http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1928/0018
*
2 Zeitschrift für ParapsychoJogie. 1. Heft. (Januar 1928.)
Minderungen an dem Knaben zu bemerken. Er plätscherte mit anderen Kindern
im Wasser umher und lernte schwimmen. Aus dieser Zeit stammt auch eine
Gruppenaufnahme aus dem Bade. Auf ihr ist außer Tibor auch dessen 28 jähriger
Vetter Lazy zu sehen, der am ersten Tage der Erscheinungen mit ihm den
Ausflug nach Porac unternahm, d. h. demjenigen Zeitpunkt, an welchem Tage
die mediale Kraft des Knaben zum Durchbruch kam.
Von großer Wichtigkeit scheint mir die Feststellung, daß die Erscheinungen
er?t zwei Tage nach der Ankunft der 23 jährigen Tochter Kjoszänyis, Anika,
zum ersten Male auftraten, welche jedenfalls als die zweite, dem Medium sympathische
Persönlichkeit zu betrachten ist. Anika war bis zu diesem Tage verreist.
Etwas ab weich ond von der Theorie ist allerdings der Umstand, daß die ersten
Erscheinungen in Gesellschaft des Vetters Lazy auftraten, der aber ebenfalls
dem Medium sehr zugetan ist.
Das Dorf Porac liegt einen Kilometer südlich von Kotterbach und ist mit
seiner Seehöhe von etwa 900 Meter eine der höchstgelegenen Ortschaften der
Tschechoslowakei. Es ist von Kleinrussen, hier Rusniaken genannt, bewohnt und
bietet denselben Anblick wie alle Ortschaften ihrer Stammesbrüder in Wol-
hynien, die den meisten Kriegsteilnehmern noch in Erinnerung sein dürften.
Südlich von Porac erstreckt sich ein einsames Tal mit steilen felsigen Abhängen,
und dorthin führt auch die äußerst lohnende und romantische Partie nach
Slowinka, die Lazy in Gemeinschaft mit seinem Vetter Tibor am 12. August
unternahm. Sie befanden sich gegen Abend schon auf dem Rückwege, als
während einer Rast die ersten Steine auf sie zugeflogen kamen. Es waren zu
nächst nur kleinere Steine und der erste Eindruck war, es sitze irgendwo versteckt
ein Hirtenknabe, der die Steine würfe. Trotz eifriger Umschau konnte aber»
niemand erblickt werden. Die Steine wurden immer größer. Daß jemand in
höhere Lagen des Tales steigend die Steine ins Rollen gebracht hätte, konnte
man auch nicht annehmen, nachdem solche Steine schon von weit oben durch
ihren Aufschlag beim Kollern sich ankündigen müßten, was hier keineswegs
der Fall war. In der ganzen Umgebung selbst herrschte Totenstille, die nui
durch den Aufschlag der einzelnen Steine unterbrochen wurde. Da die Sacht»
immer unheimlicher wurde, beschloß man schleunigst den Aufbruch, welcher
zuletzt in eine wilde Flucht ausartete. Die Steine verfolgten die beiden Ausflügler
mit derartiger Hartnäckigkeit, daß sie, gellende Rufe ausstoßend, davon-
^annten. Wohl hatten sie schon eine dunkle Empfindung von der Eigenartigkeit
des Vorganges, weil noch keiner von ihnen ernstlich verletzt war, trotzdem di«^
faust- und köpf großen Steine mit ansehnlicher Wucht auf den Boden aufschlugen
. Man hatte aber dabei immer die Empfindung: dieser Stein war noch
ein Streifschuß, der nächste oder übernächste wird schon der Volltreffer sein
So kamen sie abgehetzt und völlig erschöpft in Porac an.
Dort ließ der Steinhagel eine Zeitlang nach und die beiden traten ins Ge~
meindegaslhaus ein, um sich dort zu stärken und den Einwohnern ihre Ei-
lebnisse zu erzählen. Bei den Gästen sowie auch jetzt überall, wo diese Geschieh
ten zum ersten Male erzählt werden, ernteten die beiden mitleidiges Lächeln,
man zweifelte an ihrem normalen Geisteszustand. Auch fehlte es nicht an allerlei
spöttischen Bemerkungen. Der Spott verging aber den biederen Rusniaken
sehr schnell, als plötzlich mitten in die Gaststube mit schwerem Gepolter der
erste Stein auffiel. Alle standen sprachlos da. Rasch wurde noch die Türe geschlossen
(die kleinen Fenster sind, wie in jeder rus«icchen Bauernstube immer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1928/0018