Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1928/0137
Kleine Mitteilungen.

121

immer seinen Namen gesagt hatte, äen dieser aber als „I can't" (I can not — ich
kann nicht) verstand, war klar. Die Bostoner sprechen das can wie das deutsche
kann aus, während es im allgemeinen wie Kän ausgesprochen wird. Aber warum
dieser Geist sich immer von mir abwandte, verstand ich einfach nicht.

Als ich am nächsten Morgen diese Erlebnisse meinem Bruder und dessen
mediumistischer Frau, bei denen ich wohnte, erzählte, das zufällige Wortspiel
mit Kants Namen sowohl als auch sein merkwürdiges Betragen, wofür ich keinen
örund sehen konnte, kam mir von der Seite, wo die mediumistische Schwägerin
saß, der Satz zugehaucht: „Du hast sein Bild"! Ich sprang auf und holte einen eingebundenen
Jahrgang der illustrierten Zeitschrift „Die neue Welt", Leipzig, herbei
und dann war ein Artikel über Kant und ein Holzschnitt von ihm, der sein
Porträt im Profil zeigte.

Also darum hatte er sich zweimal seitwärts gedreht und ruhig hingestellt; ich
sollte sein Profil betrachten. Und das war er ganz genau, dasselbe Kinn, dieselben
Augen, derselbe Vorkopf, derselbe eingedrückte Nacken, alles an diesem charakteristischen
Kopf dasselbe, außer dem Haar, denn ich sah ihn nicht mit einer

Perrticke, sondern mit modern geschnittenen Haaren..... Kant kam dann noch

oft; ich glaube zehnmal, wenn ich anwesend war und auch mehrere Maie, wenn

ich nicht da war...... Ueber hundert Personen, darunter Aerzte, Advokaten

und viele andere Gebildete, sprachen ihre Ueberzeugung aus, daß der materialisierte
Geist mit der im Bilde gezeigten Person identisch sei."

II.

Die LebenserinnerungenderGattin Dostojewskis. Herausgegeben
von Rene Fülöp-Milier und Friedrich Eckstein. R. Piper und Co., München
1925. Seite 492 usw. „Am 22. Februar besuchte mich der Universitätsprofessor
N. P. Wagner, ein bekannter Spiritist. Er traf mich allein an. Er fand, daß
ich schlecht aussehe, und erkundigte sich nach meinem Befinden. Ich antwortete,
ich sei physisch ganz gesund, stünde jedoch noch allzusehr unter dem Eindruck der
erschütternden Ereignisse der letzten Zeit und gelange immer mehr zu der Ueberzeugung
, daß ich ohne Fjodor Michailowitsch nicht leben könne....... „Aber

warum wenden Sie sich nicht an ihn- um Rat, wenn Sie schwanken?" fragte Professor
Wagner.......„Aber wie €o\\ ich das tum?" fragte ich höchst erstaunt.

„Wie es jene tun, die mit Geistern ihrer Dahingeschiedenen in den spiritistischen
Sitzungen verkehren." „Was raten Sie mir da, Nicolai Pawlowitsch? Sie wissen
doch selbst, wie Fjodor Michailowitsch über spiritistische Versuche dachte. Er
hielt sie für sündhaft."

Am nächsten Tage bekam ich folgenden Brief:

Hochgeehrte Anna Grigorjewna!

Ich bedaure sehr, Sie durch meine unbedachten Worte erregt zu habeu. Für
Sie kann die Frage der Zitierung Fjodor Michailowitschs nicht dieselbe Bedeutung
haben wie für mich. Für mich wäre das wichtigste, zu erfahren, ob sich
seine Anschauungen in jenem Lande, wo der Durst nach Wahrheit gestillt wird,

geändert haben......Ich kann mir nicht denken, daß seine Seele einen Menschen,

der ihn so sehr geliebt und geachtet hatte, in einer so wichtigen Frage im Irrtum
lassen könnte, und gerade deshalb möchte ich die Antwort Fjodor Michailowitschs

aus dem Jenseits hören..... Sollten Sie vielleicht den Wunsch haben, Menschen

kennenzulernen, die dem Spiritismus große Bedeutung beilegen, ohne die rechtgläubige
Kirche zu verleugnen,......nun, dann haben Sie nur zwei Schritte weit

zu gehen. Es sind dies E. P. T. und I. Th. S. an der Ecke der Moskauer Hauptstraße
.....Heute abend werden diese Damen bei mir sein. Sollten Sie Zeit haben,

so wird es mir Vergnügen machen, wenn Sie uns besuchen. Dann können wir gemeinsam
alles besprechen, was uns interessiert.

Hochachtungsvoll in Verehrung

Ihr N. P.

Ich war ganz bestürzt über diesen Brief und begriff nun, daß die wiederholten
Besuche Nicolai Pawlowitschs den Zweck gehabt hatten, mich in den Kreis jener
Personen zu ziehen, die gleich ihm die Absicht hatten, mit der Seele Fjodor Michailowitschs
zu verkehren..... Ich beschloß sofort, zu Wagner zu fahren und ihn


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1928/0137