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190 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1928.)
Versuchsbedingungen zustandekommt. Es wird in der Natur keine Arbeit geleistet
, wenn nicht eine entsprechende Energiemenge zur Verfügung steht, es
wird irgendeine bestimmte chemische Reaktion nur dann vor sich gehen, wenn
die erforderliche Temperatur erreicht ist, es wird kein Sexualakt Zustandekommen
, wenn keine Libido vorhanden ist, und es treten mediale Erscheinungen nur
auf, wenn das Medium sich in einer bestimmten Gemütsverfassung befindet. Es
ist eben auch ein Verstoß gegen wissenschaftliche Crundsät/e, wenn man diese
letztere Bedingung bei einem Versuch völlig ignoriert und aut Grund des negativen
Ergebnisses, zu dem man natürlich gelangt, erklärt: Es gibt keine medialen
Phänomene. Man hat dann eben nur bewiesen, daß diese Phänomene nicht bei
beliebiger Gemütsverfassung des Mediums auftreten — ob sie überhaupt nicht
existieren, kann man nach soich einem Versuch noch gar nicht sagen.
Dies wären also ungefähr die Richtlinien für alifällige Experimentalunter-
suchungen, mit denen wir allerdings erst beginnen können, sobald uns ein Medium
zur Verfügung steht. Dies ist gegenwärtig noch nicht der Fall. Wenn aber
unsere Gesellschaft erst ein wenig erstarkt sein wird, so daß uns ein gewisses
bescheidenes Vereinsvermögen zur Verfügung steht, wird es uns wohl nicht
schwer fallen, auswärtige Medien nach Wien zu bekommen.
In der Zwischenzeit wird die Tätigkeit der Gesellschaft eine beehrende und
aufklärende sein. Dieses Ziel soll erreicht werden durch Abhaltung von Vorträgen
und durch Anlegung einer Fachbibliothek. Die Vortragsserie wird nach
dem heutigen internen Vortrag durch einen öffentlichen Vortrag von Prof. Hahn
über das Thema: „Der physikalische Mediumismus im Lichte von Kritik und
Antikritik" fortgesetzt werden. In der Vereinsbücherei, für die uns Gräfin
Wassilko einstweilen ihre Wohnung zur Verfügung gestellt hat, werden zunächst
einige der wichtigsten Fachzeitschriften aufliegen, später werden dann je nach
dem Stand des Gesellschaftsäckels die wichtigsten einschlägigen Werke über
Parapsychologie angeschafft werden.
Zum Schlüsse möchte ich noch hervorheben, daß nach meiner Auffassung
die Gesellschaft durchaus nicht die Aufgabe hat, der Anwalt oder Vorkämpfer
der Parapsychologie zu sein. Ich halte es für die vornehmste Aufgabe der Gesellschaft
, die Wahrheit zu erforschen, Erkenntnisse zu sammeln und den Mitgliedern
und Gästen eine möglichst objektive Berichterstattung über die einschlägigen
Forschungsergebnisse zu liefern. — Ich sage „möglichst objektiv
", weil es schließlich ganz menschlich ist, nicht objektiv zu sein. Auch in
den sogenannten exakten Wissenschaften ist es ja oft mit der Objektivität nichs
sehr weit her. Es mag daher auch bei uns manchmal vorkommen, daß der eine
oder der andere der Zuhörer den Eindruck gewinnt, als nähme der Vortragende
eine zu einseitige Stellung ein. Wir werden das aber nach Möglichkeil vermeiden,
weil von Seiten der Wissenschaft gerade an die Vertreter der heißumstrittenen
Parapsychologie ein besonders strenger Maßstab angelegt wird.
^Druckfehlerberichtigung. In dem letzten kleinen Beitrag „Zum Problem des
wissenschaftlichen Aktenstudiums" ist ein den Sinn völlig entstellender Druckfehler
stehen geblieben. Es muß im letzten Absatz heißen: ich behalte mir vor,
das bei den Akten befindliche Schreiben Professor Kauffmanns gelegentlich /u
veröffentlichen, es steht nämlich reichlich Positives darin.
S e e 1 i n g.
Druckfehlerberichtigung zu dem Aufsatz: Sichler, lieber magische Tricks
usw., in Heft 11 u. 12, Jahrg. 1927.
S. 680, Zeile 17 von unten ist zu lesen: von der magischen Kunst her.
S. 730: Die dort erzählten Spukerscheinungen sind falsch eingeschoben worden
und gehören auf S. 729, nach Zeile 29 von oben.
S. 739, Zeile 4 von unten statt „anderen" Seite lies „\ordere" Seite.
Fachliteratur des Auslandes.
Quarterly Transactions of the British College of Psychic Science, Vol. VI, No. 3,
Oktober 1927.
Die „Bemerkungen des Herausgebers" bringen einige Worte über den verdienstvollen
Schriftleiter des „Light" David Gow. Ferner hören wir, dal5 er-
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