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Zeitschrift für Parapsychologie. 1. Heft. (Januar 1928.)
der die „Verschwommenheit und Lückenhaftigkeit" der Hellseherleistungen
kennt. Aber die bisher angestellten Versuche behalten für die Wissenschaft ihren
Wert und sollten — als Versuche — unter strengsten Kontrollen in
geeigneten Fällen wiederholt werden. Vor allen Dingen müßte das Material \on
„Anerkennungen** vervielfältigt und allen an der Sache Interessierten — ganz
gleich, welcher Grundeinstellung bezüglich des Okkultismus sie sind — zugänglich
gemacht werden. Bei neuen Aufträgen von privater Seite müßte unter
Hinzuziehung >on kritischen Beratern der Gang des Falles bis zum Endergebnis
genau verfolgt werden. Es gibt also noch eine ganze Menge Arbeil zu leisten,
ehe das letzte Wort gesprochen werden darf.
Nachtrag. Die seinerzeit von Frau Hessel der Polizei übergebeneu
Papiere (Bescheinigungen über erfolgreiches Arbeiten usw. usw.) sind inzwischen
an die Eigentümerin zurückgegeb en worden. Zu ihrer Verwunderung
erhielt Frau Hessel unmittelbar darauf die Aufforderung von der
Staatsanwaltschaft in Leipzig, die Papiere an diese einzureichen — mit Inaussichtstellung
der Beschlagnahme im Weigerungsfalle. Frau Hessel hat die
zur Zeit noch nicht geklärte Sache ihrem Rechtsbaistand übergeben. — Von
einer gewissen Stelle soll behauptet worden sein, daß die Leipziger Polizei nunmehr
ihre Stellung zu Frau Hessel geändert habe, so daß nach entsprechender
Mitteilung an Frau Hessel diese nicht mehr ,,gutgläubig" sein könne.
Zu den „Glossen des Grafen Klinckowstroem über den internationalen
metapsychifchen Kongrefe in Paris".
Von Dr. med. A. Freiherrn \on Sehrenck-Notzing, München.
Herr Graf Klinckowstroem hat in der Zeitschrift „Die Umschau" (Helt
\oin 3. Dezember 1927) einen Artikel „Glossen zum metapsychischen Kongreß
in Paris" benützt um schwere, aber unberechtigte Angriffe gegen
mich zu erheben. Diese Glossen beruhen teilweise auf dem Referat aus einer
Brüsseler Zeitung, teilweise auf einem Material, welches Herr Graf Klinckow-
ström, der dem Kongreß nicht beiwohnte, nur vom Hörensagen kennt.
Die Tatsache, daß er aus zweiter Quelle schöpft, kennzeichnet schon
die Unsicherheit seiner Ausführunsren.
So wirft er mir vor, ich hätte einen langen Vortrag über die Phänomene
des oesterreichischen Mediums Kraus (in Wirklichkeit handelt es
sicSi um ein von mir entdecktes bayrisches Medium, welches ich in
dem Vortrage mit dem Pseudonym Karl Weber bezeichnete) gehalten, nachdem
dieses Medium in Wien entscheidend entlarvt worden sei. Er fährt dann
weiter fort: „Man kann es nur als eine Irreführung der Allgemeinheit
bezeichnen, wenn Sehrenck-Notzing trotzdem über ein solches Phänomen
einen Vortrag hält und die von ihm beobachteten Phänomene trotzdem als
echt hinstellt, weil er den Trick nicht erkannt hat. Daran ändert auch
nichts, wenn er den gelegentlichen Betrug oder Nachhilfen zugibt. Es ist die
Vertuschungspolitik, die dieser Gönner betrügerischer
Medien stets übt."
Es scheint mir tief bedauerlich, daß beleidigende Aeußerungen wie „Gönner
betrügerischer Medien1', die ich von meinem Standpunkt aus als eine unverantwortliche
Entgleisung schärfstens zurückweisen muß, in der
angesehenen Zeitschrift ..Die Umschau" Eingang gefunden haben.
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