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Fachliteratur des Auslandes
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Medium Luise kommt er dazu, die Phänomene z. T. animistisch und teilweise
spritistisch zu erklären, eine Erklärung, der sich schon vor Jahren bei diesen
Untersuchungen auch Geley anschloß. Und zwar vertritt er die Reinkarnations-
lehre. Bei der Vorherschau vertritt er in bezug auf die hier auftretende Frage
„Freiheit oder Determination?" eine Lösung, die eine gewisse Kombination von
beiden annimmt.
Im Anschluß an den Vortrag hat Richet noch eine kleine Ansprache gehalten,
in der er das ganze Geschehen, auch das psychische, in Schwingungen aufgelöst
sieht. Er meint, man wisse nicht, ob nicht — wie von anderen Dingen — auch von
der Seele des Lebenden und auch der Verstorbenen (?) Schwingungen ausgingen,
die von Sensitiven wahrgenommen werden könnten. „Der Zweck der Metapsychik
ist das Studium dieser unbekannten Schwingungen."
2. Vesme: Die Rolle der metapsychischen Erscheinungen
bei der Entstehung des religiösen Glaubens (Fortsetzung). Behandelt
die amerikanischen und arktischen Völker. Bringt zahlreiche, zum Teil
schon bekannte Berichte, besonders auch alte Berichte von Missionaren über
okkulte Phänomene, insbesondere auch bei Zauberern und Medizinmännern. Abgesehen
von Hellsehphänomenen wird auch von physikalischen Erscheinungen
wie Telekinese, der direkten Stimme usw. berichtet. Bemerkenswert ist, daß
Indianer, die später zum Christentum übertraten, die Echtheit der von ihnen hervorgebrachten
Erscheinungen auch weiter behaupteten und keinen Betrug zugaben
, obwohl sie jetzt als Ghristen bedauerten, sich mit „bösen Geistern" abgegeben
zu haben.
3. Die Gehirnschwingungen. Erörterung der Cazzamallischen Mitteilungen
. Andry - Bou i g eois nimmt psychische Strahlungen an, die wesentlich
durchdringender sind, als die „Ultra X-Strahlen", die nach Mülikan ungefähr
zwei Meter dicke Bleiwände dmdidringen. Er meint im Gegensatz zu Cazzamalli,
daß diese Schwingungen nicht nur vom Gehirn, sondern vom ganzen Körper ausgehen
. Desoille wendet gegen die Cazzamallischen Versuche ein, daß die
Apparatur nicht genau genug beschrieben ist, 4so daß man nicht wissen könne,
welche technischen Fehlerquellen in Frage kämen. Obwohl beide Autoren grundsätzlich
Anhänger der Schwingungstheorie sind, ist es bemerkenswert, daß sie
gegen die Cazzamallischen Mitteilungen Einwände zu machen haben.
4. Belbeze: Kartenlegen und Hellsehen. Ein psychologischer
Versuch über den Tarot. Ausführliche Darlegungen über das
von den Orientalen gegen Ende des 14. Jahrhunderts nach Italien gekommene
Spiel. Wie aber die Technik des Spieles, die Anordnung der Karten den
Hellseher beeinflußt, so daß er richtige, übernormale Angaben macht, bleibt
unklar. T i s c h n e r.
Revue mgtapsychique, 1927, Nr. 4.
1. E. Osty. EinepraktischeVerwendungder übernormalen
Erkenntnisse. Osty berichtet eine Anzahl Fälle, in denen die Angaben von
Medien zum Zweck von Aufdeckung sonst unbekannter Geschehnisse gemacht wurden
, so daß das Geschehnis dadurch aufgeklärt wurde oder — falls man sie entsprechend
beachtet hätte — aufgeklärt hatte werden können. — Zuerst bringt er
einige bekannte nicht von ihm selbst beobachtete Fälle, wie den berühmten Fall
des Jaques Aymar aus dem Jahr 1692, der übrigens vielleicht doch nicht das
Vertrauen verdient, das man ihm meist entgegenbringt. Weiter teilt er die auch
schon sonst bekannten Leistungen der abessinischen „Lobaschas" mit, Knaben,
die in einem hypnotischen Zustande zur Aufdeckung von Verbrechen benützt
werden. Es folgt der gleichfalls schon bekannte Fall, den Dr. Dufay mitgeteilt
hat (Revue philosophique, 1889, T. 1, S. 205), in. dem das Medium, abgesehen
davon, daß es den Hergang der Mordtat schilderte, auch völlig unbekannte Tatsachen
angab, wie die von dem Verbleib der zu dem Morde benützten Axt, die
sich an der von dem Medium beschriebenen Stelle im Wasser fand. — Ein weiterer
Faill, den Osty neu mitteilt, betrifft den bekannten polnischen Hellseher
Ossowiecki. In einer Bank war ein Diebstahl vorgekommen. Drei Damen, die
in der Bank angestellt waren, kamen in Verdacht; eine davon wendete sich an
Ossowiecki, damit er den, Diebstahl aufklärte. Er kam, beschrieb den Hergang
und gab an, es sei ein Mann gewesen, er würde ihn wiedererkennen, wenn er
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