinen bekannten
Standpunkt an Hand der Versuche Tiscfoners, Chowrins, Tanagras, Christoph
Schröders und anderer weiter entwickelt. Bezüglich des letzteren „Grundversuche"
meint Bärwaid, daß sie „Anzeichen dafür enthalten, daß die erzielten Leistungen
nicht auf Hellsehen, sondern auf einer Hyperästhesie beruhen, die allerdings
nicht bloß in einer Steigerung der uns geläufigen Sinnesfunktionen besteht, sondern
auch rud'mentär gewordene Empfindungsarten des Hautsinites wieder aufleben
läßt."
„P e n d e 1 \ ersuche" schildert Dr. Otto Seelin g und warnt von den
.kurpfuscherischen, oft marktschreierischen Angeboten bei Krankheiten Gebrauch
zu machen, da übersinnliche Kräfte zur Erklärung des diagnostizierenden sideri-
schen Pendels nicht herangezogen werden müssen. — „Aus der Zugun Literatur"
stellt Dr. Hans Rosenbusch eine Anzahl bisheriger Veröffentlichungen
zusammen, die unseren Lesern größtenteils bekannt sind. Seine Stellungnahme ist
ebenso bekannt. Im Anschluß an den Satz: „Daß Eleonore Zugun betrügt,
haben ich und andere in München bewiesen", kündigen wir schon jetzt eine sehr
eingehende Rechtfertigung seitens der Gräfin Wassilko in einem unserer nächsten
Hefte an.
Unter der üeberschrift: „Ein Fall \on psychischer Erkrankung
infolge spiritistischer Praktiken?" sieht sich Sanitätsrat Carl
Bruck veranlaßt, unseren Aufsatz von Frau Haase Baudevin im Maiheft mit
einem Fragezeichen zu versehen, das er ausführlich begründet. Die Frage:
„Geisteskrankheit und Mediumismus" wäre in der Tat wert, einmal von sachverständiger
Seite bearbeitet zu werden, wozu auch die von B. genannten Autoren
nicht gerechnet werden können, da sie zwar Psychiater, aber nicht Parapsycho-
logen sind, also auf dem in Rede stehenden Gebiet in Sachen des „Mediumismus"
nicht als maßgebende Beurteiler angesehen werden können. Vielleicht werden
\\;r gelegentlich einmal auf dieses Therm /urückkommen.
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