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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1928/0326
Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1928.)

B uchbesprech ungen.

Franz Anton Mesmer; Leben, Werk und Wirkungen. Von Rudolf Tischner. Verlag
der Münchner Drucke. 176 S. Preis geh. M. 9.—, geb. M. 11.—.

Ein sehr interessantes Werk! Tischner hat darin ein fesselndes Büd von dem
Leben und Wirken eines der seltsamsten Menschen in der Geschichte der Wissenschaften
entworfen. Gerecht abwägend kommt Tischner zu dem Ergebnis,
daß Mesmer ohne ein Geist ersten Ranges zu sein, doch in meist ehrlichem
Streben die Wissenschaft und vor allem die Medizin ernstlich gefördert hat
Seine Gegner haben den Entdecker des angeblichen tierischen Magnetismus
einen Schal latan, ja Schwindler, genannt und manche seiner Handlungen unterstützen
etwas diese Auffassung, so der von Tischner ausführlich dargestellte Fall
des Fräulein Paradis, die Mesmer, obwohl sie mit 3i'2 Jahren plötzlich erblindete
und auch blind starb, kurze Zeit sehend gemacht haben will. Daß eine organisch
bedingte Blindheit durch Mesmers suggestiv wirkende magnetische Kur eine
Zeitlang geheilt worden wäre, ist kaum denkbar und daß eine nur hysterische
Blindheit, obwohl kurze Zeit behoben, dennoch ein langes Leben hindurch angedauert
hätte, ist kaum wahrscheinlicher. Trotzdem braucht Mesmer auch hier
nicht bösen Glaubens gewesen zu sein; berauscht von seinen vielen unstreitigen
Erfolgen mag er aus irgendwelchen irrig gedeuteten Anzeichen auch in diesem
Fall eine allmähliche Heilung herausgelesen haben, und vielleicht bildete sich
Fräulein Paradis wirklich eine Zeitlang ein, etwas zu sehen; vielleicht auch
hatte sie vorübergehend eine okkulte Sehfähigkeit, wie sie Rene Maublanc bei
einer blinden Patientin erzielt ha,ben will (Une education paroptique, Paris 1926).
So gibt das Buch immer wieder psychologische Rätsel auf, deren Antwort vermutlich
weder das Wort „Schwindel" noch das Wort „absolute Ehrlichkeit" bietet
; zwischen beiden gibt es unendlich vie!e Zwischenstufen.

Sehr lehrreich ist, daß die verschiedenen Kommissionen, die Mesmers Behauptungen
, die im Grunde auf die Entdeckung des Hypndtismus hinausliefen,
prüften und verwarfen, dies taten ohne die an Mesmers Patienten auftretenden
echten hypnotischen Erscheinungen ernstlich zu beachten, da sie sich darauf
beschränkten, die wahrscheinlich im allgemeinen falsche Theorie Mesmers zu
widerlegen, na,ch dei vom Magnetiseur ein Flukium auf den Patienten übergehen
soll. Sie wähnten die verblüffenden Heilungen Mesmers beseitigt zu haben, wenn
sie das Fluidum als Einbildung abtaten und sahen nicht, welch eminente Bedeutung
der durch Mesmers (oft a,bsurd aussehende) Methoden geweckten heilenden
Einbildungskraft der Patienten zukam. Auch Mesmer ist diesen Problemen nie
ajtf den Grund gekommen und es ist besonders fesselnd, zu sehen, wie endlich
nach langen Irrtümern aus Mesmers vielfach wirren Theorien die modernen Anschauungen
sich entfalteten. Das Buch schildert die Wirkungen des Mesmeris-
mus, dessen spätere Entwicklung zum Hypnotismus, sowie seine Beziehungen zur
Neugeistlehre, zur Christlichen Wissenschaft, zum Coueismus u. a.

Mesmers Bedeutung für die Metapsychik, der Tischner im Aprilheft der
Z. f. P. (1928) eine Abhandlung gewidmet hat, spielt in dem schön gedruckten
und gut illustrierten Buch nur eine Nebenrolle. Tischner hat das große Verdienst,
uns eine sehr merkwürdige Persönlichkeit und die seltsamen Anschauungen einer
wissenschaftlichen Uebergangszeit in lebendigster Darstellung nähergebracht zu
haben. * R. Lambert.

Dr. Josef Feldmann. Okkulte Philosophie. Verlag Schöningh, Paderborn
1927. 223 S. M. 4.-.

Der Professor der Philosophie an der Paderborner theologischen Hochschule
, Dr. Feldmann, ist mit wissenschaftlichem Ernst, mit großer Sorgfalt
und vorsichtiger Zurückhaltung an die Deutung der okkultistischen Phänomene
herangegangen, immer unter Berücksichtigung der parapsychologischen Forschung
der Vergangenheit und Gegenwart, wobei er sich auf meine „Geschichte
der okkultistischen Forschung" stützte. Die gewiß notwendige Vorsicht bei Feststellung
der Tatsachen geht meines Erachtens über das rechte Maß hinaus, wenn
er Spuk und Erscheinungen summarisch als subjektive Halluzination bezeichnet.
Es gibt hier eine Reihe genau festgestellter und geprüfter Fälle, die nicht mit

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