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v. Schrenck-Notziig: Die Spukerscheinungen in Kotterbach u. Nikolsburg. 3

geschlossen) in der Meinung, es hätte jemand den Stein von draußen hereingeworfen
. Doch bald schlug ein zweiter, ein dritter Stein mitten zwischen den
Bauern ein, andere Steine flogen zwischen die Gläser auf dem Wandgestell,
daß die Scherben klirrend zu Boden fielen.

Das war für die braven Poracer zu viel. Ein jeder schlug noch in aller Eile
ein Kreuz und draußen waren sie alle. Der Gemeindevorstand selbst, ein sonst
mutiger Mann, hatte Angst um seine Einrichtung und obzwar er immer, wie alle
dortigen Einwohner den Herren gegenüber stets die größte Freundlichkeit und
Unterwürfigkeit an den Tag legte, nötigte er doch die beiden jungen Leute in
energischer Weise zum Verlassen des Gasthauses. Die Tür wurde zugesperrt und
niemand wagte es bis früh, die verhexte Gaststube zu betreten.

Am anderen Tage waren die Steine aus der Gaststube verschwunden bis auf
einen, der vom Gastwirt als Andenken aufbewahrt wird. Zwei Gläser waren
merkwürdigerweise glatt über dem dicken Fußteil abgeschlagen, die Scherben
lagen im Zimmer verstreut. Der Gemeindevorsteher von Porac, sowie alle beteiligten
Bauern bestätigten mir vollinhaltlich die Richtigkeit dieser Angaben.

Wieder auf der Straße angelangt, beschlossen die beiden den ihnen bekannten
Poracer Oberlehrer Kanuczak aufzusuchen, um bei ihm Rat und Hilfe zu
suchen. Dieser wußte zwar keine Aufklärung zu geben, ging aber ein Stück des
Weges mit. Als er aber selbst von einigen dieser unheimlichen Steine getroffen
wurde, trat er den Rückweg an und so standen nun die beiden einsam und hilf-
los in de* Dunkelheit da. Sie fingen wieder an zu laufen, aber jetzt erst setzte
der Steinhagel mit aller Wucht wieder ein. Dieser letzte Teil des Weges bleibt
besonders dem älteren Koszänyi in schrecklicher Erinnerung.

(Ich ging am nächsten Morgen mit Lazy die Straße ab, auf welcher in der
Nacht die Flucht erfolgt war. Sie war Schritt für Schritt mit Gesteintrümmern
übersät, an deren Aussehen und frischen Bruchflächen man genau konstatieren
konnte, daß sie erst vor kurzer Zeit auf die Straße aufgefallen sein mußten.
Viele davon hatten die Größe eines Kindskopfes und hoben sich deutlich auf der
wohlgepflegten Straße von den kleinen Schottersteinen ab, die wohlgeschichtet
hie und da eine Vertiefung der Straße ausfüllten.) So erfolgte die Ankunft im
Forsthause. Aber auch hier war keine Rettung zu finden, kaum hatten die
beiden die Türe hinter sich geschlossen und wollten gerade mit der Schilderung
des Erlebten beginnen, so fielen auch schon die Steine ins Wohnzimmer. Man
flüchtete ins Speisezimmer, ins Schlafzimmer, immer kamen die Steine nachgeflogen
. Wenn man sich vergegenwärtigt, welchen dröhnenden Aufschlag
solche Steine im Zimmer verursachen, kann man sich leicht vorstellen, daß besonders
die Frauen beständig Angst- und Hilferufe ausstießen.

Am ersten Tage waren die meisten Erscheinungen ungestüm, so daß auch einzelne
Fensterscheiben zertrümmert wurden, so z. B. eine kleine Scheibe im
Zimmer und zwei Scheiben in der Küchentüre. Der knapp anliegende, an dem
Fensterrahmen mit Reißnägeln befestigte feine Vorhang blieb gänzlich unversehrt
, ein deutlicher Beweis, daß der Stein in entmaterialisiertem Zustande beim
Durchdringen eines Gegenstandes diesen in keiner Weise beschädigt, sobald er
aber seine Materie zurückgewinnt, wie jeder andere Stein ein Fenster zerschlägt.
Der kleine Vorhang schloß das Fenster so dicht ab, daß in den seitlichen Fügen
kaum ein Samenkorn, geschweige denn ein faustgroßer Stein durchkommen
konnte.


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