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Zeitschrift für Parapsvchologie. 5. Heft. (Mai 1928.)
allgemeinen nicht beweisbar, doch zitiert Irving drei von ihm beobachtete Fälle,
wo über die Bücher und ihre Umgebung ihm unbekannte Einzelheiten angegeben
werden, die nur einige Tage vor der Sitzung zutrafen, das legt in der Tat den
Oedanken nahe, daß die Tests von den „Geistern" oder Frau Leonards Unterbewußtsein
zuweilen längere Zeit vor der Sitzung ausgearbeitet werden.
Irvings Arbeit schließt mit einer Diskussion der Bemerkung Frau Leonards,
daß auch die Persönlichkeit des Protokollführers für das Gelingen der Sitzung
wichtig sei; denselben oft zu wechseln sei schädlich, auch sei es besser einen
skeptischen aber pünktlichen Protokollführer mitzubringen als einen gläubigen
aber unpünktlichen; deshalb seien die wissenschaftlich geschulten S. P. R.-Mit-
glieder für das Amt am geeignetsten. Irving meint, daß diese Bemerkung Frau
Leonards durch die Ergebnisse seiner Sitzungen gestützt werden ohne daß man
doch zu einer Sicherheit darüber gelangen könnte.
Den Abschluß des Bandes 35 der Proceedings bildet eine Besprechung von
W. F. Princes außerordentlichem Werk „The Case of Patience Worth" durch
F. C. S. Schiller. Wie Prof. Oesterreich (Z. f. Parapsych. 1928) lehnt auch
Schiller für den Fall die spiritistische Hypothese ab, ohne freilich zu leugnen,
daß die Hypothese der Produktion der künstlerisch sehr wertvollen und völlig
unerklärliche Kenntnisse des Altenglischen und früherer geschichtlicher Zustände
verratenden Werke von Patience Worth durch Frau Currans (des Mediums)
Unterbewußtsein gleichfalls große Schwierigkeiten hat. Auch mir scheinen hier
die Schwierigkeiten der spiritistischen Deutung größer als die der amnestischen
, es gibt immerhin rein mediale automatische Niederschriften, d'e eine
gewisse Annäherung an die Leistungen der angeblichen Patience Worth darstellen
, während die Mitteilungen der Geister, die noch am ehesten ihre
Identität bewiesen haben — man denke an die durch Frau Piper oder Frau
Leonard redenden Persönlichkeiten — an Flüssigkeit und Wert mit Patience
Worths Produktionen in keiner Hinsicht vergleichbar sind. Uebrlgens läßt auch
der sehr vorsichtige Dr. Prince selbst die Deutung des Falls offen.
Rudolf Lambert.
Plie British Journal of Psychical Research. Jan.—Febr. 1928.
Prof T i 11 y a r d schreibt über „Die normale Erzeugung von psychischen
XParaffin-)Handabgüssen". Der Autor erwähnt u. a.. daß er sich "stets bemüht
hat, für das Phänomen der Handabgüsse eine normale Lösung zu suchen.
Der Autor glaubt auch an die Möglichkeit derselben — im Gegensatz zu Sir
Arthur Conan Doyle, der behauptet, daß „psychische Handschuhe" nicht
normal gebildet werden können.
Tillyard erinnert besonders an die wunderbaren Erzeugnisse dieser Art durch
das Medium Franek Kluski, und kommt dann auf die bei dem Medium
Margery von ihm selbst beobachteten Bildungen von „Paraffin-Handschuhen"
zu sprechen. Um Klarheit zu erhalten über die Produktion dieser „Handschuhe"
Wldete Tillyard eine Kommission, welche zu diesem Zwecke interessante Experimente
anstellte. Tillyard legt besonderen Wert auf die Idee Dr. J a m i e -
s o n s , daß eine lebende Hand in dem Volumen abnimmt, wenn der Oberarm
abgeschnürt ist. Mit dieser Hand wurde nun in der bekannten Weise durch
Eintauchen in heißes Paraffin und darauffolgender Abkühlung im kalten Wasser
der Paraffinhandschuh erzeugt.
Wenn die Verringerung des Volumens der Hand wirklich genügend auftritt,
so wäre die Hauptschwierigkeit überwunden, nämlich die lebende Hand durch
die vom Handgelenk gebildete Oeffnung aus dem Handschuh herauszuziehen,
ohne das feine Gebilde zu verletzen.
Nun erhebt sich aber die Frage: wie wird von dem betrügerischen Medium
die Abschnürung des Armes erreicht? Tillyard meint mittels eines stark elastischen
Bandes, das das Medium heimlich über den Oberarm streift und enger zieht.
Zweifellos ist dies möglich — aber dann muß die Kontrolle des Mediums schon
äußerst ungenügend sein. Ich habe selbst viele Versuche angestellt zur Erzeugung
von Paraffin-Handschuhen; eines steht absolut fest: bei einwandfreier
Kontrolle, wie wir sie in der vorbildlichen Methode des Barons Schrenck-
Notzing sehen, ist die Vortäuschung des Phänomens unmöglich. — J. Peter.
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