http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0784
764 Zeitschrift für Parapsychologie. 12. Heft. (Dezember 1927.)
italienische Zeitschrift, werden Versuche mit dem Samen eines Mangobaums besprochen
, die die Gesellschaft für Psychische Studien, 1904 in Mailand, mit dem
australischen Medium Bailey machte. Die im Jahrgang 1904 von Luce e Ombra
ausführlicher geschilderten Versuche, scheinen zu der ernsteren Literatur übe*
das so umstrittene Mangobaum-Wunder zu gehören. R. Lambert.
Buchbesprechungen.
Das Rätsel von Konnersreuth. Studie eines Parapsychologen. Von Dr. med.
Walter Kröner. München. Verlag der Aerztlichen Rundschau, Otto
Gmelin. 1927. 91 S. M.3.—.
Die Schrift, zu der Driesch ein empfehlendes Geleitwort geschrieben hat*
beschäftigt sich nicht in der Weise mit der Stigmatisierten von Konnersreuth, daß
der Verfasser etwa auf Grund eigner Untersuchung des Falles ein Gutachten
über ihn abgibt. Er hat vielmehr Therese Neumann nicht gesehen und weiß
auch nicht viel mehr aus dritter Quelle über sie, als jeder andre, der die winzige
l iteratur über sie kennt.
Und dennoch, wird man erstaunt fragen, hat er ein kleines Buch über sie
geschrieben? Das Rätsel löst sich dahin, daß Kröner den Versuch macht, den
Fall Therese Neumanns unter einstweiliger hypothetischer Voraussetzung der
Fchtheit der wesentlichen Phänomene und unter Heranziehung von in dieser oder
jener Richtung verwandten Fällen in die allgemeine wissenschaftliche Problemlage
dieser Dinge einzuordnen. Er greift dabei z. B. zurück auf andere in der
Literatur berichtete Fälle von Stigmatisation, er zieht die indischen Fakire heran
und die europäischen Medien.
Die Schlüsse, zu denen er dabei kommt, liegen für die Parapsychologie so
uui der Hand, daß sie in einer kurzen Rezension in dieser Zeitschrift nicht wiedergegeben
zu werden brauchen. Wird es doch ohnehin erforderlich sein, wenn
die Untersuchung des Falles weiter fortgesohiitten ist, auf ihn zurückzukommen.
Die Schrift ist sehr geeignet, auch dem Fernstehenden ein Bild der Problemlage
und der möglichen Lösung der Rätsel zu geben. Mit dem meisten bin ich
einverstanden. Einiges doch sehr Problematische wird meines Erachtens mit viel
/u großer Bestimmtheit wie eine gesicherte Tatsache vorgetragen, so z. B. die
psychoanalytische Hypothese von der Vererbung gewisser Vorstellungen. Das
gleiche gilt von der Annahme der Verbundenheit des „Urmenschen" mit dem
kosmischen Bewußtsein. Wenn bei der Uebertragumg psychoanalytischer und
parapsychologischer Annahmen auf die früheste, aller Erfahrung entzogene Urgeschichte
nicht mit größter Behutsamkeit verfahren wird, so sind wir binnen kurzem
in einem neuen romantischen geschichtsmetaphysischen Rausch, der die
Wissenschaft nicht fördert, sondern zerstört, ganz abgesehen von dem Mißkredit,
in den dadurch auch Psychoanalyse und Parapsychologie geraten würden. Umgekehrt
muß die Art, wie Verfasser das Energieprinzip auffaßt, als ein Rest dogmatischen
Materialismus, bezeichnet werden. Auch den Stil hätte ich gern hier und
da etwas weniger kühn und bilderärmer gesehen. Alle diese Aussetzungen vermögen
dem günstigen Gesamturteil über die Schrift jedoch keinen wesentlichen
Abbruch zu tun. Wohltuend berührt die taktvolle Art des Verfassers in allen
weltanschaulichen und religiösen Fragen. Niemand wird sich beleidigt oder gezüchtigt
fühlen außer dem bornierten, sich als „Wissenschaft" ausgebenden Materialismus
, der in verdienter Weise behandelt wird.
Am Schluß fordert der Verfasser die katholische Kirche auf, eine nichtkonfessionelle
, rein sachliche ganz objektive Prüfung herbeizuführen und gibt
bestimmte Ratschläge für die Untersuchung. —
Es mag mancher Leser vielleicht im Stillen fragen, ob ich nicht selbst mich
schon um eine solche Untersuchung bemüht habe. Ich habe darauf einstweilen nur
zu antworten: Ja, bereits zweimal. Einmal geschaih es zu Beginn des Jahres, als
die Oeffentlichkeit noch nichts von Therese Neumann wußte und auch mir von
Paraphänomenen bei ihr noch nichts bekannt war. Die Zeit war damals unerhört
günstig, denn es hatten noch keine Untersuchungen stattgefunden und Konnersreuth
war noch kein Wallfahrtsort. Die Verantwortung dafür, daß nichts aus
der von mir damals noch als rein religionspsychologisch beabsichtigten Unter-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1927/0784