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762 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft, (Dezember 1927.)

Tatsachen anlangt, ihre theoretische Deutung bleibt problematisch. Doch scheint
erwiesen, daß der Oedanke eines Lebenden auf die photographische Platte wirken
ka,nn, und Bozzano hält es infolgedessen für sehr wahrscheinlich, daß auch die Gedanken
eines Verstorbenen dies können. Im Aprilheft gibt er Beispiele, die zum
Teil hierfür sprechen. Ich fasse den mir am besten scheinenden Fall zusammen;
er entstammt der Julinummer 1924 der Zeitschrift „Psychic Science". Der holländisch
« Kaufmann Kokricco erhielt im November 1921 auf einer von Amsterdam mitgebrachten
Platte in einer Sitzung mit den berühmten Medien Mr. Hope und
Mrs. Buxton in Crewe das Bild eines unbekannten Frauenantiit/es von deutlich
dreieckiger Form und reichem Haar. Im September 1922 erhielt sein Sohn in einer
Sitzung mit denselben Medien, auf einer seiner eigenen Platten, ebenfalls das Bild
eines unbekannten Frauengesichts. Erst 1924 bekam der Vater diese Aufnahme zu
sehen, und bemerkte, daß es sich wieder um dieselbe Unbekannte wie das erste
Mal handelte. Kurz darauf fragte er in einer Sitzung mit dem ausgezeichneten Medium
Cooper (Z. f. P. 1926, S. 204 f.) einen sich mitteilenden OHst, wer die unbekannte
Frau sei. Es wurde geantwortet, sie sei seine Tante Enrichetta, eine Schwester
seiner Mutter, er habe sie nur einmal getroffen, wie er als Kind von Indien
nach Holland gebracht wurde. !n dem Dachraum seines Hauses in Holland, werde
er in einer alten Schatulle unter vielen anderen Photographien auch ihr Bild finden.
Wirklich fand er zu Hause an der bezeichneten Stelle eine Photographie seiner
Mutter mit ihren zwei Schwestern; auch hier hatte die nur einmal von ihm gesehene
Tante reiches Haar und ein ausgesprochen dreieckiges Gesicht. Dies ist
ein Fall,-tier sich kattm auf Betrug zurückführen läßt; da man für einen solchen
nicht nur voraussetzen müßte, daß Frau Cooper mit den Medien aus Crewe zusammen
gewirkt hätte, sondern überdies, daß die Medien sich das Bild der von
Kokricco völlig vergessenen, längst gestorbenen Tante aus Holland verschafft
hätten Da sein Sohn die Tante nie gesehen hatte, wäre eher an ein spiritistisches
Phänomen als an eine metapsychische Photographie einer unbewußten Erinnerung
Herrn Kokriccos zu denken.

Schließlich spricht Bozzano von der Ideoplastie, die er im Maiheft an Hand
der Beobachtungen Schrenck Notzings, Geleys und anderer bei Eva C. behandelt.
Da diese, ideoplastischen Materialisationen von bewußten oder unbewußten Erinnerungsbildern
oder Vorstellungen Eva C.s bei uns sehr bekannt sind, erwähne ich
nur einen sehr interessanten Bericht Miss Felicia Scatcherds über ein Erlebnis mit
Eva C, das mir unbekannt war (Original „Light" 1921, S. 809/10). Neben dem
Stuhl E\as (45 cm links von diesem) erblickte Frl. Scatcherd plötzlich auf dem
Boden eine reichliche Masse sehr weißer Substanz. Sie sprach den Wunsch aus,
die Masse zu wägen; Frau Bi?son ließ nun eine Wage holen; inzwischen hatte die
Substanz sich verlängert und die Gestalt eines Reptils angenommen. „Ais es die
Wage erreichte, erhob sich das „Reptil", indem es sich auf seinen Schwanz stützte
und legte sich auf die Wagschale, die etwa 25 cm über dem Boden war; dort blieb
d e Masse bis ich sie gewogen hatte, sie wair sehr leicht. Dann schlängelte sie
rfickwärts, verließ die Schale und senkte sich auf den Boden, wo sie sofort ihre
tirsprürgKdhe rohe Form wieder annahm; während ich sie beobachtete, verschwand
s e in einem Augenblick." Wirklich gestaltet sich in diesem Fall das Teleplasma
den von Frl. Scatcherd angeregten Wünschen des Mediums entsprechend, es handelt
sich also deutlich um Ideoplastie, wie bei der Gedankenphotographie, der
Skotographie und vielleicht manchen Halluzinationen. Zugleich macht Bozzano
auf die Schwierigkeiten aufmerksam, die sich ihrer innersten Natur entsprechend,
der näheren Erforschung des ideopiastischen Vorgangs entgegenstellen; die ideo-
plastische Kraft der Medien ist allzu sehr geneigt, die Vorstellungen, die sich der
Beobachter von den Vorgängen macht, eben unter seiner Suggestion zu realisieren.
Im Juniheft beschließt Bozzano seine lesenswerte Arbeit durch zum Teil etwas
nebelhafte philosophische Erwägungen, in denen er bald Gcley, bald Paul Le Cour
und andere zitiert. Der Leitgedanke ist immer, daß nicht das Seelische vom Körper,
sondern umgekehrt dieser vom Seelischen abhängig sein soll.

Im Februarheft veröffentlicht und kommentiert Bozzano einen Brief des bekannten
italienischen Philosophen Allessandro Chiapelii in Florenz, der sich entschieden
für die Realität der okkulten Phänomene, ja sogar für die spiritistische
Deutung eines Teils derselben einsetzt.


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