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128 Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1928.)
ihn sähe. Den nächsten Tag geht Ossowiecki, als ob es sich um einen einfachen
Besuch handele, durch die Büros-, und entdeckte den Dieb, den er heimlich
dem ihn begleitenden Beamten bezeichnete. Es wurde sofort in der Wohnung
des Angestellten Haussuchung veranstaltet, wo man die gestohlenen Sachen
fand. — Es folgen eine Anzahl von Fällen mit der ausgezeichneten Hellseherin
Frau M., die Osty selbst untersuchen konnte, darunter der schon berühmte, in
dem sie den Verbleib eines seit einigen Wochen vermißten Mannes angab. Er
wurde im Walde an einer Stelle tot gefunden, die das Medium mit mehreren
Einzelheiten richtig beschrieben hatte. — In einem andern Falle, wo eine
Frau B. C. glaubte, geliehene wertvolle Gegenstände entweder im Auto liegengelassen
oder durch Diebstahl verloren zu haben, sagte Frau M., alles sei ganz
normal, die Dinge lägen in einem Möbel und würden sofort dem Eigentümer
zugestellt werden. Es zeigte sich die Richtigkeit der Angabe, da eine andere
Dame die Gegenstände an sich genommen hatte, um sie dem Eigentümer, einem
Verwandten von ihr, zuzustellen, versehentlich hatte sie, da Frau B. C. gerade
mit andern Personen sich unterhielt, dieser keine Mitteilung davon gemacht, daß
sie die auf dem Tisch liegenden Dinge schon zur Ablieferung an den Eigentümer
an sich genommen hatte. — In einem andern Falle gab sie einer Dame, die ihren
Mann vermißte, den sie noch in Südamerika auf einer Geschäftsreise vermutete,
richtig an, er sei schon wieder heimlich in Paris, was dann darauf gerichtete
Nachforschungen auch bestätigten. Die Dame strengte gegen ihren Mann einen
Scheidungsprozeß an, der jedoch lange Zeit zu keinem günstigen Ergebnis
führte und anscheinend hoffnungslos war. Das Medium aber sagte bestimmt
einen günstigen Ausgang voraus und blieb darauf bestehen, obwohl es äußerlich
nicht den Anschein hatte. Die Wendung würde durch ein Paket Briefe herbeigeführt
werden, das man der Dame von selbst überbringen würde. Alles bewahrheitete
sich. — In andern Fällen wurden allerdings richtige Angaben gemacht
, aber sie waren für die Aufhellung des Tatbestandes ungenügend, in
andern wiederum konnte nicht festgestellt werden, ob die Angaben des Mediums
richtig waren. — Osty betont, daß jedoch in vielen Fällen die Ergiebigkeit des
Mediums beeinträchtigt würde, indem sie die Vermutungen anderer Menschen
telepathisch erfühle oder auch rein phantasiemäßige Angaben produziere. Vielfach
sei auch eine Mischung der verschiedenen Quellen nachweisbar. Oft seien
auch die Angaben richtig, jedoch wären viele Orte eben nicht charakteristisch
genug, um durch irgendeine Einzelheit aus vielen andern Oertlichkeiten sich genügend
herauszuheben. Osty empfiehlt für viele Fälle das Medium sich bewegen
und den Ort finden zu lassen, anstatt es im Zimmer zu befragen. Vielfach seien
auch die Ergebnisse so schlecht, wreil man einen an sich medial Veranlagten vor
Aufgaben stelle, die der Spezialität des Mediums nicht entsprächen; das eine
Medium sei auf ganz andere Aufgaben eingestellt als ein anderes. Osty hofft,
daß bei tieferem Eindringen in das Gebiet, es auch gelingen wird, noch bessere
Ergebnisse zu erhalten. — Aus Ostys Angaben geht hervor, daß es in Frankreich
offenbar wesentlich mehr und zuverlässigere Medien gibt als in Deutschland.
* 2. DeVesme. Die Rolle der metapsychischen Erscheinungen
bei der Entstehung des religiösen Glauben. Diese Fortsetzung
seines langen Aufsatzes ist Ozeanien gewidmet. Auch aus diesen Gegenden
werden telepathische Erscheinungen, Kristallsehen und dgl berichtet. Auch
das Tischrücken und Erscheinungen, die vielleicht auf „direkte" Stimmen deuten
, fehlen nicht, und sogar von Materialisationen ist die Rede. Die „Phantasms
of the living" sind auch dort bekannte Vorkommnisse. Es folgen dann die bekannten
Berichte über Steinregen. Was die Zauberer, die „Medien" der Wilden,
angeht, so spricht Vesme über ihre Uebungen und ihre nervöse Konstitution.
Vesme glaubt nicht, daß bei den Primitiven die metapsychdschen Erscheinungen
häufiger als bei der Kulturmenschheit sind. Er ist also ein Gegner der Ansicht,
die in den medialen Fähigkeiten einen Atavismus sehen will. Immerhin meint er,
daß die Primitiven gewisse Fähigkeiten mehr gepflegt und ausgebildet hätten.
3. H. Azam. Ueberdie Versuche von Prof. Cazzamalli und
die Gehirnstrahien. Azam macht auf verschiedene technische Feblcr-
möglichkeiten aufmerksam, ohne bestreiten zu wollen, daß vom Gehirn und dem
Körper des Menschen und der Tiere Hertzsche Wellen ausgehen. Er fordert
genaue Nachprüfungen der Cazzamallisohen Untersuchungen. Tischner.
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