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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1928.)
Fräulein II. war, lediglich zur Begleitung ihres kranken Vaters, dem
unser Doktor eine Kur in einem Dresdener Sanatorium angeraten hatte, vor
einigen Wochen, selbst gesund von Hamburg abgereist.
Der Doktor fragte, welcher Art denn die Erkrankung des ihm bekannten,
jungen Mädchens sei. Die Intelligenz, die ihr Inkognito übrigens durchaus
nicht lüften wollte, und es sehr eilig zu haben schien, sich ihrer Botschaft
zu entledigen, sagte aus, daß Fräulein H. sehr heftige Schmerzen im Leibe,
und zwar an der rechten Seite habe. — Der Doktor fragte, welcher Arzt sie
dort behandle. Er hatte den Yater an einen ihm bekannten Arzt im Sanatorium
empfohlen. — Die Intelligenz gab einen ihm fremden Namen an. —
Rasch war sie darnach fori. —-
Nun, es kam keine Leiche nach Hamburg am nächsten Donnerstage. —
Ja, die damals erkrankte Dame lebt heute noch. Aber Tatsache ist, daß sie wirklich
in jener Nacht sehr schwer krank in Dresden lag, daß ihre Schmerzen
rechts im Leibe ganz plötzlich aufgetreten waren, und daß der sie behandelnde
Arzt den von uns an jenem Abend am Tische notierten Namen trug, den die
geheimnisvolle Intelligenz uns aufgegeben. — Der andre, unserem Doktor bekannte
Arzt war nicht zugegen gewesen.
Vielleicht hat das junge Mädchen in seinen Qualen den alten, Hamburger
Hausarzt, zu dem es Vertrauen hatte, herbeigewünscht, ... vielleicht geglaubt,
daß es am Morgen eine Leiche sein werde.
Was oder wer war dan(n aber die die Meldung machende Intelligenz? —
Ich greife einen andern Fall heraus:
Der Doktor war auch noch auf Praxis und verspätete sich. Seine Frau
und ich setzten uns des Zeitvertreibs wegen an den Tisch. — Er hob sich|
klopfte ein „G." und stand wieder. — Wir fraglen, er verweigerte weitere
Namensnennung durch Schweigen.
„Wie lange tot?44 fragten wir.
„Am 17. Juni gestorben.4* — „Woran?44 — „Krebs."
Nun wußte die Frau des Arztes, daß der Herr, der ihre erst kürzlich
bezogene Wrohnung vorher innegehabt, an Krebs gestorben, sei, und zwtar in
dem Zimmer, wo wir gerade saßen. Es sei sein Schlafzimmer gewesen.
„Bist du hier im Hause gestorben?44 fragten wir.
Hätten wir irgendwie unbewußt den Tisch in diesem Augenblick gelenkt,
würde er nicht einfach mit „Ja44 geantwortet haben? —
# Er klopfte „Krankenhaus44. — Und dann ungestüm, ohne eine andere
Frage abzuwarten: „G ... G ... G.. .4<
„Heißt das44, fragte ich und nannte den Namen des Arztes, der mit einem
G begann.
„Ja.
„Bist du ein Verwandter des Doktors?4'
„Nein, ... G ... G..
Ich lachte. — Da sprang der Tisch hoch auf und gegen mich und schwieg
dann eigensinnig auf alles, was wir auch fragen mochten. — Endlich noch:
„Weggehn!44 — Das galt mir, weil ich gelacht hatte. Und wieder heftig: „G!"
Wir brachen ab. —
Acht Tage darauf, bei unserer nächsten Zusammenkunft, saßen wir Damen
anfangs wieder allein. Und wieder klopfte der Tisch immer nur den einen
Buchstaben „G."
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