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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1928/0023
v. Schrenck-Notzing: Die Spukerscbeinungen in Kotterbach u. Nikoisburg. 7

einzelne im Garten verstreut liegende wertvolle Stücke. Als wir dann etwa hundert
Schritte von der Wohnung entfernt in einem anderen Hause eine Besorgung
machen wollten, flogen uns auf der Straße einzelne Steine nach, von denen
Anika die Stücke ihrer Sammlung erkannte. Auch von diesen behielt ich mir
einige als Andenken zurück. Etliche derselben sah ich zwischen dem Fräulein
und mir in Brusthöhe daherkommen und als sie das volle Gewicht zurückerlangt
hatten, im rechten Winkel plötzlich abbiegen und zu Boden fallen.

Aus diesem Beispiel konnte man untrüglich feststellen, daß die Steine,
welche im Garten verstreut lagen, von der uns noch unbekannten Kraft entmaterialisiert
, in diesem Zustande über einen Weg von hundert bis zweihundert
Schritt wahrscheinlich in wagerechter Flugbahn weiterbefördert wurden und erst
gegen Schluß ihres Weges, also in unserer Nähe Farbe und Form, und zuletzt
meist erst das Gewicht zurückerlangten, so daß man bei einigen derselben einen
halben bis einen ganzen Meter ihrer Flugbahn wahrnahm.

Am nächsten Tage konnte eine ganze Reihe von Personen die Erscheinungen
beobachten. Sie waren Zeugen der Tatsache, daß Gegenstände durch zwei bis
drei geschlossene Räumlichkeiten i,n entlegene Zimmer getragen wurden. So
flog ein zartes Parfümfläschchen aus dem Salon ins Speisezimmer und wurde
sichtbar, als es etwa in Kniehöhe das Bein eines Herrn berührte, dann fiel es
mit leisem Aufschlag zu Boden.

Wenn der zurückzulegende Weg ein kurzer war, so unterblieb oft die Un-
sichtbarmachung und man konnte den ganzen Flug des Gegenstandes verfolgen.
So kam ich in die Lage, gemeinsam mit Anika den Weg einer Porzellanschale
vom Tisch herab auf den Fußboden beobachten zu können. Das Bild ließe sich
etwa mit einer langsamen Kinoaufnahme vergleichen. Weitere Erscheinungen
bestanden in dem Ausbreiten von Karten. Den Weg, den dieselben vom Spieltisch
bis zu den Füßen einer Frau am entgegengesetzten Ende des Zimmers
zurücklegten, hat niemand gesehen. Die Karten wurden dort eine nach der
anderen sichtbar.

Wir gingen dann wieder von Zimmer zu Zimmer, um neue Veränderungen
festzustellen. Im Speisezimmer lag auf dem Boden das Tintenfaß, daneben eine
geöffnete Zigarettendose, links davon eine umgestülpte Aschenschale. Die
Asche war merkwürdigerweise nicht verschüttet, sondern sie lag geordnet unter
der Schale. Ebenso war kein Tropfen Tinte verschüttet, nicht einmal die Federstiele
auf der Schale waren verschoben.

In der Speisekammer lag ein frischer Gugelhupf, der vorher auf der obersten
Stellage stand, samt dem Teller auf dem Boden, Idaneben rechts und
links statt Messer und Gabel zwei Damenschuhe aus dem Schlafzimmer, welche
den Weg durch vier Räumlichkeiten zurücklegen mußten, um in die Speisekammer
zu gelangen. Auf dem Sitzbrett des Klosetts fanden wir schon längst
vermißte Gegenstände: Gewichte der Wage, eine Seifenschale mit Seife und ein
R-eibsackl aus der Küche, alles symmetrisch aufgestellt.

Versuche, die Ereignisse in einem uns günstigen Sinne zu beeinflussen,
machten weiter keinen Eindruck. Aber am nächsten Tage kam auf dem Kirchgang
Geld geflogen. Es flatterten Geldstücke sowie auch Papiernoten den Kirchgängern
vor die Füße, aber niemand meldete sich auf Nachfrage als Verlust-
träger. Das Geld wurde der Kirch© gespendet. Geld wanderte auch von einer
Börse in die andere, Schlüssel verschwanden und kamen wieder.


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