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Kleine Mittelungen
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innewohnt, sich auf solche Weise zu manifestieren und manchmal viel schönere
Dinge zutage zu fördern als im gewöhnlichen Leben....." „Damals dachte noch,
wenigstens bei uns, niemand an Spiritismus, sondern man suchte in sich selbst
die Ursache zu diesen Manifestationen, nicht außerhalb. Wer recht hat, wird
erst die Zeit lehren. Bald fanden sich einzelne, die auch lateinisch schreiben konnten
, und die einen schrieben wundervolle Gebete, ohne es zu wissen, die anderen
philosophische Abhandlungen, auch ärztliche Dinge, kurz allerlei, was ihnen im
gewöhnlichen Leben gar nicht in den Sinn gekommen wäre. Man überließ sich
seiner inneren Stimme und suchte nur, in feierlicher und gehobener Stimmung zu
sein, weil man sonst allerlei Unsinn schrieb, und dazu war die Gabe zu heilig und
zu kostbar."
Seite 151. „Man fand beim Schreiben und auch beim Tischrücken, daß fast
die Allerschwächsten den stärksten Strom hatten."
Seite 152. „Mein Vater und mein Onkel setzten sich zusammen mit heraufgezogenen
Beinen auf unsern großen sechs beinigen Eßtisch und eine überaus zarte
und schwächliche Dame legte eine Hand auf denselben, und der Tisch flog dermaßen
durchs Zimmer, daß der Teppich zerriß. Sie hätte nicht einen Stuhl allein
tragen können."
Zum Problem des wissenschaftlichen Aktenstudiums.
Von Dr. Otto Seeling, Berlin.
Der von mir seit 1924 geführte Kampf um Herausgabe der Akten, auf die
sich Dr. Hellwig als Quelle seiner Angriffe gegen mich wiederholt bezogen hat,
führte Ende 1927 endlich zum Ziele. Ich verzichte meinem Versprechen gemäß
auf Ausnutzung meiner Aktenkenntnis in polemischem Sinne. Mir wurde
übrigens verboten, den Akteninhadt s o zu verwenden, daß Personennamen oder
Ortsnamen zu erraten sind. Mein Hinweis darauf, daß Dr. Hellwig sich an eine
ähnliche Bedingung nicht zu halten brauchte, sondern aus dem Akteninhalt beliebiges
Material gegen mich unter Angabe von Namen und Ortsbezeichnungen
verwendete, blieb ohne Erfolg auf die mir von der Ober-Staatsanwaltschaft gestellten
Bedingungen. Ich erhielt nämlich vom Anhaltischen Staatsministerium
folgendes Schreiben.
Anhaltisches Staatsministerium Dessau, den 31. Dezember 1927.
Fernruf Nr. 3091
Tgb-Nr. 12 803. An .
Herrn Dr. Otto Seeling
Betr. Ueberlassung von Strafakten
. Berlin.
Auf die Zuschrift vom 19. De/ember d. Js. erwidern wir ergebenst,
daß wir uns zu einer Aenderung der für die wissenschaftliche Verwertung
der überlassenen Akten von uns gestellten Bedingungen nicht veranlaßt
sehen können. Wir können eine Bekanntgabe der Namen schon im Interesse
der Beteiligten und zur Vermeidung etwaiger Ersatzansprüche nicht zulassen.
Anhaltisches Staatsministerium. Beglaubigt
gez. Müller. Heinecke.
Minist. K7l.-Inspektor
Dessenungeachtet behalte ich mir vor, das bei den Akten Schloßbrand X befindliche
Schreiben Professor Kauffmanns gelegentlich zu veröffentlichen.
Es steht nämlich reichlich Position(!) darin, und es schließt keineswegs
mit dem auf S. 58 des Januarheftes der vorliegenden Zeitschrift (vgl. Anmerkung
2 zu S. 110) \viedergegeben<en Satze.
Mirabelli. Vielfache Anfragen aus unserem Leserkreise nach diesem bedeutenden
, von uns im Augustheft vorigen [ahres geschilderten brasilianischen Medium
veranlassen uns zu der Mitteilung, daß beabsichtigt war, Mirabelli anläßlich des
internationalen Kongresses in Paris zu untersuchen. Leider mußte seine Reise
nach Europa wegen Krankheit in seiner Familie damals unterbleiben. Es ist weiter
beabsichtigt, Mirabelli zu Untersuchungen in verschiedenen europäischen Hauptstädten
einzuladen, doch ist eine definitive Regelung noch nicht erzielt. Sobald
weitere Berichte aus der Heimat Mirabellis vorliegen, werden wir nicht versäumen,
sie unseren Lesern zur Kenntnis zu bringen. Schriftleitung.
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